Bundesliga

"Unsägliche" Aktion: Als sich Watzke wegen "Adi" entschuldigte

BVB-Legende Preißler wäre heute 100 geworden

"Unsägliche" Marketing-Aktion: Als sich Watzke wegen "Adi" entschuldigte

Diesen Freitag wäre er 100 geworden: BVB-Ikone Alfred "Adi" Preißler.

Diesen Freitag wäre er 100 geworden: BVB-Ikone Alfred "Adi" Preißler. imago images

Aki Watzke sah sich gezwungen, eine Entschuldigung auszusprechen. Niemals - so bekannte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund zum Auftakt der Mitgliederversammlung im Dezember 2015 - hätte dies passieren dürfen. Und niemals mehr komme dies oder Ähnliches vor.

Was war passiert?

Seit Jahrzehnten achtet der Traditionsklub darauf, dass jeder Ziegelstein des Signal-Iduna-Parks Atmosphäre atmet. Darum gestaltete man vor Jahren auch die Wand am Eingang zum Parkplatz "Luftbad" und verewigte dort einen Spruch, der nicht nur die Sprache des Fußballs erobert hat. Geprägt - so die Überlieferung - hatte ihn Alfred "Adi" Preißler, einer der Größten in der Historie von Schwarz und Gelb, beileibe kein Sprücheklopfer, aber ein Fußballer, der etwas zu sagen hatte. Dieses: "Grau is' im Leben alle Theorie - aber entscheidend is' auf'm Platz."

Es war unsäglich, das Adi-Preißler-Zitat zu überpinseln.

Hans-Joachim Watzke

Genau diese Weisheit, die später auch Meistertrainer Otto Rehhagel so gerne zitierte (und mit ihm Millionen von Fußball-Fans), war plötzlich nicht mehr zu finden. Schnöde Werbung eines Automobilpartners sah man an diesem September-Tag 2015 stattdessen, die Marketingabteilung hatte ausgerechnet diese Fläche zum Spiel gegen Bayer Leverkusen verkauft. Und nicht damit gerechnet, dass dieser Spruch zum festen und unentbehrlichen Rüstzeug eines jeden wahren BVB-Fans gehört. Ein Sturm der Entrüstung trieb die Verantwortlichen zur einzig richtigen Reaktion: Die Werbung wurde entfernt. "Es war unsäglich, das Adi-Preißler-Zitat zu überpinseln", so später Watzkes Entschuldigung.

Die Geschichte der Borussia ist wahrlich reich an Legenden, "Adi" Preißler, der am heutigen Freitag vor 100 Jahren geboren wurde, ist sicherlich eine der prägendsten Figuren, eine, der auch heute noch große Verehrung entgegengebracht wird. Dabei wurde das am 9. April 1921 in Duisburg geborene BVB-Idol seinem Herzensklub sogar einmal untreu. Doch auch die Station Preußen Münster (1950 bis 1952) ist mit einem Superlativ des damaligen Fußballs verbunden: Gemeinsam mit Felix "Fiffi" Gerritzen, Rudi Schulz, Jupp Lammers und Siegfried Rachuba bildete der Mann mit dem lichten Haar den "100.000-Mark-Sturm", mit rund 10.000 Mark Handgeld, einer Tankstelle als Pachtbetrieb und der Aussicht auf Erfolg ließ sich Preißler damals locken.

Ein dickes Küsschen mitten ins Gesicht

Der Dortmunder galt in diesen Tagen bereits als große Nummer im deutschen Fußball, zweimal war er Torschützenkönig der Oberliga West, mit Dortmund 1949 Vizemeister (im Finale unterlag die Borussia 2:3 gegen den VfR Mannheim), auch mit dem SC Preußen erreichte er das Endspiel um die "Deutsche", das man - drückend überlegen - mit 1:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern verlor.

Adi Preißlers Fußball-Weisheit kennt man bis heute

Ein Zitat für die Ewigkeit: Adi Preißlers Fußball-Weisheit kennt man bis heute. imago images

1952 ging er zurück zum BVB, dessen Mannschaft er fortan formte, als verlängerter Arm des Trainers - und manchmal mehr. So lief er einmal seinem Mannschaftskameraden Helmut Kapitulski über den halben Platz hinterher, um ihn in den Allerwertesten zu treten. Warum? "Kappi" hatte eine Großchance vergeben. Als der Stürmer kurze Zeit später traf, gab es vom Kapitän ein dickes Küsschen mitten ins Gesicht.

In zwei Endspielen um die Deutsche Meisterschaft hielt sich das Team um Preißler schadlos, 1956 (4:2 gegen den Karlsruher SC, der erste Titel überhaupt für den BVB) und 1957 (4:1 gegen den Hamburger SV) führte er die Borussia zum Triumph, mit der identischen Aufstellung in beiden Finals - ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Fußball. Eine Mischung aus Regisseur und Torjäger war er, gemeinsam mit Alfred Niepieklo und Alfred Kelbassa bildete er den Innensturm der Dortmunder, Künstlername: "Die drei Alfredos".

"Die Nazis haben mir 50 Länderspiele geklaut!"

Dass es "nur" zu zwei Länderspielen für den begnadeten Strategen reichte, schrieb er dem Krieg ("Die Nazis haben mir 50 Länderspiele geklaut!") zu und seinem Verhältnis zu Sepp Herberger. Der war kein Fan von Preißlers klarer Rede und zog für dessen Position Otmar Walter und Max Morlock vor. Preißler konnte damit leben. Entscheidend war eben auf'm Platz, und da feierte er Erfolge.

Nach Beendigung seiner Laufbahn gab er sein Wissen und Können weiter, trainierte erfolgreich Borussia Neunkirchen und den FK Pirmasens, zurück im Westen führte er Rot-Weiß Oberhausen 1969 in die Bundesliga.

Am 15. Juli 2003 endete ein erfülltes Leben, die Stadt Dortmund ehrte den großen Sohn des BVB auf spezielle Art und Weise, nannte die Zufahrtsstraße zum Trainingsgelände der Borussia im Stadtteil Brackel "Adi-Preißler-Allee".

Frank Lußem

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