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Vor dem Derby: Bei Rot-Weiß Erfurt ist Feuer unterm Dach

Regionalliga Nordost, 26. Spieltag - Vorschau

Vor dem Thüringen-Derby: Bei Rot-Weiß Erfurt ist Feuer unterm Dach

Durststrecke: Der FC Rot-Weiß Erfurt wartet seit fünf Spielen auf einen Sieg.

Durststrecke: Der FC Rot-Weiß Erfurt wartet seit fünf Spielen auf einen Sieg. IMAGO/Beautiful Sports

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Sportlich ist die Saison abgehakt, aber das Thüringen-Derby elektrisiert allen Misserfolgen der eigenen Mannschaft zum Trotz die Anhänger. Als der FC Rot-Weiß für das Regionalliga-Spiel am Samstag beim FC Carl Zeiss Jena die 1500 Gästetickets zum Verkauf anbot, war das Kontingent in nicht einmal drei Stunden vergriffen. Vom starken Interesse profitierte auch der Klub, da beim Vertrieb zunächst Mitglieder und Dauerkarteninhaber bevorzugt wurden. In diesem Zuge gingen 100 Anmeldeformulare ein.

Obwohl der Traum vom Titelkampf schon im Herbst geplatzt und das Polster zu den Abstiegsrängen groß genug ist, steht die Elf unter Druck. Nach nur zwei Siegen aus sieben Spielen in diesem Kalenderjahr sind die Fans enttäuscht. Als Erfurt zuletzt gegen Aufsteiger Eilenburg zu Hause mit Ach und Krach ein 2:2 erreichte, entrollten die Anhänger ein Banner mit einer unmissverständlichen Botschaft: "Schluss mit Ausreden - Derbysieg!"

Wir brauchen die Mentalität, sein Herz auf dem Platz zu lassen. Diese Einstellung haben viele bei uns nicht.

Erfurts Trainer Fabian Gerber

Allerdings leistete sich der FC Rot-Weiß in dieser Saison vor allem auswärts ernüchternde Auftritte. Auf fremdem Platz gab es im August den letzten Sieg. Zuletzt kassierte man in Meuselwitz vier, in Zwickau sogar fünf Gegentreffer. Danach war Feuer unterm Dach. Trainer Fabian Gerber, der sich sonst schützend vor die Mannschaft stellt, zählte offen seine Spieler an: "Wir brauchen die Mentalität, sein Herz auf dem Platz zu lassen. Diese Einstellung haben viele bei uns nicht."

Turbulent ging es in der 121-jährigen Geschichte des Derbys beider Städte schon immer zu. Im ersten Duell nach dem Zweiten Weltkrieg lieferten sich nach einem Erfurter 2:1 die Fans hinterher erstmals Handgreiflichkeiten. 1953 mussten die Rot-Weiß-Spieler mit einer Fähre über die Saale flüchten, weil aufgebrachte Jena-Fans die Heimfahrt des Busses blockierten. Vor 21 Jahren boykottierte der FC Rot-Weiß nach einem 2:0 im Landespokalfinale aus Ärger über den aus ihrer Sicht unfairen Spieltermin nur zwei Tage nach dem Saisonende die Entgegennahme des Pokals.

All das erklärt die Brisanz, obwohl sich diesmal der sportliche Zündstoff in Grenzen hält. Das wissen auch die Spieler. Unter diesem Blickwinkel sind die Aussagen vor dem Derby zu verstehen. Eigengewächs Til Schwarz, der gegen Eilenburg wegen einer Muskelverletzung ausgewechselt werden musste, sagte unmissverständlich: "Zur Not spiele ich auch mit nur einem Bein." Wie es aussieht, muss Schwarz aber wohl von der Tribüne aus verfolgen, ob seine Mannschaft ausgerechnet in Jena den Auswärtsfluch besiegt.

Axel Lukacsek

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