2. Bundesliga

HSV: Tim Walter vermisst nicht nur die Basics

HSV-Coach erklärt: "Müssen uns in vielen Dingen finden"

Walter vermisst nicht nur die Basics

Glücklich sieht anders aus: HSV-Coach Tim Walter während der Partie in Karlsruhe.

Glücklich sieht anders aus: HSV-Coach Tim Walter während der Partie in Karlsruhe. IMAGO/Jan Huebner

Sie hatten den Sieg schon dicht vor Augen, doch KSC-Joker Budu Zivzivadze riss dem Hamburger SV mit seinem 2:2-Ausgleichstreffer in letzter Minute die drei Punkte wieder aus der Hand. Im Endeffekt muss der HSV dennoch zufrieden sein, nach durchwachsener Leistung überhaupt noch einen Punkt aus Karlsruhe mitgenommen zu haben.

Beim badischen Konkurrenten um den Aufstieg konnte sich Trainer Tim Walter zwar auf die Qualitäten von Laszlo Benes als Freistoß-Spezialist und Vorlagengeber für Torjäger Robert Glatzel verlassen, doch die individuelle Klasse beider Akteure konnte die Baustellen der Hamburger nicht übertünchen.

Knackpunkt Zweikämpfe: KSC kauft HSV den Schneid ab

Vor allem die fehlende Aggressivität und Härte in den Zweikämpfen strafte der Gastgeber zu Beginn direkt ab. In diesem Punkt waren sich Walter und seine beiden Leistungsträger Benes und Glatzel einig: Einsatzbereitschaft, Mut und Druck auf den Ball fehlten komplett. Während der HSV in der Vorwoche beim Saisonauftakt gegen Schalke 04 noch mit einer Zweikampfquote von 59 Prozent glänzte, gewannen die Rothosen in Karlsruhe lediglich 46 Prozent ihrer direkten Duelle.

2. Bundesliga, 2. Spieltag

Auch wenn Walter bei seiner Mannschaft nach der Anfangsviertelstunde mehr Ballbesitzphasen sah, blieben diese ohne Ertrag. Der HSV schaffte es selten, sich aus der Innenverteidigung heraus ins Mittelfeld zu kombinieren. "Das Ziel war, dass Ramos und Hadzikadunic aus der Innenverteidigung mehr andribbeln und Pherai nicht so hoch kommen muss, aber das haben wir nicht so umgesetzt", bilanzierte der Trainer.

Innenverteidiger lassen Walters Plan nicht aufgehen

Dadurch ging sein taktischer Kniff mit den beiden Achtern Pherai und Benes selten auf. Walters ursprünglicher Plan: Die beiden zentralen Mittelfeldakteure positionieren sich auf dem Flügel - wenn der Ball auf ihrer Feldseite war. Damit sollten sie außen zusammen mit dem jeweiligen Flügelspieler Überzahl kreieren, um auf der Ballseite leichter nach vorne durchzuspielen oder viele Gegenspieler zu binden, um den freigewordenen Platz auf der anderen Seite mit einer Spielverlagerung zu nutzen.

Doch durch das gemächliche Tempo im Spielaufbau schafften es die beiden Achter im HSV-System selten, aufzudrehen und in die Tiefe oder direkt auf die andere Feldseite zu spielen. Walter änderte das nach dem Pausenpfiff und beorderte Pherai wie Benes im Spiel mit Ball wieder ins Zentrum - mit Erfolg. Beide zeigten sich dort deutlich auffälliger und schafften es häufiger, den Ball per Pass oder Dribbling ins letzte Drittel zu transportieren.

Flügelzange bleibt blass - auch in zweiter Garnitur

Auffällig waren beim HSV-Gastspiel auch die Flügelspieler - allerdings in negativer Hinsicht. Walter gab nach dem Spiel offen zu, dass er weder mit der Startbesetzung Levin Öztunali/Ransford-Yeboah Königsdörffer noch mit den Jokern Jean-Luc Dompé und Bakery Jatta zufrieden war, die sich nach 55 Minuten beweisen durften.

Öztunali verschleppte immer wieder das Tempo und verpasste das schnelle Abspiel in die Spitze. Königsdörffer blieb in seinen Eins-gegen-eins-Duellen fast immer an KSC-Linksverteidiger Philip Heise hängen. Ähnlich erging es Dompé auf der linken Seite, der in der Schlussphase der Partie dennoch gleich zwei Mal die große Chance hatte, nach einem Konter auf 3:1 zu erhöhen. Doch der 27-jährige Franzose ließ in beiden Situationen die nötige Cleverness und von Walter angesprochene Entschlossenheit vermissen.

In Essen wartet eine ähnliche Herausforderung auf den HSV

Vor allem letztgenanntes Attribut in Kombination mit der gegen Karlsruhe vermissten Aggressivität und Bereitschaft, die harten Zweikämpfe anzunehmen und zu gewinnen, sollte der HSV im nächsten Spiel wieder von Minute eins an zeigen.

Denn bei Drittligist Rot-Weiss Essen erwartet die Hamburger in der ersten Runde des DFB-Pokals (Sonntag, 13 Uhr, LIVE! bei kicker) ein wohl ähnlich leidenschaftlich auftretender Gegner wie der Karlsruher SC, der in erster Linie über gewonnene persönliche Duelle versuchen wird, das Pokalwunder im Stadion an der Hafenstraße zu erzwingen.

Dominik Theis

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