Bundesliga

Svenssons "Luxus" beim FSV Mainz 05 und seine Opfer

Barkok, Tauer und Lucoqui noch ohne Spielzeit

Svenssons "Luxus" und seine Opfer

Der Mainzer Coach Bo Svensson freut sich über die aktuell gute Personalsituation.

Der Mainzer Coach Bo Svensson freut sich über die aktuell gute Personalsituation. IMAGO/Philippe Ruiz

Bo Svensson macht erst gar nicht den Versuch, das gestiegene Mainzer Potenzial nach außen hin zu relativieren. Als "Luxus" bezeichnet der Fußballlehrer die aktuelle Personalsituation und seine daraus resultierende Auswahl. Beim jüngsten 2:1 in Augsburg nutzte der Däne sämtliche fünf Wechselmöglichkeiten, an den beiden ersten Spieltagen immerhin jeweils vier. Leandro Barreiro, Delano Burgzorg und Marlon Mustapha standen zwar noch nicht in der Startelf, kamen aber jeweils in allen drei Ligapartien zum Einsatz. Jae-Sung Lee gehörte zweimal zur Anfangsformation, musste in Augsburg auf die Bank - und entschied prompt die Partie als Joker mit dem Siegtor. "Ob ich von Anfang an spiele oder reinkomme, macht für mich keinen Unterschied", gab der Südkoreaner anschließend pflichtbewusst zu Protokoll, "ich bin immer darauf aus, der Mannschaft zu helfen."

Ex-Frankfurter Barkok muss zulegen - oder wohl länger warten

Im Vergleich zu manchem Teamkollegen hat Lee angesichts seiner bisherigen Statistik freilich auch gut reden. Denn die von Svensson beschworene Luxussituation fordert unweigerlich auch ihre Opfer. Das prinzipiell augenfälligste: Offensivakteur Aymen Barkok, der eigentlich von Eintracht Frankfurt zu den Rheinhessen gewechselt war, um seine Einsatzzeiten in der Bundesliga endlich wieder zu erhöhen. Bei der SGE durfte er vergangene Saison nur noch fünf Mal ran, 2020/21 waren es noch 26 Partien im Oberhaus. In Mainz erfüllten sich Barkoks Erwartungen bislang nicht. Im Gegenteil, auf dem Papier ist die Entwicklung sogar rückläufig. Nach dem Kurzeinsatz beim Pokalsieg in Aue saß der 24-Jährige in Bochum und gegen Union Berlin jeweils 90 Minuten auf der Bank, in Augsburg schaffte er es dann nach Jonathan Burkardts Rückkehr gar nicht mehr in den Spieltagskader. Logische Schlussfolgerung: Rivalen wie Lee, Anton Stach oder Angelo Fulgini hinkt Barkok aktuell deutlich hinterher. Der Marokkaner muss entweder im Training enorm zulegen. Oder sich wohl längere Zeit gedulden, bis Formschwächen bzw. Verletzungen der Konkurrenz eine Chance eröffnen.

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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Tauers Einsätze scheinen nur eine Frage der Zeit

Gleiches gilt letztlich für Defensiv-Allrounder Niklas Tauer, auch wenn der 21-Jährige zuletzt ausdrückliches Lob von Svensson erhielt und prinzipiell nahe dran scheint. Allein: Die Posten in der Dreier-Abwehrkette (Stefan Bell, Alexander Hack, Maxim Leitsch) sowie zentral vor der Abwehr (Dominik Kohr) sind an feste Größen vergeben. Nach einer Corona-Infektion während der Vorbereitung zählte Tauer am 1. Spieltag noch nicht zum Aufgebot, blieb danach zweimal über die volle Distanz auf der Bank. Bitter für das Eigengewächs, das eigentlich über Spielpraxis gefördert werden soll und müsste. Aber: Die jeweiligen Spielverläufe gaben definitiv keinerlei Anlass für die Einwechslung eines Defensivakteurs. Da Tauer gleich auf den vier genannten Positionen die mögliche erste Alternative bildet, sind Einsätze indes nur eine Frage der Zeit - und etwaige Gedanken an eine Ausleihe, zum Beispiel an interessierte Zweitligisten, im Sinne des kurzfristigen Vereinswohls ein sportliches Tabu.

Lucoqui hat praktisch keine Chance mehr und könnte noch gehen

Anders verhält sich weiterhin der Fall von Anderson Lucoqui. Der Linksverteidiger, vergangene Saison immerhin noch 13 Mal auf dem Rasen dabei, hat praktisch keine Chance mehr, insbesondere mangels offensiver Qualitäten. Daraus machte Svensson schon im Sommer keinen Hehl. In Bochum durfte der 25-Jährige in Tauers Abwesenheit noch auf die Bank, stand danach nicht mehr im Aufgebot. Ein schon fast sicher geglaubter Transfer nach Hannover hatte sich in der Sommerpause zerschlagen. Einem Last-minute-Abschied würden sich die Mainzer bei passender Gelegenheit wohl kaum verschließen. Denn: Mit Außenverteidiger Danny da Costa wird in absehbarer Zeit ein weiterer namhafter und in jeder Beziehung hochgeschätzter Profi in den Mainzer Verdrängungswettbewerb eingreifen. Bislang fehlte der 29-Jährige infolge von Schambeinproblemen, trainiert aber wieder unter Vollbelastung. Ein Kandidat für den Spieltagskader ist ein fitter da Costa immer - womöglich dann auch auf Kosten einer Planstelle in der üppig besetzten Offensive.

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