Bundesliga

Streich über Zwayer: "Überragend" - Toppmöller: "Wieso ist es so nicht immer?"

Freiburger Trainer hält Plädoyer für die Schiedsrichter

Streich über Zwayer: "Überragend" - Toppmöller: "Wieso ist es so nicht immer?"

Felix Zwayer hatte einiges zu tun bei Frankfurt gegen Freiburg.

Felix Zwayer hatte einiges zu tun bei Frankfurt gegen Freiburg. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Das 0:0 zwischen Frankfurt und Freiburg - übrigens das erste torlose Remis der laufenden Saison - sorgte nicht gerade für ein Festival der fußballerischen Highlights. Trotzdem gab es nach der Partie ein paar Szenen aufzudröseln.

Szene 1: Kübler gegen Buta

In der 9. Minute etwa kam Frankfurts Aurelio Buta im Strafraum im Laufduell mit Lukas Kübler zu Fall. Es gab einen kurzen Griff an die Schulter und einen leichten Kontakt unten am Fuß. Schiedsrichter Felix Zwayer ließ erst einmal weiterspielen. Für Freiburgs Trainer Christian Streich war diese Vorgehensweise "überragend", denn: "Oft wird in dieser Situation einfach Elfmeter gepfiffen und es gibt eine Rote Karte. Zum Glück hat der Schiedsrichter gewartet. Wenn er da pfeift, gibt es Rot und Elfmeter und dann heißt es hinterher, es gibt eine Berührung."

Doch Zwayer pfiff nicht voreilig. "Er hat gewartet und dann wird entschieden vom Videoschiedsrichter - und dann kann er, wenn es ein Foul war, Rot geben und Elfmeter. Aber es war kein Foul", so Streich, der betonte, dass wenn es in der frühen Phase Strafstoß und Platzverweis gegeben hätte, das Spiel verloren worden wäre.

Dass der "begünstigte" Coach mit der Entscheidung einverstanden ist, ist nicht ungewöhnlich, dass diese Meinung aber auch auf der anderen Trainerbank Anklang fand, das ist schon eher bemerkenswert.

Dino Toppmöller sagte zwar, dass er die Fernsehbilder noch nicht gesehen hätte, grundsätzlich werden ihm aber "viel zu viele Elfmeter gepfiffen". Gerade bei einer "minimalen Berührung". Das sei schließlich im Fußball so und passiere "halt im Sechzehner mal". Der 42-Jährige plädierte dafür, dass "ein bisschen mehr Dinge laufen" gelassen werden und fragte: "Genau so wie es heute ist, wieso ist es so nicht immer?" Schließlich sei es "für den Sport richtig schlecht, wenn solche Dinge gepfiffen werden".

Deswegen sagte auch Toppmöller, dass es Zwayer richtig gemacht habe.

Szene 2: Dina Ebimbe gegen Sildillia

Kurz vor der Pause ging Junior Dina Ebimbe vor dem Strafraum einem Pass nach, wollte zum Ball gehen. Doch weil Kiliann Sildillia zuerst an der Kugel war, traf der Frankfurter den Freiburger oberhalb des Sprungelenks. Zwayer zückte Gelb, wurde diesmal aber in die Review-Area geschickt. Nach Studium der Bilder blieb der Referee bei seiner Entscheidung und verzichtete auf einen Platzverweis.

Für beide Trainer auch hier die richtige Entscheidung. "Der Frankfurter Spieler macht es nicht extra. Das sieht natürlich brutal aus, aber er kommt einfach zu spät in der Szene", bewertete Streich die Situation. Toppmöller bekräftigte, dass Dina Ebimbe den Gegenspieler "auf keinen Fall" verletzen wollte. "Es sieht extrem übel aus, da haben wir vielleicht ein bisschen Glück gehabt. Es war aber keine Absicht und keine Rote Karte", so der SGE-Coach.

Felix Zwayer

Genaue Studie: Referee Felix Zwayer betrachtet die Szene zwischen Dina Ebimbe und Sildillia. IMAGO/Jan Huebner

Szene 3: Koch gegen Adamu

Kurz vor dem Ende gab es noch eine letzte Aufreger-Szene, in der die Emotionen auch auf dem Platz hochkochten. Nach einem langen Ball sprang der eingewechselte Junior Adamu etwas in Robin Koch hinein und erzwang so einen Einwurf. Kurz vor der Ausführung orientierten sich Koch und Adamu vom Ball weg, im Laufduell gab es dann einen Wischer von Koch ins Gesicht des Freiburgers. Dieser ging zu Boden, Kevin Trapp eilte aus dem Tor, gab dem SC-Neuzugang ein paar Worte mit und geriet deshalb mit Maximilian Eggestein aneinander. Auch hier behielt Zwayer die Ruhe - und vor allem den Überblick. Am Ende gab es Gelb für Koch, Trapp und Eggestein.

Für den kicker lieferte Zwayer eine gute Gesamtleistung ab, seine Linie war konsequent großzügig - im Sinne des Spiels. Küblers Einsatz gegen Buta nicht mit Elfmeter zu ahnden, lag ebenso im Ermessensspielraum wie Gelb für Dina Ebimbe. Auch Gelb für Kochs Wischer passte zu dieser Linie. Bei der dritten Szene wäre es ideal gewesen, zuvor auf Foul von Adamu zu entscheiden.

Streichs Plädoyer für die Schiedsrichter

"Darf ich kurz was sagen", hakte Streich auf der Pressekonferenz bei einem Statement von Toppmöller nochmals zu diesem Thema ein - und holte in der Folge aus: "Es wird medial teilweise so begleitet, dass die Schiedsrichter granatenmäßig unter Druck kommen." Gerade wenn Referees wie Zwayer warteten "und in der nächsten Woche wieder", werde aus Streichs Sicht zu schnell über die Unparteiischen gerichtet. "Der entscheidet nicht. Der hat keine breite Brust, der traut sich nicht. Das ist alles Blödsinn."

Als Musterbeispiel für den Videobeweis führte der Freiburger Trainer dann noch "Szene 1" an: "Dafür ist der Videoschiedsrichter eingeführt worden, dass falsche Entscheidungen nicht schnell getroffen werden und dadurch Spiele entschieden werden. Aber da wird so viel Druck aufgebaut auf die Schiedsrichter, was völlig falsch ist." Somit sei das Vorgehen von Zwayer richtig gewesen. Nicht vorschnell entscheiden, auf Hinweis des VAR warten und bei Bedarf in die Review-Area. "Wenn er ihn dort trifft - und er trifft ihn klar -, dann geht er raus. Rot, Elfmeter, fertig. So muss es sein, deshalb haben wir es eingeführt. Es war top vom Schiedsrichter. Auch wenn es andersrum gewesen wäre."

sts

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt gegen SC Freiburg