Bundesliga

Trapattonis Wutrede vor der Wutrede: "Hoeneß war mit Wein bespritzt"

Ex-Bayern-Mediendirektor verrät Details zum 10. März 1998

Trapattonis Wutrede vor der Wutrede: "Hoeneß war mit Wein bespritzt"

Ein unvergessener Tag: Giovanni Trapattoni wird deutlich - hinten lauscht Markus Hörwick angespannt.

Ein unvergessener Tag: Giovanni Trapattoni wird deutlich - hinten lauscht Markus Hörwick angespannt. imago/Fred Joch

Markus Hörwick dachte sogar darüber nach, handgreiflich zu werden. Als sich Giovanni Trapattoni am 10. März 1998 als Trainer des FC Bayern derart in Rage redete, dass auch 25 Jahre später kaum jemand Thomas Strunz' Nachnamen korrekt ausspricht, hätte Hörwick den Auftritt am liebsten selbst beendet.

"Ich habe zweimal ernsthaft überlegt, ihn wegzuziehen. Es liefen aber mehrere Fernsehkameras mit, das ging nicht", erinnert sich der damalige Mediendirektor des FCB gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Auch er war von Trapattonis dreieinhalbminütigen Wutausbruch überrascht worden - hatte jedoch eine kleine Vorahnung.

Dass dieser Mann so ausflippen kann und seine Spieler so an die Wand klatscht, konnte sich kein Mensch vorstellen - er selbst übrigens auch nicht.

Markus Hörwick

"Giovanni Trapattoni war damals der erfolgreichste Trainer der Welt. Er war ein Gentleman-Trainer - immer leise Stimme, immer leise Worte. Er hat seine Spieler immer zu tausend Prozent geschützt. Dass dieser Mann so ausflippen kann und seine Spieler so an die Wand klatscht, konnte sich kein Mensch vorstellen - er selbst übrigens auch nicht", sagt der heute 66-Jährige.

Trapattoni 1998: Die komplette Wutrede im Video

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Zwei Tage nach einer 0:1-Niederlage beim FC Schalke 04 knöpfte sich Trapattoni ("Was erlauben Struuunz") einige Bayern-Profis vor, die seine angeblich zu defensive Spielweise kritisiert hatten. Intern hatte der Italiener gewissermaßen schon geprobt. Nach dem Schalke-Spiel, so erzählt Hörwick, habe der Trainer im Teamhotel "eine ähnliche Rede gehalten. Mit dem Unterschied, die Flasche war nicht leer, sondern voll".

Zwei Tage vorher hielt Trapattoni schon eine ähnliche Rede

Dabei habe eine Weinflasche auf dem Tisch gestanden - mit Folgen: "Giovanni hat rumgefuchtelt und die Flasche dabei umgestoßen. Und Uli Hoeneß war von oben bis unten mit Rotwein bespritzt." Alle im Raum hätten gespürt, "Trapattoni ist sauer, furchtbar sauer". Zwei Tage später wusste es ganz Fußball-Deutschland.

An jenem 10. März rief Hörwick Trapattoni, der nach dem Spiel nach Mailand zu seiner Frau geflogen war und nun mit dem Auto nach München zurückfuhr, dann dreimal an in der Hoffnung, dass sich dieser beruhigt hatte. Doch schon da beschlich den Mediendirektor "ein Bauchgefühl". Und als Trapattoni dann bei der Pressekonferenz plötzlich mehrere handgeschriebene Zettel hervorholte, ahnte er, was kommen würde.

"Damals", sagt Hörwick, der bis 2016 30 Jahre lang im Amt war, "war es ein Tsunami, der über den deutschen Fußball hereingebrochen ist."

jpe, dpa

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