Bundesliga

Tigges erfüllt die Prophezeiung: "Sind froh, dass wir ihn haben"

Kölns Stürmer trifft erneut kurz vor Schluss

Tigges erfüllt die Prophezeiung: "Sind froh, dass wir ihn haben"

Steffen Tigges jubelt über das 3:2 von Damion Downs gegen Union Berlin. Zuvor hatte er selbst den Ausgleich erzielt.

Steffen Tigges jubelt über das 3:2 von Damion Downs gegen Union Berlin. Zuvor hatte er selbst den Ausgleich erzielt. picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Es musste wohl mal raus am Samstagnachmittag. Steffen Tigges schrie seine Gefühle in Richtung Tribüne, ließ alles raus - zu verstehen war im ohrenbetäubenden Jubel der 50.000 Fans im Rhein-Energie-Stadion ohnehin nichts. Damion Downs hatte gerade das 3:2 für den 1. FC Köln gegen Union Berlin geschossen und den Klub damit im Rennen um den Klassenverbleib gehalten. Eine Hoffnung, die unter anderem auch durch zwei Tore von Tigges am Leben gehalten wird.

Der 25-Jährige hatte drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit seinen Kopf in einen Schuss von Mark Uth gehalten und den Ball so ins Berliner Tor gelenkt. Es war der Startschuss für den irren Endspurt seines Teams - wie bereits beim 2:1 gegen Bochum, als Tigges den Ausgleich erzielte, der später sogar in einen Sieg gedreht wurde. Ohne diese Treffer wäre der Abstieg in Köln längst fix.

Tigges, der Retter

Tigges, der Retter: In dieser Rolle war der 1,93 Meter lange Angreifer lange nicht zu vermuten gewesen. Er kämpfte mit einem Formtief, sowohl Steffen Baumgart als auch dessen Nachfolger Timo Schultz zogen ihm meist Kollegen im Sturmzentrum vor: Stets Davie Selke, wenn der fit war, dann Sargis Adamyan, eine Zeit lang Jan Thielmann, schließlich auch Luca Waldschmidt und sogar den Flügelspieler Faride Alidou.

Keine einfache Situation, die Tigges aber annahm. "Ihn brauchst du nicht anspornen", betont Schultz und beschreibt: "Er kommt jeden Tag, hat Bock und Laune und will sich für die Mannschaft opfern." Das änderte aber nichts daran, dass er Tigges nur einmal, beim 1:1 gegen Mainz 05, in die Startelf stellte.

Steffen ist eine wichtige Alternative

Kölns Trainer Timo Schultz über Stürmer Steffen Tigges

Und trotzdem behielt Schultz mit seiner Stürmer-Prophezeiung recht. Im Trainingslager in Spanien im März hatte der Coach orakelt, Tigges werde "noch extrem wichtig werden. Und wenn es nur eine entscheidende Situation ist". Inzwischen hatte der viel (und oft zurecht) gescholtene Tigges (kicker-Notenschnitt 4,71) schon zwei davon. Und drängt sich so immer mehr für einen weiteren Einsatz von Beginn an auf.

Denn das Kölner Spiel verändert sich mit Tigges spürbar. Abgesehen von Alidou sind alle anderen Stürmer-Konkurrenten eher klein und schmächtig. Tigges bringt Mentalität, Präsenz und Körperlichkeit ins Spiel ein, außerdem Kopfballstärke hinten wie vorne. Und auch, wenn ihm vieles nicht gelingt, steht er oft da, wo die Zuspiele der Kollegen hinfliegen.

Gegen Heidenheim ist ein Sieg Pflicht

"Steffen hat seine Qualitäten darin, dass er die Bälle hält, ablegt und hin und wieder einen Ball vorne reinhaut", sagt Schultz, der sich aber nicht in die Karten schauen lassen will, ob er im Saison-Showdown beim 1. FC Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Tigges bauen wird. Dann ist ein Sieg erneut Pflicht, und dafür wird es Tore brauchen. Höchstwahrscheinlich mehr als eines. Waldschmidt allerdings fehlt verletzt, Adamyan (kicker-Note 5,5 gegen Union) ist zurück im Formtief. Und Alidou rechts womöglich besser aufgehoben.

"Er ist eine wichtige Alternative, mal von Anfang an, mal von der Bank", sagt Schultz über den scheinbar unverwüstlichen Tigges und betont: "Wir sind alle froh, dass wir ihn haben: Als Typen, aber auch als Spieler." Vor allem aber: Als Torschützen.

Jim Decker