Bundesliga

Toures Comeback ist nur ein erster Schritt - Letzte Chance zum Durchbruch?

Frankfurt: Ein Mentaltrainer hilft dem Verteidiger

Toures Comeback ist nur ein erster Schritt - Letzte Chance zum Durchbruch?

Fand seinen Meister in Manuel Neuer: Almamy Toure.

Fand seinen Meister in Manuel Neuer: Almamy Toure. imago images/kolbert-press

Es lief die 42. Minute, als plötzlich alle Augen in der Münchner Arena auf Toure gerichtet waren. Einen Chipball von Djibril Sow nahm der in dieser Szene vom rechten Flügel nach innen gerückte Toure gekonnt mit der Brust mit, der Franzose zog an Alphonso Davies vorbei und stand dann mutterseelenallein vor Manuel Neuer. Mit der linken Innenseite wollte er den Ball am Bayern-Keeper vorbeischießen, scheiterte aber an dessen starker Fußabwehr. "Wenn ich gesehen oder gewusst hätte, dass ich mehr Zeit habe, hätte ich versucht, ihn noch besser zu platzieren, dann hätte es vielleicht geklingelt", schildert Toure die vergebene Top-Chance. Im Nachhinein betrachtet, war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass der Ball nicht reinging. Andernfalls wären die Bayern womöglich mit mehr Wut im Bauch aus der Kabine gekommen und hätten noch stärkeren Druck entfacht. Stattdessen sicherten allen voran Teufelskerl Kevin Trapp im Tor und der im linken offensiven Halbfeld eingesetzte Filip Kostic mit seinem Treffer zum 2:1 den Sieg.

Verletzungen sorgten für lange Pausen

Für Toure bedeuten die Erfolge in Antwerpen (1:0) und München ungewohnte Glücksgefühle. Das liegt gar nicht mal so sehr daran, dass es die ersten Dreier in dieser Saison waren, sondern vielmehr an seiner persönlichen Situation. Zwei Verletzungspausen sorgten dafür, dass er seit dem Frühjahr fast ununterbrochen ausfiel. Am 6. März nahm das Unheil im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (1:1) seinen Lauf: Zehn Minuten nach seiner Einwechslung blieb Toure im Rasen hängen und zog sich dabei eine Sehnenverletzung zu. Erst am letzten Spieltag gegen Freiburg (3:1) kehrte er für einen Kurzeinsatz auf den Rasen zurück.

Spielersteckbrief Toure
Toure

Toure Almamy

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
16
2
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
16
3
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
15

Toure: "Ich habe viel Muskelmasse, die ich sehr gut pflegen muss"

Die Freude über das Comeback währte jedoch nicht lange: In der Vorbereitung fehlte Toure wegen einer muskulären Verletzung abermals und stand am 16. September gegen Fenerbahce erstmals wieder im Kader. "Ich habe viel Muskelmasse, die ich sehr gut pflegen muss. Vielleicht muss ich noch mehr darauf achten als andere", erklärt Toure. Die zweite Verletzung führt er auf den "raschen und intensiven Wiedereinstieg" zurück: "Mein Körper war noch nicht so vorbereitet. Ich habe eine explosive Spielweise und komme über den Antritt, es gab aber keine Alarmsignale vom Körper." Die Messung des CK-Werts (Kreatinkinase) soll künftig dabei helfen, einer möglichen Überbelastung vorzubeugen und das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Sein Comeback feierte Toure am vergangenen Donnerstag beim Europa-League-Spiel in Antwerpen als Innenverteidiger, drei Tage später kam er in München als Rechtsverteidiger zum Einsatz. "Ich habe das Gefühl, wieder komplett Anschluss gefunden zu haben", sagt Toure. Mit Blick auf seine Leistungen besteht aber noch Luft nach oben. In München war die Eintracht speziell über Toures rechte Seite sehr anfällig, laut "Opta" gewann der 25-Jährige nur zwei von zehn Zweikämpfen.

Eine Saison mit richtungsweisendem Charakter für Toure

Diese Saison besitzt für ihn richtungsweisenden Charakter. Obwohl der Verteidiger Robustheit, Schnelligkeit und eine gute Technik vereint, schaffte er in seinen bald drei Jahren bei der Eintracht den Durchbruch zum Stammspieler nicht. Das lag vor allem an Toures Konzentrationsschwierigkeiten und den damit verbundenen einfachen Fehlern, die ihm zu häufig unterliefen. Sollte er diese Schwierigkeiten in den Griff bekommen, stünden seine Chancen gut, im internen Ranking zur Nummer 1 auf dem rechten Flügel aufzusteigen - als Rechtsverteidiger in einer Viererkette wie auch in offensiverer Rolle in einer Dreier-/Fünferkette. Zwar wurde Toure ursprünglich als Innenverteidiger ausgebildet, als Profi spielte er aber bereits in Monaco vorwiegend rechts.

Gelson Fernandes empfahl Mentaltrainer

Seit der vergangenen Saison arbeitet er mit einem Mentaltrainer zusammen, der ihm von seinem früheren Mitspieler Gelson Fernandes empfohlen wurde. "Wir tauschen uns regelmäßig aus. Das hilft mir dabei, den Fokus aufrechtzuerhalten. Ich versuche, auch mental alles dafür zu machen, dass meine Konzentration nicht abfällt", erklärt der Abwehrspieler. Sein Ziel: "Ich will mental in jeder Lebenslage stärker sein." Inwieweit die Arbeit in diesem Bereich auf dem Platz tatsächlich Früchte trägt, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Da die zuletzt angeschlagenen Evan Ndicka (Knieprobleme) und Erik Durm (Gehirnerschütterung) wieder mit der Mannschaft trainieren, kann es gut sein, dass er im kommenden Heimspiel gegen Hertha BSC seinen Platz erst mal wieder räumen muss. Zumal Toure in dieser Woche selbst kürzertreten muss. In München bekam er einen Schlag aufs Sprunggelenk ab, zum Glück nichts Wildes, Toure kündigt an: "Spätestens zum Start in die neue Woche bin ich wieder voll dabei." 

Julian Franzke

Dreimal die glatte Eins in der kicker-Elf des Spieltags