Bundesliga

Warum Aranguiz frustriert ist und an Abschied denkt

Leverkusens Stratege erwägt vorzeitige Rückkehr nach Südamerika

Warum Aranguiz frustriert ist und an Abschied denkt

Charles Aranguiz ist derzeit mit seiner Situation bei Bayer Leverkusen unzufrieden.

Charles Aranguiz ist derzeit mit seiner Situation bei Bayer Leverkusen unzufrieden. imago images/Sven Simon

Verlässt Charles Aranguiz Bayer 04 Leverkusen bereits im Sommer und damit ein Jahr vor dem Ende seines bis Juni 2023 datierten Vertrages? In einem Interview mit der chilenischen Zeitung "Las Ultimas Noticias" hat der chilenische Nationalspieler zumindest diesen Gedanken sehr klar geäußert.

Aranguiz: "Im Juni werde ich also die Frage meines Vertrags noch einmal überdenken"

Mit dem Hinweis darauf, dass seine beiden Förderer, der frühere Sportdirektor Jonas Boldt (wechselte 2019 zum HSV) und Geschäftsführer Rudi Völler (wird ab Juli 2022 Klub-Botschafter) ihm im Tagesgeschäft als Bezugspersonen fehlen werden, erklärte der seit 2015 für Leverkusen spielende Aranguiz: "Im Juni werde ich also die Frage meines Vertrags noch einmal überdenken."

Die Reaktion des Klubs fällt eher zurückhaltend aus. "Dass er vielleicht ein bisschen unzufrieden und frustriert ist über die letzte Zeit, in der er viel mit Verletzungen zu kämpfen hatte, kann ich auch nachvollziehen", erklärte Sportdirektor Simon Rolfes kurz vor dem Abflug zum Europa-League-Spiel bei Ferencvaros Budapest (Donnerstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) "das will ich nicht zu hoch hängen".

Dies gilt auch dafür, dass Aranguiz keinen Hel daraus macht, dass er sich Brasilien, wo er vor seinem Wechsel zu Bayer 04 für Internacional Porto Alegre spielte, als nächstes Ziel in seiner Karriere ausgeguckt hat. Einen festen Entschluss oder zumindest weit vorangeschrittene Überlegungen von Aranguiz, im Sommer zu wechseln, leitet Rolfes aus den Worten des Spielers allerdings nicht ab.

Rolfes: "Die letzten Wochen und Monate waren für ihn natürlich nicht optimal"

"Dass er immer Brasilien im Kopf hat, das war vor zwei Jahren schon so", erklärt der Sportdirektor mit Blick auf die damaligen Vertragsverhandlungen, räumt aber ein: "Die letzten Wochen und Monate waren für ihn natürlich nicht optimal." In der Tat: Anders als in den Jahren zuvor, als er nach Verletzungen immer nach nur wenigen Trainingstagen in die Startelf zurückgekehrt war, kam Aranguiz zuletzt zweimal lediglich als Joker zum Einsatz.

Ein weiterer Hintergrund, warum Aranguiz verstimmt ist: Vor der Länderspielpause im November bekam der damals noch an einer Muskelsehnen-Verletzung in der Wade laborierende Mittelfeldspieler intern eine klare Ansage, dass er trotz der Anforderung durch den chilenischen Verband nicht zu den WM-Qualifikationsspielen nach Südamerika reisen solle.

Auch wenn Bayer 04 keine Mittel besaß, den eindringlichen Wunsch durchzudrücken, fügte sich der 32-Jährige schließlich und blieb in Deutschland. Doch diese sehr stringente Ansage ist dem Sechser, der auch nach der Länderspielpause im Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum (1:0) sowie in der Europa League gegen Celtic Glasgow (3:2) noch nicht einsatzbereit war, offenbar sauer aufgestoßen.

Dass Aranguiz nun in Chile öffentlich dem früheren Sportdirektor Jonas Boldt und dem im Sommer scheidenden Geschäftsführer Rudi Völler nachtrauert, könnte also auch damit zusammenhängen, dass Rolfes Anfang November das unangenehme Gespräch mit Aranguiz führte.

Bei Bayer möchte man dessen Aussagen nicht auf die Goldwaage legen. Vielmehr hofft man, dass sich die Stimmungslage bei dem Nationalspieler ändert, wenn dieser wieder topfit ist und regelmäßig auflaufen darf.

Aranguiz aktuell nur einer von vier bzw. fünf starken Sechsern

"Für ihn ist es wichtig, dass er in den nächsten Spielen reinkommt, dass er - und das wünschen wir ihm ja - wieder die Form aus der Saison 2019/2020 bekommt", sagt Rolfes, "als er ein ganz wichtiger Spieler für uns war."

War. Damals galt Aranguiz als unersetzlich. Aktuell ist er nur einer von vier bzw. fünf mehr oder weniger gleichberechtigten starken Sechsern im Kader.

Das letzte Wort über die Zukunft des defensiven Mittelfeldspielers dürfte noch nicht gesprochen sein. Wer weiß, wie zurückhaltend sich südamerikanische Profis generell und Aranguiz im Besonderen im Regelfall in den Medien äußern, weiß den Vorstoß des Strategen einzuordnen: Nämlich als eindeutiges Statement.

Stephan von Nocks

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