Bundesliga

Frankfurts "dreckiges" 2:1 in Heidenheim - ein "Brustlöser"?

Schwächste Passquote seit zwei Jahren - Keine Entwicklung erkennbar

Toppmöllers Hoffnung auf den "Brustlöser" nach dem "dreckigen Sieg"

Frankfurts einziger Lichtblick in Heidenheim: Torschütze Niels Nkounkou, hier mit Trainer Dino Toppmöller.

Frankfurts einziger Lichtblick in Heidenheim: Torschütze Niels Nkounkou, hier mit Trainer Dino Toppmöller. IMAGO/Michael Weber

Einen Schönheitspreis gab es in Heidenheim nicht zu gewinnen, so viel stand schon vor dem Anpfiff fest. Die Eintracht erwartete ein Kampfspiel, keiner rechnete mit einem fußballerischen Leckerbissen. Doch trotz dieser geringen Erwartungshaltung war die Frankfurter Darbietung beim 2:1-Sieg einmal mehr ernüchternd. Insbesondere zwei Statistiken dokumentieren die Unzulänglichkeiten: Nur 68 Prozent der Pässe erreichten einen Mitspieler, die Zweikampfquote lag bei 43 Prozent. In der Bundesliga sind das die schlechtesten Werte seit dem 0:1 gegen die Bayern am 26. Februar 2022.

Viele Fehler und viel Spielglück

Bei aller Erleichterung sollte den Beteiligten deshalb klar sein: Die Leistung vom Samstag wird nicht reichen, um im Saisonendspurt viele Punkte zu holen. So viel Spielglück wie in Heidenheim gibt es nicht alle Tage. "Spielerisch war das nicht gut, es gab viele Fehlpässe und einfache Ballverluste, vor allem in der ersten Hälfte. Wir müssen uns fußballerisch verbessern, da waren wir schon wesentlich besser", konstatiert Torhüter Kevin Trapp.

Die Schlussphase weckte Erinnerungen an das Hessen-Derby in Darmstadt (2:2), als die SGE nach einer vermeintlich komfortablen 2:0-Führung zu passiv wurde und kurz vor Schluss den Ausgleich kassierte. Auch diesmal wackelte die Mannschaft und hätte sich nicht beklagen dürfen, wenn den Hausherren in der Nachspielzeit der Ausgleich gelungen wäre. "Wir standen mit der Kette viel zu tief", bemängelt Trainer Dino Toppmöller und analysiert: "Wir hatten zu wenig Entlastung nach vorne. Ich hätte mir schon die eine oder andere Kontersituation mehr gewünscht, um den Deckel draufzumachen. Aber wir waren zu hektisch und hatten zu einfache Ballverluste."

Hoffen auf Skhiri und Larsson - Dina Ebimbes konfuser Auftritt

Vielleicht werden die unansehnlichen 90 Minuten in Heidenheim in der Rückbetrachtung trotzdem als Wendepunkt in die bislang enttäuschende Rückrunde eingehen. Toppmöller wünscht sich einen "Brustlöser" durch diesen "dreckigen Sieg". Die vage Hoffnung: Das trotz der mauen Leistung durch den Sieg gewonnene Selbstvertrauen könnte dabei helfen, im Heimspiel gegen Hoffenheim wieder mehr spielerische Leichtigkeit an den Tag zu legen. Toppmöller registriert bei einigen Spielern "Verunsicherung", die es nun abzulegen gilt. "Man hat gesehen, dass wir aus einer etwas schwierigeren Phase kommen", meint der Coach.

Voraussichtlich werden Ellyes Skhiri und Hugo Larsson bis zum Heimspiel gegen die TSG fit genug für die erste Elf sein. In Normalform kann dieses Duo das Spiel sehr viel besser prägen als Aushilfssechser Tuta und Eric Junior Dina Ebimbe, der einen konfusen Auftritt hinlegte und Gelb-Rot-gefährdet schon zur Pause rausmusste. Weshalb Toppmöller den Franzosen von der rechten Seite ins Mittelfeld zog, ist rätselhaft. Um dort die Fäden zu ziehen, ist Dina Ebimbe viel zu hibbelig. Auf der Außenbahn kann er mit seiner Dynamik und seinem Mut im Eins-gegen-eins hingegen Akzente setzen. Es sind Umstellungen dieser Art, mit denen sich der Trainer angreifbar macht.

Tuta wiederum wird im 4-4-2 künftig als Rechtsverteidiger gebraucht, da sich Aurelio Buta immer mehr zum Problemfall entwickelt. Vor dem 1:2 schaltete der 27-Jährige wieder mal ab, statt nach dem Ballverlust von Omar Marmoush den Raum hinter sich zu schließen. Der Außenverteidiger schafft es nicht, Konstanz in seine Leistungen zu bringen. Zwar fehlte auch dem gelernten Innenverteidiger Tuta zuletzt die Beständigkeit, in der Rolle des Rechtsverteidigers gefiel er aber schon des Öfteren. In den kommenden Spielen dürfte der Brasilianer auf dieser Position die Nase vorne haben.

Nkounkou als einziger Lichtblick

In die Mannschaft gespielt hat sich Niels Nkounkou, dem einzigen echten Lichtblick. Der Franzose hatte im ersten Durchgang die einzige Frankfurter Chance auf dem Fuß, als er sich links bis zur Grundlinie durchtankte und Heidenheims Keeper Kevin Müller mit einer Art Heber aus spitzem Winkel überraschte (20.). Bei seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 profitierte Nkounkou zwar von einem Stellungsfehler des FCH-Keepers, trotzdem war das eine bärenstarke Aktion. Mit einem langen Ball auf Hugo Ekitiké leitete er zudem die große Frankfurter Doppelchance ein (70.). Der 23-Jährige hatte zwar auch ein paar wilde Aktionen in seinem Spiel, war unterm Strich aber dennoch der stärkste Frankfurter.

Ebenfalls erfreulich: Drei der kommenden vier Spiele bestreitet die Eintracht im heimischen Waldstadion. Das bietet die große Chance, die Tür nach Europa noch weiter aufzustoßen. Zumal es unter anderem zu den Verfolgerduellen mit Hoffenheim und Werder Bremen kommt. Allerdings bedarf es einer raschen spielerischen Weiterentwicklung. Daran muss sich Toppmöller messen lassen.

Julian Franzke

Bilder zur Partie 1. FC Heidenheim gegen Eintracht Frankfurt