Bundesliga

Barkok steht in Frankfurt vor einem wegweisenden Jahr

Der "Frankfurter Bub" will sich für eine Verlängerung empfehlen

Vertrag läuft aus: Barkok steht vor einem wegweisenden Jahr

Wurde in Frankfurt geboren: Eintracht-Spieler Aymen Barkok.

Wurde in Frankfurt geboren: Eintracht-Spieler Aymen Barkok. imago images/Kessler-Sportfotografie

Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Erinnert man sich an die auch aufgrund von Verletzungen unglücklich verlaufenen zwei Jahre, die Barkok zwischen 2018 und 2020 auf Leihbasis in Düsseldorf verbrachte, war die vergangene Saison ein voller Erfolg. Bei der Fortuna kam der Mittelfeldspieler in zwei Spielzeiten auf nur 15 Einsätze in der Bundesliga und drei im DFB-Pokal. Ex-Coach Adi Hütter setzte ihn in Frankfurt 2020/21 dagegen insgesamt 28-mal ein – eine deutliche Steigerung. Allerdings stand Barkok dabei lediglich zehnmal in der ersten Elf, zwei Tore und drei Assists gehen auf sein Konto. "Nach den zwei Jahren in Düsseldorf hätte mir keiner zugetraut, dass ich so viele Spiele mache. Das war okay für mich, es geht aber auf jeden Fall noch besser. Hoffentlich gibt es dieses Jahr noch eine Steigerung", bekräftigt Barkok.

Der 23-Jährige hat Konkurrenz und einen Vorteil

Die Lichtblicke, mit denen sich der variabel einsetzbare Tempodribbler in der vergangenen Hinrunde in den Vordergrund spielte, wurden in diesem Kalenderjahr zunehmend weniger; in der Rückrunde tauchte er nur noch dreimal in der Startelf auf. Mit Jesper Lindström verpflichtete die Eintracht nun zudem noch einen weiteren hochveranlagten Spieler, der seine Qualitäten in der Offensive hat. Und an Daichi Kamada und Amin Younes führt normalerweise ohnehin kein Weg vorbei. Letzterer trainierte am Mittwoch wie schon in den vergangenen Tagen lediglich individuell (leichte Hüftprobleme), soll aber zeitnah ins Mannschaftstraining zurückkehren.

Barkoks Plus ist die hohe Flexibilität: Er kann nicht nur auf der Acht und der Zehn eingesetzt werden, aufgrund seines hohen Tempos ist er auch eine Option für den offensiven Flügel. Auf welcher Position er die besten Einsatzchancen hat, lässt sich aktuell nicht seriös einschätzen, da unklar ist, welche Grundordnung Glasner präferiert. Behält er das 3-4-2-1 mit zwei Zehnern bei? Stellt er auf ein 3-4-1-2 mit einer Doppelspitze um? Oder führt er die Viererkette ein und lässt ein 4-2-3-1 oder 4-3-3 spielen?

Die kommende Saison ist wegweisend für den "Frankfurter Bub"

Klar ist allein: Aufgrund der zusätzlichen Spiele in der Europa League werden Barkoks Einsatzchancen kommen. Es wird an ihm liegen, sie zu nutzen. Auch knapp fünf Jahre nach seinem Bundesligadebüt unterlaufen ihm noch zu häufig einfache Fehler, die in Ballverlusten münden. Schafft er es, sie zu minimieren und selbstbewusst aufzutreten, ist ihm mittelfristig noch immer der Schritt zum Stammspieler und Leistungsträger zuzutrauen. Denn der marokkanische Nationalspieler ist nicht nur pfeilschnell, sondern auch ein begnadeter Techniker der Marke Straßenkicker. Mit dem Ball am Fuß kann der im Frankfurter Nordwesten aufgewachsene frühere deutsche Juniorennationalspieler tollkühne Kunststücke vollführen, die die Fans von den Sitzen reißen. Als "Frankfurter Bub" ist er bei den Anhängern ohnehin ungemein beliebt.

Die kommende Saison ist für Barkok womöglich mehr denn je wegweisend, da er in sein letztes Vertragsjahr geht. Mit seinen 23 Jahren ist er zwar immer noch jung, aber auch kein typisches Talent mehr. Es kommt nun darauf an, den vielzitierten nächsten Schritt zu machen. Die Einsätze für Marokko helfen ihm dabei, zuletzt kam er im Juni gegen Ghana (1:0) als Joker zum Zug, gegen Burkina Faso spielte er durch (1:0). "Es ist etwas ganz anderes, in Afrika zu spielen, da geht es körperlich mehr zur Sache. Mir tut es gut, diese Erfahrung zu sammeln", erklärt Barkok. An einen vorzeitigen Abschied aus Frankfurt verschwendet er keinen Gedanken, ein Wechsel in dieser Transferperiode kommt nicht in Frage. "Ich fühle mich hier pudelwohl, bin durch und durch ein Frankfurter", betont Barkok nicht zum ersten Mal. Gespräche über eine vorzeitige Vertragsverlängerung gibt es derzeit zwar nicht. Wenn Barkok in den kommenden Wochen und Monaten sein Potenzial abruft, dürfte das aber nur eine Frage der Zeit sein.

Julian Franzke