Bundesliga

Terzic kritisiert auch sich selbst - "Kriegen von allen Seiten auf die Fresse"

Wie der BVB die herben Rückschläge aufarbeitet

Terzic kritisiert auch sich selbst - "Kriegen von allen Seiten auf die Fresse"

Das Pokal-Aus wirkt noch nach: BVB-Trainer Edin Terzic am Mittwoch in Leipzig.

Das Pokal-Aus wirkt noch nach: BVB-Trainer Edin Terzic am Mittwoch in Leipzig. picture alliance/dpa

Just jetzt, da sich der Frühling langsam bemerkbar zu machen scheint, wähnt sich Edin Terzic zurück im grauen November. "Wir kriegen gerade von allen Seiten berechtigterweise auf die Fresse", sagte Borussia Dortmunds Trainer am Freitag. "Es fühlt sich ein bisschen so an wie in der Woche vor der WM-Pause."

Damals hatte der BVB in Wolfsburg (0:2) und Gladbach (2:4) verloren, so wie jetzt in München (2:4) und Leipzig (0:2), was einerseits bedeutet, dass Terzics Elf immer noch zu bedenklichen Blackouts neigt, andererseits aber auch, dass die Saison damit noch nicht beerdigt werden muss. Schließlich fand die Borussia schon einmal einen Ausweg aus der "Auf die Fresse"-Stimmungslage, auch wenn dafür beim letzten Mal eine ganze Winterpause zur Verfügung stand.

"Die Ausgangslage bleibt gut - wird uns aber nicht helfen, wenn wir weiter so auftreten"

"Wir sind nur zwei Punkte hinter den Bayern, das war in den letzten Jahren häufig nicht der Fall", erinnerte Terzic am Tag vor dem Heimspiel gegen den Tabellendritten Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). "Die Ausgangslage bleibt gut. Aber sie wird uns nicht helfen, wenn wir weiter so auftreten wie am Mittwoch und am Samstag."

Terzic sprach von "zwei sehr schwachen Auftritten von uns", was insofern bemerkenswert war, als er einen Satz zuvor gesagt hatte, dass er in der Aufarbeitung bewusst von "wir" spreche und sich samt Trainerteam "komplett" miteinbeziehe. Sei in München zumindest noch ein "ordentlicher" Start gelungen, habe er wie Klubboss Hans-Joachim Watzke in Leipzig "eine absolute Nicht-Leistung" gesehen. "Das können wir nicht abhaken."

Konkret ging Terzic auf Fehler des Trainerteams nicht ein, formulierte aber entscheidende W-Wörter: "Es geht darum, dass ich als Cheftrainer in der Verantwortung stehe zu entscheiden, was wir tun, wer es tut und wie lange es getan wird. Aber die Jungs, die auf dem Platz stehen, sind dafür verantwortlich, wie wir die Dinge dann umsetzen."

"Sehr hart, sehr scharf, sehr kritisch"

Und nun müssten alle müssten gemeinsam "ein ganz anderes Gesicht zeigen" und damit "nicht morgen, sondern schon heute im Training anfangen", forderte Terzic, "sehr hart, sehr scharf, sehr kritisch miteinander zu sein" und "das Ego beiseitezuschieben". "Wir werden uns heute ein paar Dinge anschauen, die wir dringend verändern und umstellen müssen, damit es morgen nicht noch mal passiert."

Konkret geht es um die vielen Ballverluste und technischen Fehler, die seiner Mannschaft in Leipzig trotz klarer Absprachen in entscheidenden Zonen unterliefen; die Verbesserung der Zweikampfquote, die am Mittwoch bei unterirdischen 38 Prozent lag und laut Terzic auch gegen einen Zweit- oder Drittligisten Probleme bereitet hätte; und insgesamt um Stabilität: "Wie wollen wir unsere Mittellinie, unseren Sechzehner, unser Tor beschützen?"

Eine ansprechende Laufleistung dürfte jedenfalls auch gegen Union, das Terzic als "defensivstark" und "sehr gefestigt" beschrieb, nicht reichen. "Wir sind am Mittwoch 122 Kilometer gelaufen", sagte Terzic. "Aber wir hatten das Gefühl, die Jungs sind 122 Kilometer zu spät gekommen."

jpe