Bundesliga

So lief es für Hoeneß in Hoffenheim: Krisenmanager auf Kurs Königsklasse

Coach hat neuen Job in Stuttgart

So lief es für Hoeneß in Hoffenheim: Krisenmanager auf Kurs Königsklasse

Hat einen neuen Job: Sebastian Hoeneß.

Hat einen neuen Job: Sebastian Hoeneß. IMAGO/Schüler

Es war eine für Hoffenheim eher typische, aber dennoch überraschende Personalentscheidung, als sich die TSG im Sommer 2020 für Sebastian Hoeneß als neuen Cheftrainer und Nachfolger von Alfred Schreuder entschied. Der war vier Spieltage vor Schluss entlassen worden, eine Interims-Crew bestehend aus Marcel Rapp, Kai Herdling und Matthias Kaltenbach hatten im Endspurt noch die Europa League gesichert und damit den Bundesligadebütanten Hoeneß gleich auch auf die internationale Bühne beförderte.

Ein enormer Sprung für den bis dahin im Ausbildungsbereich tätigen Coach, der aber mit der Meisterschaft in der 3. Liga mit den kleinen Bayern eine Menge Eigenwerbung hatte betreiben können. Der damals 38-Jährige war die erste große Herausforderung auf dieser Ebene in der Öffentlichkeit anfangs durchaus anzumerken, an die er sich der mit einer Mischung aus Demut und natürlicher Zurückhaltung herantastete. Wie sein Vorgänger stand auch über seiner Mission der anspruchsvolle Auftrag, Hoffenheims offensiven, attraktiven Spielstil auf ein defensiv stabileres Fundament zu stellen, ohne nennenswert an Wirkung und Durchschlagskraft einzubüßen.

Nach einem verheißungsvollen Start etwa mit dem 4:1-Sieg gegen den FC Bayern war Hoeneß aber schnell als Krisenmanager gefragt. Der TSG machte die ungewohnte Doppelbelastung im Europacup ebenso zu schaffen wie Hoeneß die deshalb nur sehr eingeschränkten Möglichkeiten, kontinuierlich im Training an Inhalten zu arbeiten. Zudem brachen immer wieder wichtige Leistungsträger weg, sei es verletzungsbedingt oder im Zuge der immer heftiger zuschlagenden Coronawelle, die mehrfach die Reihen im Kraichgau lichtete. Am Saisonende stand mit Platz elf ein Ergebnis, das den ursprünglichen Erwartungen hinterherhinkte, aber den gegebenen Umständen entsprach. Zumindest war die TSG trotz aller Turbulenzen und Rückschläge nie in gefährliche Tabellenzonen abgerutscht.

Im zweiten Amtsjahr zahlte sich die zusätzliche Trainingszeit auf Strecke spürbar aus. Nach zähem Beginn zeigte die TSG Mitte der Saison den besten und strukturiertesten Fußball seit den Zeiten unter Erfolgscoach Julian Nagelsmann und drang in entsprechende Tabellenregionen vor. Nach 18 Partien Dritter, lag die TSG auch nach 25 Spieltagen als Vierter noch auf Kurs Königsklasse, ehe eine sich zuspitzende Negativserie die Kraichgauer (9. Platz) den Europacup und Hoeneß nach einem desaströsen 1:5 in Gladbach und einer misslungenen Kabinenpredigt sogar den Job kostete.

Hoeneß ist in Hoffenheim nicht als Fußballfachmann gescheitert

Ein abrupter Absturz, der sich unter seinem Nachfolger André Breitenreiter wiederholen sollte und den Vorgänger deshalb im Nachhinein entlastet. Hoeneß ist in Hoffenheim keineswegs als Fußballfachmann gescheitert. Eher als Führungsfigur. Auch wenn im Laufe der zwei Jahre seine öffentlichen Auftritte an Souveränität gewannen, spielte dabei das ihm eigene Understatement ebenso eine Rolle wie fehlende Unterstützung im Klub bei der Bekämpfung unprofessioneller Nachlässigkeiten. In der Mannschaft wie im Umfeld.

Hoeneß konnte aber sehr wohl zeigen, dass er den Stil einer Mannschaft prägen und (junge) Spieler entwickeln kann, wie nicht nur die Beispiele der von ihm besonders protegierten Angelo Stiller oder Chris Richards, aber auch des jungen Georginio Rutter oder des aus der 2. Liga dazugestoßenen David Raum belegen.

Ob der mittlerweile 40 Jahre alte und an seiner ersten Station gereifte Hoeneß auch als Feuerwehrmann und Retter auf der Zielgeraden taugt, muss sich erst zeigen. Mittel- und langfristig ist ihm mit der entsprechenden Rückendeckung jedenfalls die Entwicklung von Spielern, einer Mannschaft und eines planvollen Spielstils zuzutrauen.

Michael Pfeifer

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