Bundesliga

Union Berlin: Stadionbetriebs AG macht Minus

Kompliziertes Verkehrskonzept

Union Berlin: Stadionbetriebs AG macht Minus und schmiedet weiter Stadionpläne

Dirk Thieme, Vorstandsvorsitzender der Stadionbetriebs AG, auf der Hauptversammlung. 

Dirk Thieme, Vorstandsvorsitzender der Stadionbetriebs AG, auf der Hauptversammlung.  imago images/Matthias Koch

Ende 2011 konnten Fans und Sponsoren des 1. FC Union Berlin Schmuckaktien zum Stückpreis von jeweils 500 Euro erwerben und sich damit an der Finanzierung der 2013 errichteten Haupttribüne im Stadion An der Alten Försterei beteiligen. Über 2,7 Millionen Euro kamen damals zusammen. Seitdem gibt es jährlich so etwas wie eine "Aktionärsversammlung", die offiziell ordentliche Hauptversammlung der "An der Alten Försterei" Stadionbetriebs AG genannt wird. Am Donnerstagabend fand diese zum zehnten Mal statt. Der ursprüngliche Termin der Aktionärsversammlung am 29. November 2021 konnte wegen der pandemischen Lage nicht gehalten werden.

Verdienstausfälle auch neben dem sportlichen Betrieb

Zwischen 40 und 50 Stadion-Aktionäre waren im VIP-Bereich des Stadions vor Ort. Durch sie sowie Bevollmächtigte und Gesellschafter wurden in der Spitze bis zu 7.166 Stimmen vertreten. Die konkreten Zahlen für das Geschäftsjahr vom 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 waren durch die Corona-Pandemie negativ beeinflusst worden. Durch die vielen Geisterspiele gab es kaum Zuschauereinnahmen für den Stadion-Hauptmieter 1. FC Union. Drittveranstaltungen wie zum Beispiel Firmenfeste oder private Feiern blieben auch sehr rar.        

Zum zweiten Mal in Folge gab es deshalb ein negatives Betriebsergebnis, auch weil die Jahresmiete des Vereins um 1,5 Millionen Euro reduziert wurde. Die AG kam jedoch ohne Liquiditätsgefahr über die Runden, weil zum einen im August 2020 ein Kredit in Höhe von 2,5 Millionen Euro aufgenommen und zum anderen Kurzarbeitergeld bewilligt wurde.  

Fehlbetrag verdoppelt sich

Dennoch blieb ein Fehlbetrag in Höhe von 1,534 Millionen Euro. Dieser wird mit dem bisherigen Bilanzverlust in Höhe von 1,516 Millionen Euro summiert. Er beträgt nunmehr 3,051 Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 will die AG dagegen ein Plus von 40.000 Euro erwirtschaften.

Die meisten Anwesenden interessierte vor allem die Stadion-Frage. Im Juni 2017 hatte Union die Pläne für die Erweiterung der Alten Försterei von 22.000 auf 37.000 Besucher vorgestellt. 2020 sollte alles zum Preis von rund 38 Millionen Euro fertig sein - inklusive Klubheim. Doch bisher gibt es noch nicht einmal Baurecht, weil in den letzten Jahren unter anderem immer wieder am Verkehrskonzept gefeilt werden musste.

Verkehrskonzept als Knackpunkt

Union kämpft an mehreren Fronten. Zum einen soll im Bereich der bisherigen Waldseite des Stadions nicht nur eine Straßenbahnwendestelle entstehen, sondern auch noch eine Umfahrungsstraße. Zum anderen plant der Verein die verstärkte temporäre Nutzbarkeit des S-Bahnhofs Wuhlheide für den An- und Abreiseverkehr an Spieltagen. Die Station vor dem S-Bahnhof Köpenick könnte vor allem in der Phase des Umbaus des S-Bahnhofs Köpenick zum Regionalbahnhof strategisch wichtig werden.

"Dabei geht es vor allem darum, die hauptsächlich fußläufige Erschließung des Bahnhofs Wuhlheide zum Stadion plausibel darzustellen", sagte Dirk Thieme, Vorstandsvorsitzender der Stadionbetriebs AG. Union müsse zudem Abstellmöglichkeiten für eintreffende Gästebusse und Stellplätze für 4600 Fahrräder schaffen, so Thieme. Die Trainingsplätze der Profis will der Verein ebenso umbauen.  

Andere Bauprojekte bereits auf dem Weg

Gebaut wird in Köpenick schon in Sichtweite des Stadions. Die Arbeiten an der unscheinbaren Pyramidenbrücke zwischen der Alten Försterei und der nahen Tankstelle haben begonnen und sollen unfassbare sieben (!) Jahre dauern. In dieser Zeit wird eine der Hauptschlagadern Köpenicks häufig nur einspurig zu befahren sein. In Richtung der Altstadt ist sie das seit Montag. Das führt nicht zu einer Verkehrsentspannung.

Union glaubt dennoch weiter an ein Baurecht in diesem Jahr. "Wir planen nach jetzigem Stand die Veröffentlichung unserer Pläne und der Gesamtfinanzierung im Rahmen einer Veranstaltung im Sommer dieses Jahres", sagte Thieme.   Im Aufsichtsrat gab es gegen Ende der rund 80-minütigen Hauptversammlung der Stadionbetriebs AG eine Neuwahl. Den Platz der im Juli 2021 verstorbenen langjährigen stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Dagmar Wildebrandt nimmt zukünftig Katja Jösting ein. Die 41-Jährige ist seit 2013 Union-Anhängerin.

Matthias Koch

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