Bundesliga

Svensson hinterfragt: "Vielleicht nicht gut eingestellt"

Mainzer Auftritt gegen Bayer gibt Rätsel auf

Svensson hinterfragt auch sich: "Vielleicht nicht gut genug eingestellt"

Mainz-Coach Bo Svensson gibt sich selbstkritisch.

Mainz-Coach Bo Svensson gibt sich selbstkritisch. IMAGO/Thomas Frey

So erfolgsverwöhnt, dass ein 0:3 gegen Leverkusen grundsätzlich die Selbstwahrnehmung auf den Kopf stellen würde, ist in Mainz gewiss niemand. Deutlich mehr als das Ergebnis beschäftigt die Rheinhessen allerdings dessen Zustandekommen bzw. der eigene Gesamtauftritt. "Ich weiß nicht, ob wir es einfach so abhaken sollten", erklärt etwa Routinier Stefan Bell, "wir müssen uns schon inhaltlich beschäftigen mit den Problemen."

Auch unabhängig von den Gegentoren, die speziell beim 0:2 und 0:3 auf krasses individuelles Fehlverhalten zurückzuführen waren. Das von Jonathan Burkardt abgefälschte 0:1 "war ein Eigentor", stellt Trainer Bo Svensson lakonisch fest, "aber die anderen beiden waren mehr Eigentore".

Der Dreierkette fehlt es an Tempo, um Fehler auszubügeln

"Wir haben Geschenke verteilt", formuliert der zweimal beteiligte Maxim Leitsch.  Vorm 0:3 leistete sich der Neuzugang aus Bochum als linker Innenverteidiger einen Stockfehler, vorm 0:2 sah er im Zweikampf mit Diaby alt aus - und Nebenmann Alexander Hack verspekulierte sich fatal beim Versuch der Vorwärtsverteidigung statt einfach für Leitsch abzusichern. Dieses Tor, so Bell, "nervt mich am meisten. Weil es ein taktisches Ding war."

Dass Hack lieber ein extrem hohes Risiko einging als sich auf ein mögliches Laufduell mit Diaby einzulassen, weist freilich auch auf ein absehbares Mainzer Grundproblem hin, das nun erstmals zutage trat: Nach den Abgängen von Moussa Niakhaté und Jeremiah St. Juste fehlt es der Dreierkette an Geschwindigkeit, um etwaige Fehler bzw. verlorene Zweikämpfe wieder auszubügeln. Das Wissen um dieses Manko erhöht den individuellen Druck. Und damit wiederum potenziell die Fehleranfälligkeit.

"Wir waren mit dem Ball sehr, sehr, sehr schlecht"

Hinzu kam am Samstag: "Wir waren mit dem Ball sehr, sehr, sehr schlecht", wie Svensson herausstreicht, "schon vor den Gegentoren."  Bell bestätigt und präzisiert: "Nach vorne waren wir nicht zwingend genug, was Großchancen angeht, das Balltempo und die Raumaufteilung. Wir kamen in die Box nicht schnell genug hinterher. Teilweise haben wir wie im Handball außen rumgespielt und die Momente verpasst." Eine Erklärung für diesen atypischen Mainzer Auftritt hatte Svensson ad hoc nicht parat - sie könnte aber unter anderem in der ungewohnt defensiven Leverkusener Ausrichtung zu finden sein.

"Wir haben ein bisschen was anderes erwartet", räumt der 05-Coach ein, "es war eine sehr ungewöhnliche Spielweise für sie." Eine Entschuldigung für die beschriebenen groben Unzulänglichkeiten biete dies seinen Profis zwar nicht, so Svensson. Aber: "Vielleicht waren sie auch nicht gut genug eingestellt. Wir müssen und schon hinterfragen. Ich mich auch."

Bell überzeugt: "Wir können inhaltlich viel mitnehmen."

Die Erfahrung lehrt: Dieser betont selbstkritische Ansatz hat Svensson und seinen Mainzern bisher noch nie geschadet. Weshalb auch Bells Zuversicht nachvollziehbar klingt: "Wir sind zuvor mit den Siegen gut umgegangen, genauso werden wir uns jetzt auch von dieser Niederlage nicht aus der Bahn werfen lassen. Aber wir können inhaltlich sehr viel mitnehmen." Womit der erste Tiefschlag der noch jungen Saison im besten Fall eine heilsame weil lehrreiche Wirkung entfalten würde.

Thiemo Müller