Tottenhams Trainer Harry Redknapp konnte anders als beim jüngsten 0:1 bei West Ham United in der Liga zumindest wieder auf zwei Innenverteidiger zählen. King verteidigte trotz anhaltender Knieprobleme neben Bassong. Corluka blieb draußen. Außerdem stand Gomes, der zuletzt wegen einer Leistenverletzung fehlte, nach über einem Monat wieder anstelle von Cudicini im Tor der Spurs. Assou-Ekotto und Pavlyuchenko verdrängten zu guter Letzt Jenas und Lennon. Enschedes Trainer Michel Preud'homme musste gegenüber dem 2:2 gegen Inter Mailand am ersten Champions-League-Spieltag Linksverteidiger Tiendalli (Beinverletzung) ersetzen. Darüber hinaus begannen Lanzaat und Bajrami für de Jong und Chadli.
Dass sowohl Redknapp als auch Preud'homme den Offensivfußball lieben, war auch an der White Hart Lane nicht zu übersehen. Von Beginn an suchten beide Seiten die gegnerische Hälfte, auch der strömende Regen konnte eine ansehnliche Anfangsphase nicht verhindern. Die größten Chancen vergaben Ruiz und van der Vaart: Zunächst scheiterte der Twente-Angreifer allein vor Gomes mit seinem Lupfer an einer starken Parade des Brasilianers (12.), drei Minuten später fischte Gäste-Keeper Mihajlov einen Van-der-Vaart-Schuss klasse aus dem Eck.
Das Tempo blieb hoch, auch wenn die Präzision hin und wieder zu wünschen übrig ließ. Bei den Spurs waren van der Vaart und Bale beinahe an jeder gefährlichen Aktion beteiligt, Twente konnte auf einen sehr agilen Janko bauen, der das 1:0 nur knapp verpasste (29.). Die dickste Chance vor dem Pausenpfiff hatten aber die Spurs Ende des ersten Durchgangs - Terje Hauge gab Strafstoß! Wisgerhof hatte bei einer Flanke Crouch umklammert, der daraufhin schnell zu Boden ging. Doch Mihajlov lenkte van der Vaarts halbhohen Elfmeter mit Bravour an den Pfosten (41.) - und war auch wenig später gegen einen 17-Meter-Volley des Niederländers auf dem Posten. Dann war eine aufregende erste Hälfte zu Ende.
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Doch wer dachte, der Unterhaltungsgrad sei schon auf dem Höhepunkt, hatte die Rechnung ohne die zweite Hälfte gemacht: Plötzlich regnete es Tore! Zunächst durfte van der Vaart wieder lachen, nach einer Kopfballablage von Crouch vollstreckte der Ex-Hamburger per Drehschuss aus kurzer Distanz (46.); drei Minuten später pfiff Hauge erneut Elfmeter, nachdem Rosales Bale klar gelegt hatte. Diesmal durfte Pavlyuchenko, und der Russe machte es besser - 2:0. Twente schien noch in der Kabine, doch machte das Match schon bald wieder spannend: Nach einem Freistoß nutzte der schon in der ersten Hälfte eingewechselte Chadli die Verwirrung in der Spurs-Defensive und verkürzte aus fünf Metern zum 1:2 (56.). Und es ging weiter Schlag auf Schlag! Mittendrin: van der Vaart, der nach einer übermotivierten Attacke gegen Rosales mit Gelb-Rot vom Platz flog (61.).
Keine zwei Minuten später schon wieder ein Elfmeterpfiff, zum dritten Mal für die Spurs: Kuiper hatte Pavlyuchenkos 20-Meter-Schuss mit Körper und Armen geblockt, Hauges Assistent sah ein absichtliches Handspiel, eine harte Entscheidung. Pavlyuchenko war's naturgemäß egal, der Blondschopf verwandelte erneut sicher - das 3:1 in Unterzahl (64.).
Die White Hart Lane bebte! Doch das Spielgeschehen änderte sich: Tottenham zog sich weiter zurück und lauerte auf Konter, Twente musste das Spiel machen, kam dabei aber nicht gut zurecht mit der hochkonzentrierten Spurs-Defensive. Die Durchschlagskraft fehlte, Großchancen blieben aus - zumindest für die Gäste. Denn fünf Minuten vor Schluss machte Bale alles klar: Von Douglas' Klärungsversuch perfekt bedient, schob der Waliser sicher ein.
Das war's in einem denkwürdigen Spiel, in dem Tottenham nebenbei eine Mini-Negativserie - nur ein Sieg aus sechs Pflichtspielen - beendete. Am Samstag geht es in der Premier League mit dem Heimspiel gegen Aston Villa weiter. In der Champions League wartet am 20. Oktober das Auswärtsspiel bei Titelverteidiger Inter Mailand. Twente Enschede dagegen verlor erstmals ein Pflichtspiel in der laufenden Saison und blieb auch im zehnten Versuch gegen ein englisches Team sieglos. Der niederländische Meister spielt am Sonntag daheim gegen Groningen - und ist in der Königsklasse in drei Wochen Gastgeber von Werder Bremen.