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Spielerberater: Der Kampf der FIFA um eine Milliarde

Die Hintergründe zum Ranking

Spielerberaterregeln: Der Kampf um eine Milliarde

Der Kampf um die neue Spielerberaterregelung wird die FIFA noch länger beschäftigen. 

Der Kampf um die neue Spielerberaterregelung wird die FIFA noch länger beschäftigen.  IMAGO/ULMER Pressebildagentur

Wer sich diese Zahlen vor Augen führt, wird verstehen, warum der Streit um die neuen Spielerberaterregeln des Weltverbandes FIFA, der eine Obergrenze für die Provisionen einführen möchte, eskaliert. Exakt 1130,749 Millionen Euro sind es, die die Klubs aus 1. Liga und 2. Liga seit 2017 an Beraterprovisionen ausgegeben haben.

Das geht aus den jährlich veröffentlichten Kennzahlen der Deutschen Fußball Liga (DFL) hervor. Bis dato hat die DFL die Zahlen für den Zeitraum der Spielzeiten 2017/18 bis 2021/22 ausgewiesen. Die jüngsten Zahlen, also für die Saison 2022/23 und das gerade zu Ende gegangene Sommertransferfenster 2023, werden erst später publiziert. Das Gros der Ausgaben entfällt mit 998,6 Millionen Euro auf die Bundesligavertreter. Im Unterhaus wurden zusammengerechnet 132,139 Millionen Euro an Agenten bezahlt. Erst seit 2017/18 werden die Beraterprovisionen von der DFL aufgeschlüsselt nach einzelnen Klubs veröffentlicht.

Bayern Zweiter: Die Beraterausgaben der deutschen Klubs im Ranking

Meister prozentual vor Vizemeister

Am meisten bezahlt hat mit 183,21 Millionen Euro Borussia Dortmund. Das ist wenig überraschend, weil der Vizemeister im betreffenden Zeitraum das meiste Geld bewegt hat mit einem Transferumsatz von 1032,85 Millionen Euro. Mehr als eine Milliarde Euro setzte der BVB mit Wechseln um, also Zu- und Abgängen. Hier ist der 103-Millionen-Euro-Mann Jude Bellingham, jetzt in Diensten von Real Madrid, nicht eingerechnet, weil dieser Transfer erst kürzlich stattfand.

Spannend liest sich das jeweilige Verhältnis zwischen Provisionen und Transfervolumina in dem Zeitraum. Gemessen am Transferumsatz hat der BVB anteilig eben nicht das Maximum bezahlt für Agenten wie Rafaela Pimenta, die den 75-Millionen- Euro-Transfer Erling Haalands zu Manchester City abgewickelt hat, sondern lediglich 17,74 Prozent. Beim FC Bayern beispielsweise, der bei einem Transferumsatz von 618,48 Millionen Euro Beraterprovisionen in Höhe von 146,48 Millionen Euro bezahlte, liegt das Verhältnis bei 23,68 Prozent, also höher als beim BVB.

Ausreißer durch Verlängerungen und ablösefreie Wechsel möglich

Marktüblich, so betonen Manager und Agenten, sind zehn bis 15 Prozent. Der Rückschluss, dass in Bundesliga und 2. Liga allgemein über Gebühr bezahlt wird, weil viele Klubs im Verhältnis Transfervolumen/Beraterprovision oberhalb der 15 Prozent landen, wäre jedoch falsch. Denn die DFL weist die Provisionen nicht getrennt nach Honoraren für Vertragsverlängerungen, für Transfers mit Ablöse und Transfers ohne Ablöse aus.

Heißt also: Kommissionen für Vertragsverlängerungen und ablösefreie Wechsel schrauben die Summen im Verhältnis zu den Transfer- volumina nach oben. Der "wahre Prozentsatz" liegt jeweils niedriger. Damit lassen sich extreme Ausreißer wie in Bochum (70,47 Prozent) oder Bielefeld (49,55) erklären. Bei diesen Klubs dürften im entsprechenden Zeitraum vergleichsweise viele Arbeitspapiere ausgedehnt worden respektive viele Profis ablösefrei gekommen sein.

Dennoch vermittelt die Übersicht ein Bild darüber, wie stark manche Klubs die Dienste von den von Funktionären gerne gescholtenen Beratern in Anspruch nehmen. Zur Wahrheit gehört, dass die Bosse im Rennen um die Stars bereit sind, die Konkurrenz mit Provisionen auszustechen.

Kein Wunder, dass die FIFA-Reform auf heftigen Widerstand stößt, will der Weltverband doch die Kommissionen prozentual begrenzen. Vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS feierte die FIFA einen Erfolg, während das Landgericht Dortmund ihr per einstweiliger Verfügung die Anwendung der neuen Regeln untersagte. Das LG sprach sogar jeweils 150.000 Euro Ordnungsgeld gegen FIFA und den DFB als nationalen Stellvertreter aus. Anfang 2024 steht vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf die Berufung an, zudem wurde in anderen Verfahren der Europäische Gerichtshof in Luxemburg angerufen.

Benni Hofmann