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Van der Poel nicht zu schlagen: Weltmeister triumphiert erneut bei Paris-Roubaix

Politt verpasst als Vierter das Podest nur knapp

Van der Poel nicht zu schlagen: Weltmeister triumphiert erneut bei Paris-Roubaix

Mathieu van der Poel setzte sich auf der Pavé d'Orchies ab und feierte bei Paris-Roubaix seinen zweiten Solo-Sieg in Folge.

Mathieu van der Poel setzte sich auf der Pavé d'Orchies ab und feierte bei Paris-Roubaix seinen zweiten Solo-Sieg in Folge. Getty Images

Wer soll ihn schlagen? Und vor allem auf diesem Terrain? Mathieu van der Poel fährt zum zweiten Mal in Folge bei Paris-Roubaix in einer eigenen Liga und feierte bei der 121. Ausgabe des wohl berühmtesten und berüchtigtsten Klassikers seinen zweiten Sieg in Folge. Diesen machte er mit einer für ihn typischen Attacke fest.

"Phänomenal, eine andere Liga. Von allen Rennfahrern, die ich in meiner Karriere erlebt habe, ist es das Beeindruckendste", war John Degenkolb voll des Lobes über van der Poel nach dessen atemberaubender Siegesfahrt. Und Nils Politt ergänzte: "Er ist ein verdienter Weltmeister, so wie er das Rennen fährt. Chapeau!"

Im Sektor 13, der mit drei Sternen ausgezeichneten, 1,7 Kilometer langen Pavé d'Orchies, trat van der Poel zum Solo an. Der Niederländer ließ seine Mitstreiter aus der Führungsgruppe wie Amateure stehen und fuhr auf der Kopfsteinpflasterpassage schnell einen Vorsprung heraus. Sekunden um Sekunden legte der Weltmeister zwischen sich und den Verfolgern, keiner konnte das Tempo van der Poels auch nur annähernd mitgehen.

Zweite Solo-Fahrt zum Triumph

Van der Poel hielt das Tempo auch danach hoch, überstand alle noch anstehenden Kopfsteinpflasterpassagen ohne Schaden, und holte sich nach einer mehr als 60 Kilometer langen Solofahrt in 5:26,01 Stunden seinen zweiten Pflasterstein. Damit führte er seiner sowieso schon glanzvollen Karriere ein weiteres absolutes Highlight hinzu.

"Es war nicht wirklich geplant. Ich wollte das Rennen schwer machen, das ist meine Stärke", analysierte van der Poel seine Hochgeschwindigkeitsfahrt. "Es war die richtige Entscheidung von mir, dort loszufahren." Auch die Leistung seines Teams hob der 29-Jährige hervor, denn das sei "noch besser als im vergangenen Jahr" gefahren. Seinen Triumph könnte er dagegen kaum fassen: "Ich hatte einen ziemlich guten Tag. Das hätte ich mir als Kind nicht erträumen können."

Mit einem Stundenmittel von 47,8 Kilometer absolvierte der Niederländer Paris-Roubaix so schnell wie noch kein anderer Radfahrer zuvor. Erst vor Wochenfrist hatte der Enkel der französischen Legende Raymond Poulidor nach einer Solo-Fahrt die Flandern-Rundfahrt gewonnen - ein im Radsport seltenes Double, das zuletzt Fabian Cancellara 2013 gelungen war. Insgesamt stehen nun sechs Erfolge bei den Monumenten des Radsports für van der Poel zu Buche, bei seinen 17 Starts kam er nur 2020 bei Mailand-Sanremo als 13. nicht unter die Top Ten.

Politt geht im Kampf ums Podest die Kraft aus

Knapp drei Minuten hinter dem 29-Jährigen entflammte der Kampf um die weiteren Podiumsplätze: Rang zwei schnappte sich im Sprint der ersten Verfolgergruppe van der Poels Teamkollege Jasper Philipsen (Belgien), Dritter wurde der Däne Mads Petersen. Nils Politt (UAE Emirates), der das Rennen in einer kleinen Ausreißergruppe zwischenzeitlich mit einer halben Minute Vorsprung angeführt hatte, verließen auf den letzten Metern die Kräfte, am Ende stand für den deutschen Meister im Einzelzeitfahren der undankbare vierte Rang.

Beim 30-jährigen Klassikerspezialisten war die Enttäuschung aber nicht allzu groß. "Die Beine waren gut. Leider hatte ich zwei schnelle Fahrer an meiner Seite", analysierte Politt das "unfassbar schnelle" Rennen und bilanzierte: "Ich kann zufrieden sein!"

Auch John Degenkolb (dsm-firmenich PostNL), der 2015 als erst zweiter Deutscher bei der "Königin der Klassiker" gewinnen konnte, erwischte einen guten Tag. Trotz eines Defekts im Arenberg-Wald erreichte der Routinier, der lange in der Spitzengruppe mitfuhr, einen starken elften Rang. Für Jonas Rutsch (EF Education-EasyPost) war das Rennen nach 37 Kilometern dagegen bereits beendet, nach einem Sturz ging es für den Erbacher nicht mehr weiter.

PARIS-ROUBIAX

Sturz-Drama setzt sich nicht fort

Im Vorfeld der 121. Ausgabe stand die Sicherheit der Fahrer im Mittelpunkt. Bei der Baskenland-Rundfahrt hatte es mehrere schwere Stürze gegeben, von denen auch die Tour-Favoriten Jonas Vingegaard, Primoz Roglic und Remco Evenepoel betroffen waren. Bereits kurz vor Ostern hatte es Wout van Aert bei Quer durch Flandern erwischt.

Wegen der angekündigten schlechten Witterungsbedingungen hatten die Veranstalter von Paris-Roubaix im Vorfeld beschlossen, vor der berüchtigten Kopfsteinpflasterpassage im Wald von Arenberg eine Schikane einzubauen, um die Geschwindigkeit zu drosseln. Diese Maßnahme stieß aber auch auf Kritik innerhalb des Fahrerlagers. Letztendlich war das Wetter am Sonntag besser als vorhergesagt, der Großteil der Strecke war trocken, schwere Stürze blieben aus.

Paris-Roubaix in Compiègne/Frankreich (259,70 km):

1. Mathieu Van Der Poel (Niederlande) - Alpecin-Deceuninck 5:25:58 Std.; 2. Jasper Philipsen (Belgien) - Alpecin-Deceuninck + 3:00 Min.; 3. Mads Pedersen (Dänemark) - Lidl-Trek; 4. Nils Politt (Hürth) - UAE Team Emirates; 5. Stefan Küng (Schweiz) - Groupama-FDJ + 3:15; 6. Gianni Vermeersch (Belgien) - Alpecin-Deceuninck + 3:47; 7. Laurence Pithie (Neuseeland) - Groupama-FDJ + 3:48; 8. Tim Van Dijke (Niederlande) - Team Visma + 4:45; 9. Jordi Meeus (Belgien) - Bora-hansgrohe + 4:47; 10. Soren Waerenskjold (Norwegen) - Uno-X Mobility; ... 11. John Degenkolb (Oberursel) - Team DSM - firmenich; 33. Jannik Steimle (Weilheim) - Q36.5 Pro Cycling Team + 7:16; 49. Maximilian Walscheid (Heidelberg) - Team Jayco AlUla + 9:34; 64. Rüdiger Selig (Berlin) - Astana Qazaqstan Team + 11:37; 106. Rick Zabel (Köln) - Israel-Premier Tech + 18:35; Luis-Joe Lührs (München) - Bora-hansgrohe ausgeschieden; Jonas Rutsch (Erbach (Odenwald)) - EF Education-EasyPost ausgeschieden; Niklas Märkl (Queidersbach) - Team DSM - firmenich ausgeschieden; Emil Herzog (Weiler-Simmerberg) - Bora-hansgrohe ausgeschieden

jer, DPA

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