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"Ein Witz?": Radprofis streiten vor Paris-Roubaix über Schikane vor Arenberg-Wald

Degenkolb im Training gestürzt

"Ein Witz?": Radprofis streiten vor Paris-Roubaix über Schikane vor Arenberg-Wald

Hier brettern die Fahrer am Sonntag drüber: Der gefürchtete Wald von Arenberg.

Hier brettern die Fahrer am Sonntag drüber: Der gefürchtete Wald von Arenberg. IMAGO/Sirotti

Die eingebaute Schikane vor dem gefürchteten Wald von Arenberg beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix hat unter den Radprofis zu kontroversen Debatten geführt. "Ist das ein Witz?", schrieb Vorjahressieger und Topfavorit Mathieu van der Poel auf X zu Bildern von der neuen Streckenführung, die vor dem Eingang in das gefährliche Kopfsteinpflasterstück am Sonntag die Geschwindigkeit der Fahrer von rund 60 auf gut 35 Kilometer pro Stunde reduzieren soll.

Die Diskussionen begannen schon vor dem schweren Massensturz bei der Baskenland-Rundfahrt, wo sich unter anderem Tour-Sieger Jonas Vingegaard und Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel schwer verletzten. Thierry Gouvenou, Renndirektor von Paris-Roubaix, hatte in der anschließenden Debatte die zu hohen Geschwindigkeiten im Feld kritisiert.

Mathieu van der Poel

Kein Fan der neuen Schikane: Mathieu van der Poel beim Training. picture alliance/dpa/Belga

Der Amerikaner Matteo Jorgenson, der jüngst Paris-Nizza gewann, hatte indes eine andere Meinung als van der Poel: "Wollen die Fans das sehen? Fahrer, die völlig blutüberströmt waren, nachdem sie mit dem Gesicht voran mit 80 km/h über scharfe Steine in einem Wald gerutscht sind?" Dazu verlinkte Jorgenson ein Video von 2016, als der Australier Mitchell Docker auf dem Kopfsteinpflaster-Sektor heftig gestürzt war.

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Der Abschnitt im Wald von Arenberg ist berühmt und berüchtigt. Der gepflasterte Abschnitt, auf dem sich Klassiker-König Johan Museeuw 1998 die Kniescheibe brach, ist 2,3 Kilometer lang und weist mit fünf Sternen den höchsten Schwierigkeitsgrad auf. Die Fahrervereinigung CPA hatte den Wunsch nach einer Schikane geäußert. "Wenn es regnet, ist es eine Variante, die Sinn macht, weil es das Tempo und die Geschwindigkeit rausnehmen würde", sagte Ex-Sieger John Degenkolb der Deutschen Presse-Agentur.

Strecke teilweise noch feucht und schlammig

Für das Rennen am Sonntag ist zwar kein Regen vorausgesagt, durch die vielen Niederschläge in den vergangenen Wochen sind aber noch viele Stellen feucht und schlammig. "Die Anfrage erscheint mir völlig logisch. Als Profi bin ich zwölfmal Paris-Roubaix gefahren und jedes Mal, wenn ich dort ankam, habe ich mich gefragt, wie es mir ergehen wird. Wenn wir hier ankommen, spielen wir ein bisschen russisches Roulette", sagte Renndirektor Gouvenou.

Die Fahrer müssen nun eine Schleife aus Absperrgittern durchfahren. Da vor dem Wald aber stets heftige Positionskämpfe stattfinden, werden nun Stürze in der Schikane befürchtet.

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Degenkolb stürzt bereits im Training

Degenkolb selbst ist im Training am Freitag gestürzt. Der 35-Jährige klagte nach dem Sturz über Knieschmerzen. Ob sein zwölfter Start bei Paris-Roubaix, das er 2015 als zweiter und bislang letzter Deutscher gewonnen hatte, gefährdet ist, war zunächst unklar. Im Vorjahr war der Geraer im Rennen in aussichtsreicher Position in der entscheidenden Phase gestürzt.

Aus deutscher Sicht dürfte Nils Politt die größten Chancen haben, in die Top Ten zu fahren. Bei der extrem schweren Flandern-Rundfahrt kam er zuletzt als Dritter aufs Podium. Für Angst sei kein Platz bei diesen Rennen, sagt er. "Man sollte schon Respekt haben. Aber Angst darf man nicht haben. Wenn Angst mitfährt, fährt man vorsichtig. Und dann hat man mehr oder weniger schon verloren", sagte der Profi vom Team UAE Emirates.

tru, DPA

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