Bundesliga

Frankfurts Skhiri: "Ich bin nicht unbedingt ein Lautsprecher"

Trainingsauftakt in Frankfurt - Neuer Sechser erklärt seinen Wechsel

Skhiri: "Ich bin nicht unbedingt ein Lautsprecher"

Frankfurts Neuzugang Ellyes Skhiri beim Trainingsauftakt der Eintracht.

Frankfurts Neuzugang Ellyes Skhiri beim Trainingsauftakt der Eintracht. picture alliance / Eibner-Pressefoto

Es gab Zeiten, da tummelten sich beim öffentlichen Training der Eintracht ein paar in die Jahre gekommene Kiebitze zum Fachsimpeln. Inzwischen ist der Hype in Frankfurt so groß, dass sogar Übungseinheiten ausverkauft sind. Wer am Mittwoch beim Vorbereitungsauftakt dabei sein wollte, musste schnell sein: Die 1000 kostenlosen Tickets waren binnen Minuten vergriffen.

Trainer Dino Toppmöller begrüßte einen 25 Mann starken Kader, wobei mit den Nationalspielern, die erst nächste Woche einsteigen, und den verletzten Ansgar Knauff (Schlüsselbeinbruch), Lucas Alario (Knie-OP) und Mehdi Loune (Kreuzbandriss) insgesamt zwölf Profis (noch) nicht mit dabei waren.

Auch von Jessic Ngankam (22) war weit und breit noch nichts zu sehen, die Verpflichtung des U-21-Nationalstürmers von Hertha BSC befindet sich allerdings auf der Zielgeraden. Dafür stand in Stefan Buck, der zuletzt als Co-Trainer beim FC Bayern II arbeitete, noch ein weiterer, frisch verpflichteter Assistent auf dem Feld.

"Wir wollten noch einen Co-Trainer dazunehmen, der eine gewisse Erfahrung im NLZ hat, damit wir eine noch bessere Verbindung zu unserem NLZ bekommen. Da sind echt gute Talente, wir wollen die Durchlässigkeit noch ein Stück weit verbessern", erklärt Toppmöller und führt aus: "Ich weiß, wie er tickt, wo er seine Qualitäten hat. Stefan ist jemand, der eine gewisse Autorität ausstrahlt, allein aufgrund seiner Statur und Körpergröße. Neben dem Feld ist er auch ein unfassbar guter Typ. Wir freuen uns, dass er hier ist und unser Trainerteam komplettiert."

Die anderen beiden neuen Co-Trainer Nelson Morgado und Erwin Bradasch waren bereits im Rahmen der Toppmöller-Verpflichtung vor einem Monat kommuniziert worden. Zufrieden konstatiert der Coach nach der ersten Einheit: "Wir sind alle froh, wieder auf dem Platz zu sein. Wir hatten sofort eine gute Energie und Spielfreude. Das war ein guter Start, morgen geht es direkt mit zwei Einheiten weiter."

Ich möchte mit Leistung, Arbeit und meinem Charakter glänzen.

Ellyes Skhiri

Die Fans bekamen drei der sechs Neuzugänge zu Gesicht: Robin Koch, Ellyes Skhiri und Hugo Larsson. Vor allem auf Skhiri und Koch ruhen große Hoffnungen. Letzterer betont selbstbewusst: "Ich will wie in Leeds eine absolute Führungsrolle einnehmen." Auch Skhiri soll im Mittelfeld vorangehen, allerdings eher als leiser Leader. "Aufgrund meines Charakters und meiner Sprachkenntnisse bin ich nicht unbedingt ein Lautsprecher, sondern eher ruhig und überlegt. Ich möchte mit Leistung, Arbeit und meinem Charakter glänzen", sagte der tunesische Nationalspieler auf seiner Vorstellungspressekonferenz nach dem Training. Gelingt es dem lauf- und spielstarken Strategen, seine in Köln gezeigten Leistungen zu bestätigen, stellt er für die Eintracht eine hervorragende Verstärkung dar. Wie stark Skhiri zuletzt war, zeigt ein Blick auf die jüngste kicker-Rangliste: Da stufte ihn die Redaktion im defensiven Mittelfeld auf Platz 1 in der internationalen Klasse ein. "Das ist eine sehr schöne Belohnung, die mich sehr freut", bekundet Skhiri, der trotz Dolmetscher fast durchweg auf Deutsch antwortet.

Eintracht Frankfurt

Trainingsauftakt mit Toppmöller: "Hier hat ein unglaublicher Wandel stattgefunden"

alle Videos in der Übersicht

Nicht zuletzt den intensiven Bemühungen von Sportvorstand Markus Krösche und Toppmöller, mit dem sich der Mittelfeldspieler auf Französisch verständigt, ist es zu verdanken, dass der 28-Jährige trotz anderer Angebote künftig für die Eintracht aufläuft. "Wir haben viel miteinander gesprochen. Der Trainer will schönen Fußball spielen lassen. Ich hatte das Gefühl, dass ich für den Trainer und auch den Verein wichtig sein kann. Es gab für mich andere Möglichkeiten, aber mein Gefühl sagt mir, dass Frankfurt das beste Projekt ist", erklärt Skhiri seinen Wechsel. Ähnlich äußerte sich tags zuvor auch Koch, der seine Entscheidung für Frankfurt unter anderen mit seinem "Bauchgefühl" begründete. Wie es scheint, haben Toppmöller und Krösche ein ganz gutes Händchen, dieses Gefühl zu beeinflussen.

Krösche muss den Kader noch verkleinern

In den kommenden Wochen muss allen voran Krösche jedoch zusehen, den Kader noch zu verkleinern. Inklusive der Local Player und U-21-Stürmer Nacho Ferri besitzen bei der SGE 39 Spieler einen Profivertrag. Mit Ngankam und dem umworbenen Linksverteidiger Niels Nkounkou (22, St. Etienne) wären es 41 Mann - viel zu viel. Dass der nach einer Leihe zurückgekehrte Ali Akman, der dem Vernehmen nach über einen Millionenvertrag verfügt, nur in der zweiten Mannschaft trainieren darf, kann nur der erste Schritt sein. Toppmöller sagt: "Es ist kein Wunschkonzert. Für jeden Trainer ist es einfacher, wenn der Kader nicht ganz so groß ist, um inhaltlich noch ein bisschen wertvoller arbeiten zu können. Wir werden schauen, wie der Kader am Ende aussieht."

Julian Franzke

Trotz Hernandez: Fünf Bundesligisten verkauften schon teurer als Bayern