Bundesliga

So lief das letzte kicker-Telefonat mit Nagelsmann

Der Disput über den Ablauf des Bayern-Aus geht weiter

So lief das letzte kicker-Telefonat mit Nagelsmann

Bayern-Abschied mit Nebengeräuschen: Julian Nagelsmann.

Bayern-Abschied mit Nebengeräuschen: Julian Nagelsmann. IMAGO/Laci Perenyi

Das Aus von Trainer Julian Nagelsmann bleibt ein höchst explosives Thema. Spätestens seit diesem Samstagabend, als "Sky"-Experte Lothar Matthäus und FCB-Vorstandsboss Oliver Kahn live im TV in einen Disput gerieten. Es geht um den Ablauf der Freistellung. Die wichtigsten Fragen: Wann hat der FC Bayern Nagelsmann erstmals kontaktiert, respektive versucht zu kontaktieren? Was hat der Ski-Urlaub des Ex-Bayern-Trainers mit der Thematik zu tun? Und welche Rolle spielte die Zusage von Thomas Tuchel?

Nach kicker-Informationen wäre Nagelsmann womöglich noch Chefcoach des FC Bayern, wenn Tuchel abgesagt hätte. Die Münchner Führungsetage musste also auf das Ja des 49-Jährigen warten. Verständlich demnach, wenn Kahn und Hasan Salihamidzic Nagelsmann bis dahin noch nicht in Kenntnis setzen konnten. Allerdings: Wäre Nagelsmann nicht am Tag nach dem 1:2 in Leverkusen in den Ski-Urlaub und stattdessen zur Aufarbeitung der Niederlage an die Säbener Straße gefahren, hätten die Bayern-Bosse mit ihm die Sachlage analysieren können. Oder hätten die Chefs, bei dieser brisanten Situation, den 35-Jährigen noch am Sonntagabend für Montag zum Rapport an die Säbener Straße bestellen müssen? Schwierig, egal, wie man es betrachtet.

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Unabhängig davon: Den ersten Kontakt mit ganz konkreten Absichten zwischen dem FCB und Tuchel gab es am Dienstag. Da fragte Sportvorstand Salihamidzic bei Tuchel an, ob er sich ein sofortiges Engagement beim FC Bayern vorstellen könne. Tuchel schlief eine Nacht darüber. Der Deal wurde dann am Mittwoch, als der kicker den ersten Hinweis bekam, und am Donnerstag fixiert. Am Donnerstagabend verdichteten sich die Informationen, ehe der italienische Transferexperte Fabrizio Romano schrieb, dass Nagelsmann vor dem Aus stehe. Wenige Minuten später bestätigte der kicker, dass Nagelsmann sofort von seinen Ämtern entbunden und Tuchel als neuer Coach übernehmen wird.

Nagelsmann war mit der Situation verständlicherweise überfordert

Nagelsmann, so sagte er im Telefonat mit dem kicker, wusste bis mindestens 21.49 Uhr noch nichts davon. So lief das kurze Gespräch:

kicker: "Haben Sie von den Gerüchten um Ihr Aus gehört?"

Nagelsmann: "Ja, weil so Leute wie Sie mich anrufen. Ich muss jetzt aber auflegen."

Der Ex-Coach war - verständlicherweise - total impulsiv, emotional und mit der Situation überfordert.

kicker: "Und haben Sie schon etwas von Seiten des Vereins gehört?"

Nagelsmann: "Nein, noch nicht. Ich kann jetzt nicht sprechen. Muss auflegen."

Der zu diesem Zeitpunkt Noch-Trainer der Bayern, obwohl sein Aus besiegelt war, war hektisch, wusste nicht recht, wie ihm geschieht. Ob es jedoch schon vorher einen Kontaktversuch von den FCB-Bossen gab und Nagelsmann womöglich nicht erreichbar war, bleibt ungeklärt. Natürlich haben sich die Bayern-Verantwortlichen dann, als sich die Informationen bereits wie ein Lauffeuer in den Medien verbreitet hatten, bei Nagelsmann gemeldet. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass die Presse so frühzeitig davon erfahren würde.

Georg Holzner