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UEFA: Nachhaltigkeit auf Bewährung

Report offenbart die Schwächen der Finanzregeln

UEFA: Nachhaltigkeit auf Bewährung

Am Donnerstag findet in Paris der UEFA-Kongress statt. Ein Thema auch da: die neuen Nachhaltigkeitsregeln.

Am Donnerstag findet in Paris der UEFA-Kongress statt. Ein Thema auch da: die neuen Nachhaltigkeitsregeln. IMAGO/PA Images

Insbesondere wird dies offenkundig an den einzelnen Strafen für Klubs, denen zwischen 2021 und 2023 heftige Verstöße gegen die sogenannte Break-Even-Regel nachgewiesen werden konnten. Also der Vorgabe eines ausgeglichenen Budgets zwischen Einnahmen ohne Investorenzuwendungen und Ausgaben etwa für Transfers, Gehälter und Beraterprovisionen. Was ohnehin ein Einfallstor für Umgehungen darstellt, man nehme das Beispiel Manchester City. Dort steht Abu Dhabi zugleich hinter dem Haupteigner, der City-Football-Group, und dem Hauptsponsor, Etihad Airways. Ob sich die Höhe der Einschüsse durch die Fluggesellschaft auf wirklich marktüblichem Niveau befinden oder hier eine künstliche Alimentierung des Sportswashing-Prestigeprojekts aus dem Emirat stattfindet, darf zumindest kritisch hinterfragt werden.

Wie wenig jedenfalls die UEFA-Sanktionen manch Großen der Branche treffen, fasst nun ein neuer Bericht der Konföderation zusammen, der "Compliance and Investigation Activity Report 2021-2023". Dieser beinhaltet zwar keine neuen Strafen oder Sachverhalte, doch er listet die einzelnen Maßnahmen gegen FFP-Verstöße auf. Besonders spannend: Selbst in der Phase, als die Break-Even-Regel wegen Corona massiv gelockert war, schafften es mehrere Klubs dennoch, "signifikante Defizite" auszuweisen, wie es in dem Dokument heißt. Dieser etwas technokratisch anmutende Satz bedeutet vereinfacht übersetzt: In der Kalkulation von Gesamtausgaben und -einnahmen, ohne Zuschüsse des hauseigenen Geldgebers wohlgemerkt, waren diese Klubs offenbar so nah wie der Neptun der Erde.

Strafen laufen gegen schier unerschöpfliche Reserven ins Leere

Schwerwiegend verstoßen etwa hat Paris St. Germain, das sich bekanntlich im Besitz von Katar befindet. Die Franzosen wurden zwar mit einer Strafe von 65 Millionen Euro belegt, 55 davon aber jedoch sind "auf Bewährung" ausgesprochen, traten also bislang nicht in Kraft. Was beispielsweise einem staatsnahen Eigner wie im Falle PSG die Option gibt, künftig im Sponsoring einfach nachzubessern - Stichwort Marktüblichkeit - und so um vergleichsweise hohen Strafzahlungen oder sportlich schmerzhafte Sanktionen herumzukommen.

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Denn die UEFA schließt sogenannte "Settlements" mit den Finanzsündern für einen bestimmten Zeitraum, in dem neben den monetären Bewährungsstrafen auch Kaderrestriktionen möglich sind. Bei PSG beispielsweise besteht ausschließlich optional die Androhung, im Wiederholungsfalle die A-Kaderliste für die UEFA-Klubwettbewerbe auf 23 Spieler zu begrenzen bis 2025/26. Keine drakonische Sanktion, die Konkurrenz darf 25 Spieler nominieren, aber immerhin eine, die spürbarer sein dürfte als eine finanzielle, wenn der Klubeigner über schier unerschöpfliche Reserven verfügt. Am Ende zahlten die Franzosen also zehn Millionen Euro. Also 1,25 Prozent ihres Jahresumsatzes in der Saison 2022/23. Oder anders formuliert: 0,00226 Prozent des geschätzten Vermögens von 442 Milliarden Euro des katarischen Staatsfonds, der Qatar Investment Authority.

Vorschlag der DFL zu einer Kaderkostenobergrenze

Für schwerwiegende Verstöße sanktioniert wurden neben PSG im Beobachtungszeitraum auch Juventus Turin (3,5 Mio. Euro Strafe/19,5 Mio. zur Bewährung), AC Milan (2 Mio./13 Mio.), Besiktas (0,6 Mio./3,4 Mio.), Olympique Marseille, AS Monaco, Royal Antwerp, Trabzonspor (alle 0,3 Mio./1,7 Mio.), AS Rom (5 Mio./30 Mio.) und Inter Mailand (4 Mio./22 Mio.). Von den ausgesprochenen 176 Mio. Euro an Strafen wurden also 149,7 Mio. zur Bewährung ausgesetzt.

Zur laufenden Saison wurde FFP durch neue Nachhaltigkeitsregeln ersetzt. Mittelfristig dürfen Klubs nur noch 70 Prozent ihrer "normalen" Einnahmen in Spieler, Gehälter, Cheftrainer und Beraterhonorare investieren. Kürzlich hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) allerdings einen Vorschlag zu einer absoluten Kaderkostenobergrenze eingereicht, also eine festzulegende Summe X. Zumindest informell dürfte beim UEFA-Kongress, der an diesem Donnerstag in Paris stattfindet, über den deutschen Vorstoß gesprochen werden.

Benni Hofmann

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