Die Aufarbeitung des 0:3 gegen Leverkusen gerät bei Bo Svensson weiterhin in erster Linie selbstkritisch: "Es ist auch Traineraufgabe, den Spielern Lösungen mitzugeben für alles, was passieren kann." Genau das hatte der 05-Coach vor der Partie gegen Bayer aber offenbar versäumt. "Es war das erste Mal, dass ein Gegner so unterschiedlich gespielt hat im Vergleich zu dem, was wir erwartet haben", stellt Svensson fest. "Wenn das passiert, müssen wir künftig konstruktiver damit umgehen, sowohl das Trainerteam als auch die Mannschaft."
Bemerkenswerte Offenheit in einer Branche, in der viele vor allem darauf achten, nach außen möglichst gut - oder besser: fehlerfrei - dazustehen. Svensson dagegen geht mit eigenen Schwächen transparent um statt sie zu kaschieren. Und gewinnt dadurch umso mehr an Glaubwürdigkeit, nach innen wie extern.
Mainz will lernen, bei Bedarf auch die Spielgestaltung zu übernehmen
Dass selbst ein Champions-League-Teilnehmer wie Leverkusen die eigene Marschroute so konsequent an den Mainzer Stärken und Schwächen ausrichtet wie vergangenen Samstag, dürfte wohl die Ausnahme bleiben. Nach vier Pflichtspielniederlagen in Serie war es "eine Extremsituation für sie", stellt Svensson fest. "Sie werden schon jetzt gegen Freiburg sicher nicht wieder so spielen."
Aber: Dass Gegner auf oder unterhalb der Mainzer Augenhöhe künftig ebenfalls versuchen werden, den 05ern die Spielgestaltung zu überlassen, könnte demnächst häufiger vorkommen. "Andere haben unsere Partie gegen Leverkusen auch gesehen", orakelt Svensson. Und ergänzt: "Das sollen sie auch. Wir werden dann versuchen, die passende Lösungen zu finden." Stichwort Lernprozess.
05-Coach lobt den Kollegen Farke: "Klare Handschrift"
Stark gestartete Gladbacher dürften im Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) indes ziemlich sicher ihre eigenen Qualitäten in den Vordergrund rücken. "Sie haben eine klare Gewichtung auf Ballbesitzfußball", weiß der 05-Coach, "wollen in jeder Phase des Spiels die Kontrolle. Und sie haben schon sehr, sehr gute Abläufe, vor allem mit Ball."
Ein deutliches Kompliment Svenssons also an den erst seit diesem Sommer im Amt befindlichen Kollegen Daniel Farke: "Borussia ist eine Mannschaft mit klarer Handschrift." Was im Umkehrschluss freilich bedeuten könnte, dass den Rheinhessen ihre ureigenen Stärken im Pressing und Umschalten zugute kommen: "Es wird viel darum gehen, die Mainzer Tugenden anzuwenden", meint Svensson. "Wir wissen, wer wir sind, und die Gladbacher wissen, wer sie sind. Ich glaube nicht, dass beide für dieses Spiel etwas brutal Neues erfinden."
Das wären dann in der Tat beste Voraussetzungen für ein spektakuläres Duell im Borussia-Park - und unabhängig vom Ergebnis für die dringend benötigte Mainzer Leistungssteigerung gegenüber dem vergangenen Wochenende.
