Europa League

Was sich Streich von Kopenhagen abschauen will

Freiburgs Trainer kommentiert West Hams Fansperre

Was sich Streich von Kopenhagen abschauen will

Freut sich auf sein erstes Duell mit einem englischen Klub: Freiburgs Trainer Christian Streich.

Freut sich auf sein erstes Duell mit einem englischen Klub: Freiburgs Trainer Christian Streich. IMAGO/Eibner

"Wenn sie da wären und würden schöne englische Lieder singen, wäre es schön. So gibt es mehr Plätze für unsere Fans", kommentierte Streich den Umstand, dass West-Ham-Fans nach Verfehlungen im siegreichen Conference-League-Finale 2023 für ein UEFA-Auswärtsspiel gesperrt worden sind und das ausverkaufte Freiburger Stadion mit 34.200 Heimfans besetzt sein wird. "Wenn du gewisse Dinge machst und es geht übers Ziel hinaus - das gilt für alle - musst du damit rechnen, dass du mal nicht dabei bist."

Nach heftigen Straßenschlachten in den Straßen des Endspielortes Prag zwischen Menschen, die dem Anhang von West Ham und Gegner Florenz zuzuordnen waren, blutete Florenz-Profi Cristiano Biraghi während des Spiels heftig, nachdem ihn ein aus dem West-Ham-Block geworfener Gegenstand am Kopf getroffen hatte.

Mehr Karten für Freiburger Fans: "Das ist ja auch schön"

Auch mit dem vorfreudigen Blick auf das Rückspiel in London im Dezember sagte Streich: "Dort sind ja dann noch viel mehr englische Fans. Daher vermisse ich sie jetzt nicht wahnsinnig, sondern freue mich vielmehr für die Leute aus Freiburg und unserer Umgebung, dass da ein paar tausend Karten mehr da sind für uns. Das ist ja auch schön."

Europa League, 2. Spieltag

Generell ist die Vorfreude sehr groß beim Sport-Club auf das erste Duell der Vereinsgeschichte mit einem Klub aus dem Mutterland des Fußballs. An ein Freundschaftsspiel mit Stoke City erinnerte sich Streich am Mittwoch, der zweite Test-Gegner war ihm entfallen. Das Entscheidende aber: "Ich bin jetzt auch schon ein paar Tage im Fußball und ich habe noch nie gegen eine englische Mannschaft in einem Wettbewerb gespielt. Es ist etwas ganz Besonderes", sagte der 58-Jährige.

Welche Herausforderungen Streich sieht

In der Premier League herrsche ein "unglaublich hohes Niveau. Nicht nur individuell, auch als Mannschaften. Da sind enormes Tempo und enorme technische und taktische Fähigkeiten. Es ist eine große Herausforderung für uns, und ich freue mich sehr, dass wir uns jetzt mal mit so einer etablierten Premier-League-Mannschaft messen dürfen."

Gegen West Ham, den aktuellen Tabellensiebten von der Insel, der wie fast jede englische Mannschaft einige schnelle Spieler in seinem Kader beschäftigt, will sich Streich nicht in der Defensive einigeln. "Du musst nicht tiefer sein", erklärte Streich: "Man muss die Abstände geringhalten, schlau sein, gute Entscheidungen treffen im Spiel gegen den Ball. Wenn einer raustritt oder eben nicht, muss der andere es erkennen. Weil das Spiel in Phasen schneller ist, musst du eine hohe Aufmerksamkeit haben. Das ist eine Herausforderung."

Ich habe eine Top-Mannschaft aus Dänemark gesehen.

Christian Streich

Als Vorbild für den kollektiven Verteidigungsansatz für größtmögliche Kompaktheit nannte Streich den Auftritt des FC Kopenhagen gegen den FC Bayern (1:2) am Dienstagabend in der Champions League: "Ich habe eine Top-Mannschaft aus Dänemark gesehen, die unglaublich gut zusammengearbeitet hat und nach Balleroberungen enorme Ballsicherheit hatte."

Die ging zuletzt einigen SC-Profis ab, vor allem in der Offensive. Dort hofft Streich auf mehr Leichtigkeit nach dem wichtigen Sieg gegen Augsburg, der für nun zehn Punkte in der Liga und damit eine gewisse Ruhe gesorgt hat, vor allem beim Trainer. Der gab zu, bei sieben Zählern aus fünf Spielen vor dem Duell mit dem FCA sehr angespannt gewesen zu sein, weil es am Sonntag in der Liga bei Schwergewicht Bayern München weitergeht. In der Europa League herrscht für den SC ohnehin ein geringerer Druck, noch mehr nach dem Auftakterfolg in Piräus (3:2).

Streich vor England-Premiere: "Eine große Herausforderung"

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Höfler dürfte starten - Gregoritsch hat wieder Wadenprobleme

Die Personalauswahl ist hingegen weiter eingeschränkt. Während der in München noch einmal rotgesperrte Nicolas Höfler gegen West Ham starten dürfte, fallen Yannik Keitel (Adduktoren) und Michael Gregoritsch wohl aus. Der österreichische Stoßstürmer habe nach seiner Einwechslung gegen Augsburg bei den anschließenden Läufen der nicht oder nicht viel belasteten Spieler wieder seine Wadenbeschwerden gespürt, so Streich.

Somit fällt die körperliche Präsenz von 1,93-Meter-Mann Gregoritsch als Option wahrscheinlich aus, was dessen Landsmann Junior Adamu zum Startelfdebüt beim SC verhelfen könnte. Adamus Tempo wäre vor allem für Kontersituation zuträglich. Weitere Alternativen für die zuletzt glücklosen Ritsu Doan und Lucas Höler: Die spielstarken und wendigen Maximilian Philipp und Noah Weißhaupt. Wobei Philipp zuletzt auch angeschlagen war und Streich Hölers Lauf- und Kampfstärke gerade gegen favorisierte Gegner wie West Ham und die Bayern immer gut gebrauchen kann. Vielleicht auch auf der äußeren Halbposition und nicht wie zuletzt in der Spitze des 3-4-3.

Carsten Schröter-Lorenz