2. Bundesliga

St. Paulis Saad lebt seinen Traum

Von der Regionalliga in Tunesiens Nationalelf - "Ein übertriebenes Gefühl"

St. Paulis Saad lebt seinen Traum

St. Paulis Elias Saad reist zur tunesischen Nationalmannschaft.

St. Paulis Elias Saad reist zur tunesischen Nationalmannschaft. IMAGO/MIS

Bis zum Ende letzten Jahres dauerten die Anreisen zu seinen Spielen mitunter nur eine Stunde, manchmal waren es auch zwei Stunden, aber nur selten mehr. Elias Saad spielte in der viertklassigen Regionalliga Nord für Eintracht Norderstedt gegen Weiche Flensburg oder Drochtersen/Assel. Seit der Verpflichtung durch den FC St. Pauli ist alles anders im Leben des 23-jährigen Flügelstürmers - und die Veränderung wird noch rasanter.

"Ich realisiere es noch gar nicht so krass"

Vergangene Woche wurde der Aufsteiger dieses Kalenderjahres vom tunesischen Verband für die nun anstehende Länderspielperiode nominiert, erst per Mail an seinen Klub, dann folgte der persönliche Anruf bei ihm. "Ich konnte es selber nicht glauben. Ich realisiere es noch gar nicht so krass", sagt Saad, "ich bin so ein bisschen in meinem Traum gefangen." Weil die Entwicklung binnen weniger Monate eine nicht für möglich gehaltene Rasanz hat. "Wenn ich manchmal auf mein Handy gucke, wo ich vor einem Jahr war, dann ist es schon ein übertriebenes Gefühl, jetzt regelmäßig vor 20 000 Menschen und mehr zu spielen. Oder dann jetzt hoffentlich in Tunesien, in meinem Heimatland."

In der Afrika-Cup-Qualifikation geht es zu Hause gegen Botsuana, und Saad hofft, bei der ersten Berufung auch direkt zum Zug zu kommen. Auffällig war am vergangenen Freitag in Braunschweig, dass der Anruf aus der Heimat keine hemmende, sondern eher eine zusätzlich beflügelnde Wirkung hatte. Der Tempodribbler war beim aus Hamburger Sicht insgesamt enttäuschenden 1:1 nicht nur der Torschütze, sondern mit 65 Prozent gewonnenen Duellen auch bester Zweikämpfer seines Teams.

Ein bemerkenswerter Wert für einen zudem feingliedrigen Offensivspieler. Seine Erklärung: "Ich hatte ein super Gefühl durch die Nominierung und eine richtig breite Brust. In den Spielen davor war ich ein bisschen aufgeregter." Sollte er am kommenden Donnerstag tatsächlich erstmals für Tunesien auflaufen, dürfte der Puls trotz breiter Brust wieder etwas nach oben gehen.

Sebastian Wolff

Gleich fünf Neue dabei: Die Kapitäne der Zweitligisten 2023/24