Bundesliga

Tobias Strobl: "Das habe ich mir selbst zuzuschreiben"

Augsburgs Routinier übt im Interview Selbstkritik

Strobl: "Das habe ich mir selbst zuzuschreiben"

Stand Rede und Antwort: Tobias Strobel.

Stand Rede und Antwort: Tobias Strobel. imago images/Passion2Press

Markus Weinzierl arbeitete im Trainingslager intensiv an Strukturen und Abläufen auf dem Spielfeld. Wie erleben Sie die Einheiten, Herr Strobl?
Ich mag es, wenn wir viel Input bekommen. Der Trainer hat seine klare Linie, er hat uns seine Spielzüge und Lösungen gezeigt. Die studieren wir ein, damit wir bestmöglich gewappnet sind für den DFB-Pokal und den Ligastart. Da müssen die Automatismen reinkommen, wir sind auf einem guten Weg.

Diesmal können Sie die Vorbereitung voll mitmachen. Vor einem Jahr absolvierten Sie zunächst ein Aufbautraining nach einem Muskelbündelriss mit Sehnenbeteiligung, den Sie sich noch in Gladbach zugezogen hatten. Ein entscheidender Unterschied? 
Man hat gemerkt, dass ich durch die Verletzung schwer reingekommen bin. Ich habe nicht die Saison gespielt, die ich mir vorgestellt habe und die sich der FC Augsburg mit mir vorgestellt hat. Da muss ich sehr kritisch mit mir umgehen. Ich weiß selbst, dass das nicht das ist, was ich abrufen kann und möchte. Aber ich schaue jetzt nach vorne und möchte andere Leistungen auf den Platz bringen.

Haben Sie die Folgen dieser Verletzung durch die gesamte Saison geschleppt? 
Die Verletzung hat sich länger hingezogen, als ich dachte. Ich bin einfach nicht in Tritt gekommen, die ganze Saison war holprig. Es sind mehrere Sachen, die von meiner Seite nicht gut gelaufen sind. Da muss man ehrlich sein. Es bringt nichts, Dinge schönzureden. Aber ich bin noch in einem guten Alter, um zu zeigen, was in mir steckt. Ich habe meine Qualität über neun, zehn Jahre in der Bundesliga bewiesen. Das wird wieder werden.

Sie kamen nach Augsburg, um eine Führungsrolle zu übernehmen. Die Erwartungen an Sie waren groß, die Kritik der Fans an Ihren Leistungen dann auch. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Es ist schon meine ganze Karriere so, dass ich von den Fußballfans kritisch gesehen werde. Ich glaube, die Experten wissen, was ich kann und auf dem Platz leiste. Natürlich ist es nicht schön, in der Kritik zu stehen. Aber ich bin jetzt 31 Jahre alt und kann das einordnen.

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Haben Sie eine Erklärung, warum Sie bei Fans oft einen schweren Stand haben? 
Ich denke, dass es an meiner Spielweise liegt. Ich bin keiner, der auf dem Spielfeld unbedingt auffällt. Durch meine Körpergröße (1,88 Meter, d. Red.) komme ich nicht als extrem agiler Spieler rüber. Für viele wirkt es, als ob ich immer in einem Tempo laufe. In jungen Jahren habe ich mich damit beschäftigt. Inzwischen höre ich nur auf den inneren Kreis, also auf die Trainer, meine Mannschaft und mein persönliches Umfeld.

Viele sahen Sie als Nachfolger des beliebten FCA-Rekordspielers Daniel Baier, der zuvor aussortiert wurde. Machte es diese Konstellation noch komplizierter? 
Für mich macht das keinen Unterschied. Das war eine Entscheidung des Vereins, die ich auch nicht kommentieren möchte.

Wie schwierig war die Umstellung von der Spielweise in Gladbach auf die in Augsburg? 
Auch das war ein Punkt. Diesen Prozess hätte ich mir leichter vorgestellt. Ich war in Gladbach in einer Mannschaft, die über den Ballbesitz gekommen ist. Hier geht es darum, über den Kampf die fußballerische Linie reinzubekommen. Ich habe länger gebraucht als gedacht, um mich zu akklimatisieren und mein Spiel zu ändern.

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Kommt Ihnen die Spielweise, die Markus Weinzierl vorschwebt, mehr entgegen? 
Wir haben letzte Saison auch versucht, Fußball zu spielen. Es hat eben nicht immer funktioniert. Jetzt trainieren wir neue Abläufe, jeder Trainer hat seinen eigenen Stil. Es liegt an uns Spielern, das umzusetzen.

Für Ihre Position im defensiven Mittelfeld verpflichtete der FCA Niklas Dorsch für sieben Millionen Euro. Stehen Sie dadurch noch mehr unter Druck? 
Es freut mich, dass wir Niklas Dorsch dazubekommen haben. Er hat mit der U 21 eine unglaubliche Europameisterschaft gespielt und tut unserer Mannschaft gut, wenn er auf der Sechs seine Tugenden einbringt. Ich freue mich immer über Konkurrenzkampf. Das ist nichts Negatives, sondern spornt jeden an. Aber wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden: Ich muss mich hinten anstellen. Das ist logisch, wenn der FCA einen für seine Verhältnisse so teuren Spieler kauft. Der Verein hat auf die letzte Saison reagiert, das habe ich mir selbst zuzuschreiben.

Sie könnten auch in der Abwehr spielen. Beim 2:2 im Test gegen Qarabag Agdam kamen Sie als Innenverteidiger zum Einsatz. Ist Ihre neue Rückennummer 5 ein Wink? 
Die Nummer 5 hat mir in Gladbach Glück gebracht. Nachdem Marek Suchy den Verein leider verlassen hat, habe ich sie jetzt wieder. Vielleicht bringt sie mir mehr Erfolg.

Was ist mit dem FCA in der neuen Saison möglich? 
Wir hatten letztes Jahr eine gute Mannschaft und haben dieses Jahr wieder eine. Wir haben unser Potenzial zu wenig auf den Patz gebracht. Jetzt müssen wir in der Vorbereitung arbeiten, um es jede Woche abzurufen. Wir haben eine junge Mannschaft mit Marco Richter, Ruben Vargas, Felix Uduokhai oder unseren Außenverteidigern Robert Gumny, Raphael Framberger, Iago und Mads Pedersen. Die Jungs brauchen Zeit, da sind Schwankungen drin. Ich bin mir sicher, dass wir uns als charakterlich starke Mannschaft weiterentwickeln. Wo das dann endet, weiß keiner.

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