Bundesliga

Bastian Oczipka knackt bei Union die 300 Bundesligaspiele

Zukunft bei den Eisernen offen

Stilles Jubiläum im lauten Derby-Jubel: Oczipka knackt die 300

Bastian Oczipka (#20) feierte beim Derbysieg am vergangenen Samstag auch aus einem persönlichen Grund.

Bastian Oczipka (#20) feierte beim Derbysieg am vergangenen Samstag auch aus einem persönlichen Grund. IMAGO/Matthias Koch

Der Routinier war am Samstagabend im Berliner Olympiastadion in der 72. Minute für Niko Gießelmann eingewechselt worden, erlebte so den dritten Sieg im dritten Hauptstadtduell der Saison für die Eisernen auf dem Rasen mit. Neben dem Derby-Triple (2:0 und 4:1 in der Liga, 3:2 im Pokal-Achtelfinale) konnte sich Oczipka aber auch über ein persönliches Jubiläum freuen: sein 300. Bundesligaspiel. Das ging allerdings am Samstag "wirklich ein bisschen unter", wie Union-Manager Oliver Ruhnert sagt.

Vor heimischer Kulisse in der Alten Försterei, wohl vor dem Heimspiel gegen Ex-Klub Eintracht Frankfurt (Ostersonntag, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de), soll Oczipka geehrt werden. "Er kriegt selbstverständlich etwas zum 300. Bundesligaspiel. Das ist eine tolle Leistung", sagt Ruhnert und lobt den Linksverteidiger: "Basti macht hier vom ersten Tag an einen top Eindruck. Wir sind super glücklich, dass er diese Leistung noch mal erbracht hat. Wir hatten ihn als Backup geholt, das war auch so klar mit ihm kommuniziert. Dass daraus in der Saison mehr geworden ist, liegt vor allem auch an ihm selbst."

Schalke-Zeit hing Oczipka noch nach

Die Entwicklung bei Oczipka ist in der Tat beachtlich. Nach dem Abstieg mit dem FC Schalke 04 im Frühjahr 2021 hatte der 33-Jährige über das Ende seiner Karriere nachgedacht. Er sei damals in ein "Loch" gefallen, habe eine "auch mental schwierige Phase" durchgemacht, erzählte er vor wenigen Wochen. "Ich kann so was nicht so leicht abschütteln. Wenn man richtig bei der Sache ist, tut das weh, was da alles abgelaufen ist", so Oczipka über die finale Phase in Gelsenkirchen.

Bastian Oczipka (#6).

Bastian Oczipka (#6) kam im August 2010 gegen Freiburg zu seinem Bundesligadebüt - damals mit dem FC St. Pauli. imago sportfotodienst

Im Sommer war er vereinslos, hielt sich privat fit. Dann meldete sich Union. Ruhnert, der früher als Scout und Trainer (zweite Mannschaft) sowie als Direktor der Knappenschmiede auf Schalke gearbeitet hat und noch heute Mitglied bei den Knappen ist, bestätigt, dass man Oczipka "am Anfang ganz klar angemerkt" habe, wie sehr ihn der Absturz mit Schalke beschäftigte, "dass das Jahr stark an ihm genagt hatte". Hinzu kam, dass Oczipka mit seiner Familie in Düsseldorf lebt. Als Union Oczipka kontaktierte, berichtet Ruhnert, "hat er schon überlegt, ob er sich das noch mal geben will, weg von der Familie und nach Berlin".

"Absoluter Gewinn für uns"

Wollte er. Ende August 2021 schloss sich Oczipka Union an. Dort habe der Routinier erst einmal "viel beobachtet, geguckt, wie das bei uns läuft", so Ruhnert. Nach etwas Anlaufzeit, bedingt auch dadurch, dass Oczipka keine Vorbereitung absolviert hatte, habe er dann gemerkt, dass es in Köpenick "anders ist, es Spaß macht. Das tut ihm sehr gut", sagt Ruhnert, der Oczipka als "absoluten Gewinn für uns von Anfang an" bezeichnet.

Zunächst nur der dritte Linksverteidiger hinter Niko Gießelmann und dem polnischen Sommer-Neuzugang Tymoteusz Puchacz, kommt Oczipka inzwischen auf 14 Einsätze in der Bundesliga und zwei im Pokal für die Eisernen. Dass er mal 300 Partien im Oberhaus - für Union, Schalke, Frankfurt, Leverkusen und St. Pauli - absolviert, hätte er sich früher nicht vorstellen können. "Sich so lange in solch einem Haifischbecken zu halten ist schon schwierig heutzutage", sagte er kürzlich. Wie viele noch dazu kommen, ist offen. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Dass er noch ein Jahr dranhängt, ist nicht ausgeschlossen. "Wie es weitergeht, muss man abwarten", sagt Ruhnert.

Ein Verbleib von Oczipka bei Union hängt auch mit der Zukunft von Puchacz zusammen. Der polnische Nationalspieler ist seit Januar an den designierten türkischen Meister Trabzonspor verliehen, um dort Spielpraxis zu sammeln. Im Sommer kehrt er nach Berlin zurück. Zumindest ist das der Plan. "Ich habe bisher kein anderes Signal bisher bekommen", sagt Ruhnert.

Jan Reinold