Xabi Alonso hat alles erlebt in seiner Karriere als Spieler. Er ist Weltmeister geworden mit Spanien, Europameister gar zweimal, er hat die Champions League gewonnen sowie nationale Meisterschaften und Pokalsiege mit Real Madrid, Bayern München und dem FC Liverpool errungen. Der 40-jährige Spanier spricht neben seiner Muttersprache auch Englisch und Deutsch. Sein Erfahrungsschatz ist immens.
Doch ein Begriff ist ihm bislang zumindest im Deutschen nicht unterkommen: "Abstiegskampf?" Mit diesem beschäftige er sich nicht, beteuerte Alonso, nachdem er ihm erklärt wurde: "Ich schau auf Samstag, dann auf Mittwoch, von Spiel zu Spiel. Mein nächstes Ziel ist Schalke. Dann bekomme ich mehr Informationen. Dann geht es Step by Step."
Alonso, der sportlich elegant mit blauem Hemd und dunkelblauem Anzug zur Pressekonferenz erschien, schlank wie einst als Spieler, als der er seine Karriere 2017 beim FC Bayern beendete, bereitet die aktuelle Situation seines neuen Klubs, der Vorletzter in der Bundesliga ist, keine Sorgen. Die sportliche Krise von Bayer habe ihn nicht zweifeln lassen, in Leverkusen seinen ersten große Trainer-Job anzutreten.
"Wenn du Risiken scheust, erreichst du nichts"
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"Risiken gibt es immer. Wenn du Risiken scheust, erreichst du nichts. Wir schauen nach vorne", erklärte der Spanier selbstbewusst. Auch für den Klub spielte die geringe Erfahrung Alonsos als Trainer, der außer beim Nachwuchs von Real Madrid nur drei Jahre beim B-Team von Real Sociedad San Sebastian tätig war, keine Rolle. "Es geht nicht um Erfahrung, sondern ob man von einer Qualität überzeugt ist", erklärte Geschäftsführer Simon Rolfes und verwies auf den aktuellen Trainer des FC Bayern München: "Julian Nagelsmann war 28, als er bei Hoffenheim angefangen hat."
Vielmehr glaubt Rolfes, dass Alonso nicht nur von seiner Art Fußball spielen zu lassen zu Bayer passt: "Er war als Spiele ein Leader, was auch wichtig ist in einer solchen Situation. Er hat Persönlichkeit."
"Das steckt in mir"
Alonsos erster Auftritt als Bayer-Trainer wirkte absolut souverän. Kein Hauch von Nervosität. Seine Bitte zu Beginn ("Fragen Sie langsam, mein Deutsch ist jetzt nicht so schnell") kam genauso sympathisch rüber wie sein ganzer Auftritt. Seine Antworten begann er auf Deutsch, switchte dann, um mehr in die Tiefe zu gehen, ins Englische und streute dabei immer wieder spanische Nomen ein. Der frühere Sechser hatte wie einst auf dem Spielfeld alles unter Kontrolle.
Ein Schlagwort, das Alonso bei der Beschreibung seiner Spielidee natürlich selbst gebrauchte. "Wir wollen modernen Fußball spielen: intensiv mit und ohne den Ball, nicht passiv, sondern aktiv. Wir wollen eine gute Mentalität dafür", erklärte der Stratege, "dominant, intensiv, gute Kontrolle - ich war Mittelfeldspieler. Das steckt in mir."
Hat im August 2014 für den FC Bayern direkt sein Bundesliga-Debüt auf Schalke gehabt, nun als neuer Bayer-Coach geht es gegen die Königsblauen los. imago/Eibner
Seine weiteren Grundsätze klangen wie das Gegenstück zur aktuellen Bestandsaufnahme beim kriselnden Champions-League-Teilnehmer. "Wir brauchen eine große Siegermentalität, Konzentration für 95 Minuten. Du kannst 80 Minuten großartig spielen, aber wenn du in zehn Minuten nicht stark bist und in schlechten Momenten wegbrichst, kann dich das töten." Anforderungen, denen seine neue Mannschaft zuletzt nicht gerecht wurde.
Rückkehr des Glaubens: "Dann können wir genießen, was wir tun"
Diese Qualitäten muss er der Mannschaft sehr schnell vermitteln. Genauso "den Glauben, dass wir gut Fußball spielen können, dass wir dominant sein können. Dann können wir genießen, was wir tun." Und der Werkself "neue Energie" zuführen. Alonso ist dies bewusst. "Es startet jetzt", sagte er vor seiner ersten Trainingseinheit am Nachmittag, "wir warten nicht bis Samstag. Jeden Tag das Beste geben - das ist die Mentalität, die ich vorleben möchte."
Ich hatte damals fast keine Zeit, jetzt haben wir zwei Tage zur Vorbereitung.
Xabi Alonso über die Schalke-Parallele
Wie bei seinem Bundesliga-Debüt als Spieler für den FC Bayern München, so muss er jetzt auch bei seinem Einstand als Trainer fast aus dem Stand funktionieren. 2014 stieg Alonso aus dem Flugzeug und lief am selben Tag beim 1:1 auf Schalke auf, war direkt die Schaltzentrale im Münchner Spiel. "Ich hatte damals fast keine Zeit, jetzt haben wir zwei Tage zur Vorbereitung", verglich Alonso die Situationen. "Heutzutage ist Zeit ein Luxus im Fußball. Wir müssen sehr effizient sein."
Die einstige Passmaschine auf dem Platz ist sich treu geblieben. "Als Spieler wollte ich immer den richtigen Schritt machen. Als ich Trainer wurde, wollte ich das auch. In der Vergangenheit hatte ich auch die Möglichkeit, ein Topteam zu übernehmen, aber da hatte ich das Gefühl, dass ich mich erst darauf vorbereiten muss. Und den richtigen Moment erwischen muss. Jetzt fühle ich mich bereit." Seine Mannschaft muss es am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Kellerduell gegen den Tabellenfünfzehnten allerdings auch sein.
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