Bundesliga

VfB Stuttgart: Klarstellung zur MV 2017 birgt Brisanz

Dienstleister aus WLAN-Gate plötzlich Leumund

VfB: Klarstellung mit Brisanz

Die Mitgliederversammlung vom Juni 2017 verfolgt den VfB Stuttgart immer noch.

Die Mitgliederversammlung vom Juni 2017 verfolgt den VfB Stuttgart immer noch. picture alliance

Wie ein Tiefbohrer frisst sich die Datenaffäre in den VfB Stuttgart hinein. Wühlt Dreck auf, den mancher Funktionär gerne metertief unter der Oberfläche wüsste. Mittlerweile sind die Umstände der Ausgliederung wieder ein Thema. Am 1. Juni 2017 votierten 7664 Mitglieder und damit 84,2 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für die Ausgliederung, eine Drei-Viertel-Mehrheit war nötig. Die Daimler AG stieg ein und kaufte für 41,5 Millionen Euro 11,75 Prozent an der VfB AG. Am vergangenen Freitag berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf den Bericht der Firma Esecon von Verdachtsmomenten mit Blick auf die Ausgliederung. Esecon soll die Umstände der vom kicker enthüllten Weitergaben von Mitgliederdaten aufklären.

Laut "Spiegel" gibt es Augenzeugenberichte über damalige Probleme mit der digitalen Wahltechnik. "'Obwohl das Problem weiterhin flächendeckend bestand und Offizielle darüber informiert waren', sei die Veranstaltung fortgesetzt worden", heißt es laut dem Hamburger Nachrichtenmagazin in einem Augenzeugen-Bericht. Die VfB AG veröffentlichte am späten Samstagabend eine "Klarstellung zur Mitgliederversammlung 2017". Was darin steht, ist in der Tat brisant. Oder vielmehr: was nicht darin steht.

"Mit dem damals verwendeten Abstimmungssystem sind nie Probleme aufgetreten, auch nicht bei Versammlungen dieser Größe. Der damalige Dienstleister für das elektronische Abstimmungsverfahren hatte die Mitgliederversammlungen des VfB schon zuvor seit mehreren Jahren betreut. Zudem betreute er auch regelmäßig weitere Veranstaltungen in der Größenordnung von 10.000 und mehr Teilnehmern, auch außerhalb des Fußballs bei Bundesparteitagen oder auch Gläubigerversammlungen", schreibt die AG.

Der Dienstleister vom WLAN-Gate 2019 steht nun wieder im Fokus

Was sie nicht schreibt: Bei dem Dienstleister handelt es sich um die Firma, die der Klub nach dem WLAN-Gate bei der Mitgliederversammlung (MV) im Juli 2019 vor das Landgericht Stuttgart zerrte. Die MV musste wegen technischer Probleme abgebrochen werden, der VfB war zum Gespött der Fußball-Republik geworden. Tags darauf trat Wolfgang Dietrich als Präsident zurück.

Am 30. Oktober 2019 teilte der VfB die Erkenntnisse seiner Ursachenforschung mit: "Hierbei wurde als Ursache eine Überlastung des Voting-Systems identifiziert. Hingegen konnten Funktionsstörungen des WLAN nicht bestätigt werden." Für das System war die Fremdfirma zuständig. Der mittlerweile insolvente Dienstleister, dessen Geschäftsführer sich auf Anfrage nicht äußern möchte, soll nun offenbar als Leumund dafür herhalten, dass bei der Abstimmung zur Ausgliederung am 1. Juni 2017 alles sauber lief. Zum Vergleich: Bei der Chaos-MV 2019 waren laut Verein 4677 Mitglieder zugegen. 2017 waren es 14.038 Mitglieder, davon galten im Maximum 12.778 als stimmberechtigt.

Eine große Hintergrundstory mit weiteren Information zu den geringen Beteiligungsquoten bei der Wahl zur Ausgliederung lesen Sie im Donnerstags-kicker oder im e-Magazine, das um 22 Uhr erscheint.

Benni Hofmann

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