Europa League

Streichs Tipps für Sallai - auch für die Bewerbungsmappe

Wenig Erfahrung gegen englische Klubteams in Freiburgs Kader

Streichs Tipps für England-Experte Sallai - auch für die Bewerbungsmappe

Christian Streich zählt dieser Tage wieder auf Roland Sallai.

Christian Streich zählt dieser Tage wieder auf Roland Sallai. Getty Images

Zumindest was Länderspiele im Juniorenbereich gegen England betrifft, haben gleich elf Freiburger Profis ihre Erfahrungen gemacht: Atubolu, Ginter, Gulde, Günter, Keitel, Müller, Philipp, Röhl, Rosenfelder, Schmidt und Weißhaupt. Gegen Klubmannschaften von der Insel sind bisher aber nur Junior Adamu (Chelsea), Ritsu Doan (Leicester), Matthias Ginter (Arsenal, Tottenham, Liverpool und ManCity) sowie Roland Sallai (Tottenham) angetreten.

Auch wenn Sallai 2017 im Nikosia-Trikot beide Königsklassen-Duelle mit den Spurs 0:3 verloren hat, ist er der einzige echte England-Experte im SC-Aufgebot. Mit dem ungarischen Nationalteam spielte er bereits viermal in Pflichtpartien gegen die Three Lions - auch Ginter und Gregoritsch haben A-Länderspiele gegen England hinter sich -, erreichte die beindruckende Ausbeute von zwei Siegen und einem Remis und steuerte dazu drei Treffer bei. Besonders der überraschende 4:0-Auswärtssieg der Ungarn in Wolverhampton im Juni 2022 in der Nations League dürfte für Sallai unvergessen bleiben: Er schnürte einen Doppelpack. Von den SC-Profis trat sonst nur Adamu (ein Tor gegen Chelsea) als Torschütze gegen englische Teams in Erscheinung.

Vor dem Duell mit West Ham, der Freiburger Premiere gegen ein englisches Team, sprach Streich im Gespräch mit Sallai dessen gute Erfahrungen nicht an: "Der weiß es eh, dass er da schon Erfolge hatte. Darum geht es aber gerade gar nicht so beim Roland." Sondern: Sallais für Streich "sehr gute und bemerkenswerte" Leistung beim 0:0 in Frankfurt: "Das habe ich ihm in zwei Sätzen auch so gesagt."

Beim 2:0 gegen Augsburg habe Sallai "wieder sehr diszipliniert gearbeitet" auf seiner aktuellen Position als rechter Schienenspieler, die mehr defensive Aufgaben umfasst als es der Offensivspieler bisher meist gewohnt war. "Das hilft der Mannschaft enorm. Im Moment ist Roland sehr positiv für die Mannschaft, weil er alles abarbeitet und es - toi, toi, toi - über 90 Minuten kontinuierlich durchhält. Auch, wenn wir mal Spiele haben, wo er individuell vielleicht für die Zuschauer nicht immer glänzt", lobt Streich.

Das sei in der aktuellen Phase des SC, in der die defensive Stabilität zurückgekehrt ist, offensiv aber Flow und Leichtigkeit fehlen, auch nicht angebracht. "Es geht nicht ums Glänzen, sondern es geht darum, der Mannschaft Kraft zu geben aufgrund seiner Fähigkeiten. Sowohl offensiv mit der Klarheit in seinem Spiel und nicht die ganz besonderen Dinge zum falschen Zeitpunkt zu machen - und in der Defensive. Das erfüllt er. Darüber bin ich sehr glücklich", so Streich.

Ende vergangener Saison deutete alles noch auf eine Trennung hin

Mit einer Nebenbemerkung spielte Streich auf Sallais schon länger gehegte und bisher nicht realisierte Wünsche nach einem Wechsel zu einem internationalen Topklub an: "Das wird auch an anderen Orten beobachtet, nicht nur in Freiburg. Das kann ihn richtig weiterbringen." Aktuell poliert Sallai, mit drei Pflichtspieltreffern bester SC-Schütze, also auch seine durch manche Querelen in der vorigen Saison etwas eingestaubte Bewerbungsmappe auf. Eine weitere gute Leistung gegen West Ham auf Europas Bühne würde sich gut machen auf den ersten Seiten.

Es ist eine erstaunliche Entwicklung, die großen Respekt verdient. Gegen Ende vergangener Saison sah es nämlich noch nach einer so gut wie unvermeidlichen Trennung vom SC aus, vor allem auch wegen Sallais Verhalten. Daraus hat er offenbar seine Lehren gezogen und präsentiert sich bisher als stabiler Leistungsträger.

Carsten Schröter-Lorenz