Bundesliga

Trotz Jubiläum: Keine Feierlaune bei Jeong

Stuttgarts Sportchef Wohlgemuth lobt Köln-Talent Diehl

Trotz Jubiläum: Keine Feierlaune bei Jeong

IMAGO/Jan Huebner

Erfolg steigert nicht nur Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Es steigert auch die Erwartungshaltung. Die eigene wie auch, und die zuweilen besonders, die des Umfelds. Entsprechend geknickt präsentierten sich die Stuttgarter nach dem mageren 1:1-Unentschieden gegen den Tabellendrittletzten Köln. Nach einer durchwachsenen, aber bei weitem nicht so katastrophalen Partie, wie es sich für viele angefühlt hat.

"Wir sind enttäuscht", so Sebastian Hoeneß, der die Aussage gleich relativiert. "Über das Ergebnis." Und der im Nachklang noch weiter die Frustspirale zudreht. Der Begriff "Enttäuscht ist vielleicht ein bisschen zu groß". Vielmehr war der Cheftrainer der Stuttgarter unzufrieden mit dem Gesamtbild. "Wir haben uns mehr ausgemalt. Es lag eigentlich genug da, um als Sieger vom Platz zu gehen."

"Die letzte Gier in der Box hat gefehlt"

Dass Spieler wie Kapitän Waldemar Anton oder Mittelfeldmann Angelo Stiller einen Arroganzanfall beklagten, geht den Verantwortlichen zu weit. "Das war es auf gar keinen Fall", meint etwa Fabian Wohlgemuth. Für den Sportdirektor spielte die Mannschaft "insgesamt zu gefällig, mit ein paar kleineren Fehlern. Die letzte Überzeugung, der letzte Pass, die letzte Gier in der Box hat gefehlt". Nicht alles war schlecht. "Insgesamt hatten wir Feldüberlegenheit, konnten aber daraus kein Kapital schlagen. Wir haben zu wenig daraus gemacht." Deswegen sei man zwar geknickt, allerdings nicht am Boden. "Mit dem Punkt können wir leben."

Auch Hoeneß will nichts dramatisieren. Das Resultat müsse man als "Punkt, es ist immer noch ein Punkt und keine Niederlage, einfach akzeptieren". Die kritischen Reaktionen aus der Mannschaft seien verständlich, aber nicht unbedingt zwingend. "Dass die Mannschaft sehr enttäuscht daherkommt, zeigt den Anspruch, den man entwickelt hat." Dies sei akzeptabel. Man dürfe aber nie vergessen, dass man in der Vergangenheit oft vom Glück geküsst war. "Wir wollten diesmal mehr und haben nicht mehr bekommen. Oft haben wir aber mehr bekommen."

"Woo hat seine Sache sehr gut gemacht"

Dass es nicht mehr wurde, lag an der teils hektischen und unkonzentrierten Chancenverwertung der Schwaben. Zwei gute Möglichkeiten fielen auch Jeong vor die Füße. Doch beide Male (13. und 14. Minute) konnte der Südkoreaner den Ball aus aussichtsreicher Position nicht an Kölns Keeper Marvin Schwäbe vorbei ins Netz schießen. Es wäre sein erster Bundesligatreffer im Trikot des VfB gewesen. Zudem bereitete der 24-Jährige die größte Chance der ersten Hälfte vor, als er mit einer präzisen Flanke den Kopf von Serhou Guirassy (17.) fand, dieser aber nicht das Tor. "Woo hat seine Sache sehr gut gemacht, in der Laufarbeit und im Zweikampfverhalten", lobt Wohlgemuth. "Er war einer unserer auffälligsten Spieler in der ersten Hälfte."

Interesse an Diehl

Im Sommer könnte auf den Asien-Cup-Teilnehmer neue Konkurrenz auf dem Flügel zukommen. Ausgerechnet aus Köln: Justin Diehl wird von den Stuttgartern schon länger umworben. Allerdings sind sie damit nicht allein. Auch RB Leipzig und die TSG Hoffenheim sind interessiert. Und der FC hat den Kampf um das talentierte Eigengewächs, das in Stuttgart seine erste Bundesligapartie in der Startformation bestreiten durfte, ebenfalls nicht aufgegeben. Entsprechend halten sich die Stuttgarter bedeckt. Diehl, der eine ordentliche Partie bot und mit Technik und Tempo auf sich aufmerksam machte, sei "ein guter Spieler mit einer guten Dynamik, dem man eine gute Perspektive unterstellen kann. Der aber ein Spieler vom FC Köln ist", so Wohlgemuth. "Damit ist alles gesagt."

George Moissidis

Viermal die 1,5 und nur zwei Profis des Top-Duos: Die kicker-Elf des 23. Spieltags