Bundesliga

FC Bayern, Tuchel: "Keine Blumen"

Tuchel über seinen Abschied und die Zukunft

"Für eine Vertragsauflösung ohne Titel braucht man keine Blumen"

Will sich noch aufs Sportliche konzentrieren: Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

Will sich noch aufs Sportliche konzentrieren: Bayern-Trainer Thomas Tuchel. IMAGO/Ulrich Wagner

Ungewohnt emotional hatte Thomas Tuchel am Mittwoch in Madrid reagiert, als ihm klargemacht wurde, dass aus dem Bayern-Block im Estadio Santiago Bernabeu sein Name gerufen wurde. Gegrinst hatte er, mit ein paar Tränen in den Augen.

Ob der scheidende Trainer des FC Bayern auch am Sonntag seine Gefühle offenbart, wenn er zum vorerst letzten Mal in der Allianz-Arena an der Seitenlinie stehen wird? "Weiß ich noch gar nicht", versicherte er am Samstag. In den vergangenen Tagen hat der 50-Jährige eher noch Real Madrid verdaut als an Wolfsburg gedacht. Deshalb "lasse ich auf mich zukommen, wie das wirkt. Ich habe viele Kartenanfragen gehabt von Familie und Freunden. Aber eigentlich blende ich das aus und konzentriere mich auf den Sport."

Einen Blumenstrauß von den Bayern-Bossen vor Anpfiff erwartet Tuchel dagegen "absolut nicht". "Keine Ahnung", sagte er und überlegte, lachte: "Für eine vorzeitige Vertragsauflösung ohne Titel braucht man keine Blumen übergeben."

Tuchel zieht Bilanz

Klar ist für ihn zumindest, auch wenn er ungern öffentliche Fazits zieht, "dass ich persönlich nicht zufrieden bin mit der Bilanz" als Bayern-Trainer. "Wir haben bei Bayern München unterschrieben, um Titel zu gewinnen." Möglich waren neben zwei Meisterschaften, Pokalsiegen und Champions-League-Titeln auch der Supercup im vergangenen August. Herausgesprungen ist "nur" eine Meisterschaft in der Vorsaison. "Daran wirst du gemessen", weiß Tuchel. "Trotzdem gibt es in der Aufarbeitung viele Faktoren, die eine Rolle spielen. Am Ende haben wir alles gegeben, haben unser Bestes gegeben."

MUNICH, GERMANY - MAY 10: Head coach Thomas Tuchel of FC Bayern München at Saebener Strasse training ground on May 10, 2024 in Munich, Germany. (Photo by T. Kilian/FC Bayern via Getty Images)

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So wie auch in Madrid. "Darum geht’s auch, dass du als Mannschaft das Gefühl vermittelst und jeder einzelne Zuschauer im Stadion merkt: 'Ja, die sind am Limit.' Dann vergeben sie dir auch eine Niederlage. Das haben wir in der Champions League bis zur letzten Spielminute geschafft. Das haben wir in der Bundesliga nicht immer geschafft, das ist dann auch meine Verantwortung. Dem stellen wir uns auf jeden Fall. Dann gibt’s noch ganz viele Grautöne dazwischen, aber die sind nichts für die Öffentlichkeit."

Was passiert im Sommer?

Wie es für ihn ab Sommer weitergeht? Offen. Manchester United könnte eine Option werden, wenn Erik ten Hag seinen Posten räumen muss. "Ich habe keine Ahnung", meinte Tuchel dazu. "Das werde ich mir in aller Ruhe überlegen", zusammen mit dem Trainerteam, "dem ich zu großem Dank verpflichtet bin".

Geplant war die Jobsuche zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. "Aber seit Februar ist die Situation klar", so Tuchel. "Es gab bisher keine Gespräche mit anderen Klubs, weil die Aufgabe hier allumfassend war und dass auch mein Verständnis ist. Solange ich irgendwas mache, mache ich’s mit 100 Prozent und voller Aufmerksamkeit. Da war keine Ablenkung erlaubt. Das wird sich ab nächster Woche natürlich ändern, aber es gibt keine Tendenz und keine Entscheidung." Noch nicht.

Mario Krischel

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