Bundesliga

Unions Neuzugang Jaeckel: Früher Olympiastadion, heute Alte Försterei

Vorfreude trotz großer Konkurrenz

Unions Neuzugang Jaeckel: Früher Olympiastadion, heute Alte Försterei

Freut sich auf seine Aufgabe in Berlin: Neuzugang Paul Jaeckel.

Freut sich auf seine Aufgabe in Berlin: Neuzugang Paul Jaeckel. imago images/Matthias Koch

Schon vor dem Training stand Paul Jaeckel am Donnerstagvormittag im Trainingslager der Eisernen in Tirol unter Beschuss. Es hagelte Bälle, von allen Seiten, das beim 1. FC Union übliche Ritual zum Geburtstag eines Spielers. Für den nun 23-Jährigen war es allerdings nicht die erste Feier in der jüngeren Vergangenheit.

Großer Konkurrenzkampf

Erst stieg Jaeckel mit Fürth in die Bundesliga auf, dann holte er mit der U 21 den EM-Titel. Der Innenverteidiger kommt also mit Rückenwind zum FCU, ist bei den Eisernen aber angesichts der Konkurrenz von Marvin Friedrich, Robin Knoche, Rick van Drongelen und Timo Baumgartl eher in der Herausfordererrolle. "Mein Ziel ist es, dass ich spiele, wenn wir in einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette spielen. Wie sich das entwickeln wird, ist schwierig zu sagen bei fünf Spielern für diese Position. Der Konkurrenzkampf ist groß", sagt Jaeckel und erklärt: "Wir sind alle relativ junge Akteure, die ihre Spielzeit einfordern. Aber die Saison ist lang. Bei drei Wettbewerben und mehreren englischen Wochen kann es sein, dass öfter mal durchgewechselt wird."

"Ich wollte das auf jeden Fall machen"

Vielleicht hätte er in Fürth, wo er in der Aufstiegssaison in 23 Partien mitwirkte, bessere Chancen auf viele Einsätze in der Bundesliga gehabt, wer weiß. Jaeckel aber entschied sich früh für den Wechsel zu Union, Anfang des Jahres, lange bevor klar war, dass Fürth in der neuen Saison ebenfalls im Oberhaus dabei sein würde. Groß nachdenken musste er nicht. "Als die Anfrage von Union hereinkam, habe ich mir gedacht, dass ich mir nichts anderes mehr anhöre. Ich wollte das auf jeden Fall machen", sagt der Verteidiger, der "nicht wehmütig" ist, dass er nicht mehr für das Kleeblatt spielt. "Ich denke, dass ich bei Union die besseren Chancen habe, die Liga zu halten und auch die nächsten Jahre erstklassig spielen kann", erklärt Jaeckel, der über Union sagt: "Ich fand den Verein schon seit Kindheitstagen cool. Ich komme aus der Region. Der Verein hat Rang und Namen. Man wünscht sich, dort zu spielen."

Geboren wurde er im brandenburgischen Eisenhüttenstadt, etwa 100 Kilometer entfernt von Köpenick und der Alten Försterei. Als Kind sei er mit Vater und Bruder immer mal wieder zum Fußballgucken nach Berlin gefahren – allerdings ins Olympiastadion, zu Unions Stadtrivale Hertha BSC, wie Jaeckel gesteht. Bei Union war schließlich damals noch nicht an Erstliga-Fußball zu denken. "Wir waren nicht als Hertha-Fans im Olympiastadion. Wir waren als Bundesliga-Fans da. Mein Papa war Bayern-Fan. Wir waren auch mal beim Spiel Hertha gegen Bayern da. Ansonsten haben wir probiert hinzukommen, wenn ein attraktives Spiel war", sagt er und versichert: "Ich hatte vorher schon viel mehr Sympathien für Union gehegt, weil es mehr ein Arbeiterverein ist und mir von der Außendarstellung mehr gibt als die Hertha."

Seine Verbundenheit zum (roten) Teil Berlins und die Nähe zu seiner Heimat haben eine große Rolle bei seiner Entscheidung gespielt, nun zu Union zu wechseln. "Ich war lange von zu Hause weg, erst vier Jahre in Wolfsburg, dann drei Jahre in Fürth. Jetzt", sagt Jaeckel, "kann ich die Familie öfter sehen." Seine Eltern wohnen in einem Dorf in der Nähe von Eisenhüttenstadt. Das Ländliche ist das Kontrastprogramm zu seiner neuen Umgebung in der Bundeshauptstadt. Wenn es die Zeit zulässt und er die Metropole mal temporär hinter sich lassen möchte, "fahre ich die eine Stunde nach Hause und gehe meinen Eltern auf den Sack", sagt Jaeckel mit einem Lachen. Vorausgesetzt natürlich, "meine Eltern dulden das auch".

Abgeklärter erster Auftritt in Berlin

Der U-21-Europameister, der auf dem Weg zum Titel den finalen Elfmeter beim Viertelfinalerfolg über Dänemark (6:5 i.E.) verwandelte und neben der Karriere als Profifußballer noch eine Ausbildung zum Sporttherapeuten absolviert, präsentierte sich bei seinem ersten Auftritt vor den Berliner Medien sehr aufgeräumt, er wirkte ruhig, abgeklärt. Stille Wasser aber seien tief, das habe auch schon sein neuer Teamkollege Kevin Behrens bemerkt. Wenn es passe, "dann laufen auch mal stille Wasser über", sagt Jaeckel, der "Zweikampfstärke, defensiven Kopfball" als seine Vorzüge nennt. Auch sei er "für einen Innenverteidiger sehr agil", zudem "lege ich Leidenschaft in den Fußball." Das sollte zu Union passen.

Jan Reinold

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