Bundesliga

Stöger im Interview: "Wir sprechen von Sechs-Punkte-Spielen"

Mainz 05: Neuzugang über Mentalität, Funkel und eigene Ansprüche

Stöger im Interview: "Wir sprechen von Sechs-Punkte-Spielen"

Kevin Stöger bestritt in seiner Karriere 98 Zweit- und 45 Erstliga-Spiele für Kaiserslautern, Bochum, Paderborn, Stuttgart, Mainz und Düsseldorf.

Kevin Stöger bestritt in seiner Karriere 98 Zweit- und 45 Erstliga-Spiele für Kaiserslautern, Bochum, Paderborn, Stuttgart, Mainz und Düsseldorf. imago images

Der Sommer-Neuzugang fordert von sich und seinen Kollegen, kühl im Kopf zu bleiben und eine Rückbesinnung auf das direkte Spiel nach vorne aus den Partien zuvor. Denn Bielefeld hat die Lage für die Rheinhessen wieder verschlechtert im Rennen um den Klassenerhalt, gegen den 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) stehen sie unter Zugzwang - genau wie in den darauffolgenden Ligapartien vor Weihnachten (bei Hertha BSC, gegen Werder Bremen), denn im Januar warten Kaliber wie der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig. Im Gespräch mit dem kicker erklärt der 27-Jährige, was in Bielefeld schieflief, warum der Pokal trotz der prekären Lage in der Liga eine Rolle spielen kann und warum Mainz 05 in seinen Augen kein Mentalitätsproblem hat.

Herr Stöger, der erste Abstiegskracher in Bielefeld ging verloren. Wie kann es gelingen, dass nun der zweite gegen Köln ein Sieg wird?

Die nächsten zwei Wochen werden wahnsinnig intensiv, weil wir da von Sechs-Punkte-Spielen sprechen. Wir müssen kühl im Kopf bleiben und auf unsere Stärken und Qualitäten vertrauen.

Sie sprechen von zwei Wochen, weil Sie auch Bremen in den Abstiegskampf einrechnen?

Ja und auch Hertha. Genauso wichtig ist auch der DFB-Pokal gegen Bochum. Denn auch da kann man sich Selbstvertrauen holen. Wobei wir jetzt noch nicht so weit schauen dürfen, sondern uns auf Köln konzentrieren müssen, weil wir da ein bisschen was aus Bielefeld gutmachen können.

Wir haben kein Mentalitätsproblem, das hat jeder gesehen vor Bielefeld.

In Bielefeld gelang Ihnen Ihr erstes Tor, dennoch unterlag Mainz. War Ihnen da genug Feuer seitens Ihrer Mannschaft drin?

Ich fand die ersten Minuten zu passiv für das, was wir uns vorgenommen haben. In den Spielen davor hat uns ausgezeichnet, dass wir agiert haben und nicht reagiert. Dass wir eklig waren und direkt nach vorne gespielt haben. In der ersten Halbzeit fehlte uns das, dennoch hatten wir gute Chancen zur Führung. Dann hätte es anders ausgesehen.

Diese Darstellung war nun wiederholt zu lesen, sie ist ja auch nicht falsch. Aber macht es sich der ganze Verein nicht zu leicht, schließlich hat Mainz 05 in dieser Saison noch kein Spiel drehen können. Hat die Mannschaft ein Mentalitätsproblem?

Wir haben kein Mentalitätsproblem, das hat jeder gesehen vor Bielefeld. Das erste Tor war abgefälscht, beim zweiten Tor geht es zu einfach, da müssen wir zur Not foulen. Ein 0:2 ist in unserer Phase schwer zu verdauen, dennoch haben wir alles versucht, auch wenn wir nicht mehr viele hundertprozentige Chancen hatten. Der Anschlusstreffer kam ein wenig zu spät.

Vergleichen mit Paderborn und Düsseldorf, wo Sie auch einen Abstieg hinnehmen mussten: Stimmt Sie denn etwas positiv, dass es nicht so kommt in Mainz?

Wir stecken unten drin, da müssen wir nicht drumherum reden. Aber wir sind nicht abgeschlagen, in dieser Saison tun sich einige schwer, dreifach zu punkten. Man weiß, dass eine kleine Serie helfen kann. Generell haben wir das Potenzial, um herauszukommen. In Düsseldorf hatten wir lange Ruhe, das ist sehr wichtig, diese Ruhe haben wir hier in Mainz auch. Und wir müssen Dinge sachlich ansprechen können, uns aber auch mal die Meinung sagen können.

Kurz bevor Sie verpflichtet wurden, stand Mainz 05 bundesweit in den Schlagzeilen. Wie fühlt es sich an, in einen Kader zu kommen, der gerade gestreikt hat?

Ich habe mit meinen 27 Jahren einiges erlebt, Trainerwechsel, Suspendierungen. Aber ich habe mich bewusst dazu entschlossen, als positiver Mensch hierherzukommen und das Thema nicht mehr groß anzusprechen, weil ich daran eh hätte nichts mehr ändern können. Beeinträchtig hat es meine Entscheidung jedenfalls nicht.

Funkel und Düsseldorf, das hat einfach gepasst. Ich habe einiges gelernt unter ihm, und Erfahrung ist definitiv kein Nachteil für einen Trainer.

Stöger

Sie hatten mit Friedhelm Funkel einen Trainer der alten Schule in Düsseldorf, mit Jan-Moritz Lichte nun einen Coach, der erstmals die Chefrolle einnimmt. Was ist besser im Abstiegskampf?

Funkel und Düsseldorf, das hat einfach gepasst. Ich habe einiges gelernt unter ihm, und Erfahrung ist definitiv kein Nachteil für einen Trainer. Aber: Jan-Moritz Lichte hat auch als Co-Trainer schon einiges gesehen, auch er kennt den Abstiegskampf aus den vergangenen Jahren.

Rein fußballerisch betrachtet scheint die Mannschaft gut genug für den Klassenerhalt, fehlt ihr einfach das Thema Härte?

Ich kann nur sagen, dass wir eine enorme Qualität haben. Wir sind schlecht gestartet, aber entscheidend ist die ganze Saison. Zudem kennen viele den Abstiegskampf, die Mischung aus Erfahrenen und Jungen stimmt auch.

Sie selbst kamen ohne Spielpraxis, es dauerte einige Wochen, ehe Sie überhaupt zur Option wurden. Hat Ihnen das zu lange gedauert?

Ja, leider warte ich bis heute noch auf meinen ersten Startelfeinsatz bei Mainz. Ich denke, man hat in den vergangen zwei Wochen gesehen, dass ich der Mannschaft helfen kann und hoffe somit auch auf das Vertrauen des Trainers und mein erstes Spiel von Anfang an.

Interview: Benni Hofmann