Bundesliga

Terzic verteilt "Chancen, keine Bestrafungen"

Dortmund will über die Kontrolle zur Magie

Terzic verteilt "Chancen, keine Bestrafungen"

Edin Terzic baut wieder auf Marco Reus.

Edin Terzic baut wieder auf Marco Reus. IMAGO/Jan Huebner

Der BVB und seine Kapitäne - das ist eine Geschichte, die selten linear verläuft. Diskussionen über den jeweiligen Spielführer begleiten die Dortmunder seit vielen Jahren. Erst wurde über Marcel Schmelzer debattiert, dann lange über Marco Reus - und aktuell über dessen Nachfolger Emre Can. Weil der Sechser beim 1:0-Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg nicht in der Startelf stand, wurden die Expertenstimmen wieder lauter, die den deutschen Nationalspieler nicht für die Idealbesetzung halten.

Ein Kapitän ohne Stammplatz? Wie könne das sein, wurde geunkt. Dabei fällt es schwer, aus nur einem Spiel einen Trend abzuleiten. Wenngleich die Leistungen Cans in dieser Saison bislang noch nicht so konstant waren wie in der vergangenen Rückrunde, in der der 29-Jährige selbst seine persönliche Benchmark setzte, an der er fortan gemessen werden wird.

Vor dem Auswärtsspiel bei 1899 Hoffenheim am Freitag bemühte sich BVB-Trainer Edin Terzic, die einigermaßen aufgeregt geführte Debatte mit sachlichen Argumenten zu beruhigen. Für viele Nationalspieler sei es die zweite Englische Woche in Serie gewesen, auch verteile er "Chancen, keine Bestrafungen". Mit anderen Worten: Die Aufstellung von Salih Özcan, der Cans Platz eingenommen hatte, sollte als Lohn für dessen Trainingsleistungen verstanden werden, nicht als Degradierung für Can. Gleichwohl weiß auch der 40-Jährige, dass sich die Diskussion dauerhaft nur beruhigen lässt, wenn die Leistungen stimmen. Persönlich wie auch mannschaftlich.

Wolfsburg-Spiel als Schritt in die richtige Richtung

Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gelang dem BVB gegen Wolfsburg, auch wenn das Spiel für Feinschmecker wenig hergab. "Es ist noch Luft nach oben. Es fehlt ein bisschen die Leichtigkeit, es fehlt ein bisschen die Magie", umschrieb Terzic den aktuellen Leistungsstand seines Teams, zeigte sich dafür aber in anderen Bereichen umso zufriedener: "Wenn man sich die ersten drei Spiele von uns gegen Köln, Bochum und Heidenheim anschaut, dann war das viel zu wild und viel zu offen", sagte er.

DORTMUND, GERMANY - SEPTEMBER 23: Edin Terzic, Head Coach of Borussia Dortmund, looks on prior to the Bundesliga match between Borussia Dortmund and VfL Wolfsburg at Signal Iduna Park on September 23, 2023 in Dortmund, Germany. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

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Wenn man sich dagegen anschaue, "wie viel Kontrolle wir in der zweiten Hälfte gegen Freiburg hatten und wie geduldig und vorbereitend wir gegen Wolfsburg agiert haben", dann seien Fortschritte deutlich erkennbar. "Die Mannschaft zeigt eine richtig gute Reaktion auf das, was wir ansprechen und was wir trainieren. Das hat sich in den beiden Partien widergespielt." Wenn die Arbeit so fortgesetzt werde, "dann werden wir auch wieder dahinkommen, dass wir begeisternden Fußball spielen".

Wie es gehen kann, zeigt der frühere Kapitän Reus. Der Routinier, über den seitens des Boulevards schon viele Abgesänge formuliert wurden, blüht derzeit regelrecht auf und erzielte gegen Wolfsburg das Tor des Tages. "Wir haben immer gesagt, wie wichtig er für uns ist", verwies Terzic auf die früheren Diskussionen um ihn - und die aktuellen um Can. "Marco zeigt es gerade. Er ist in einem richtig guten Lauf und hat es sich über Kurzeinsätze und gute Trainings verdient, gegen Wolfsburg zu starten. Diese Chance hat er eindrucksvoll wahrgenommen." Der Weg des Offensivspielers sei beispielhaft: "So stellen wir uns das vor. So werden wir besser. Indem wir uns jeden Tag gegenseitig ans Limit pushen."

Sabitzer fällt erneut aus

Die aktuelle Personalsituation lässt das zu. Mit Ausnahme der Langzeitverletzten Thomas Meunier und Mateu Morey fällt lediglich Marcel Sabitzer aus. Terzic wird also am Freitag erneut Entscheidungen treffen müssen, die Debatten hervorrufen werden. Auf der Sechser-Position, im Defensivzentrum oder auch im Sturm, wo sich Niclas Füllkrug, Sebastien Haller und Youssoufa Moukoko ebenso beweisen wollen wie der Flügelsprinter Karim Adeyemi, der gegen Wolfsburg 90 Minuten auf der Bank saß.

Hinzu kommt am Freitag ein Gegner, der es dem BVB erneut nicht einfach machen dürfte. Dank vier Siegen in Serie stehen die Hoffenheimer mit zwölf Punkten auf Rang fünf - und damit einen vor dem BVB (elf Punkte). "Sie sind gerade in einem guten Lauf", sagte Terzic, "aber das war Wolfsburg auch, das war Freiburg auch. Wir wissen, dass wir uns steigern müssen. Es wird eine knappe Aufgabe. Darauf stellen wir uns ein."

Terzic freut sich über Beiers Entwicklung

Insbesondere auf die Konterstärke der Hoffenheimer müsse sich sein Team einstellen, ebenso auf die Fähigkeit, nach Standards aus den zweiten Bällen Gefahr zu kreieren. Etwa über den jungen Stürmer Maximilian Beier, der bereits viermal treffen konnte in dieser Saison. Eine Entwicklung, die sogar BVB-Trainer Terzic freut: "Wir hoffen, dass er sich weiter so gut entwickelt. Denn junge deutsche Stürmer sind immer gefragt." Gegen Dortmund aber dürfe er sich gerne eine Auszeit mit dem Toreschießen nehmen.

Matthias Dersch

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