2. Bundesliga

Simakalas Supertreffer: "Chance" nutzt seine Chance

Kaiserslautern setzt Aufwärtstrend fort

Simakalas Supertreffer: "Chance" nutzt seine Chance

"Wenn es nicht gegen Osnabrück gewesen wäre, wäre ich natürlich durchgedreht": Ba-Muaka Simakala

"Wenn es nicht gegen Osnabrück gewesen wäre, wäre ich natürlich durchgedreht": Ba-Muaka Simakala IMAGO/osnapix

Stell dir vor, du erzielst dein erstes Zweitliga-Tor. Mit einem Volleyschuss in den Winkel. Vor jener Tribüne, auf der die eigenen Fans toben. Und dann: jubelst du nicht. Für Ba-Muaka Simakala ist dies am Sonntagnachmittag Realität geworden. Die Leihgabe des Tabellenzweiten Holstein Kiel markierte auf fantastische Art und Weise den zwischenzeitlichen 2:2-Gleichstand für den 1. FC Kaiserslautern, dies aber gegen den VfL Osnabrück, für den er in der vergangenen Saison noch aufgelaufen war. 19 Treffer hatte er für die Niedersachsen erzielt. Er ist ein Aufstiegsheld.

Nun umklammert der VfL eine Spielklasse höher die rote Laterne des Schlusslichts, und Simakala raubte seinen ehemaligen Kameraden die Hoffnung auf den dritten Sieg in Serie und reduzierte deren Chance, in der Liga zu verbleiben. Für ihn verbot sich daher exaltiertes Freudengeheul. "Wenn es nicht gegen Osnabrück gewesen wäre, wäre ich natürlich durchgedreht", sagte Simakala später in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions, "so aber muss man sich ein wenig raffen." Der Verein, den er "sehr, sehr liebe", sei eben in seinem Herzen. Nach den Feiermomenten mit den Anhängern des FCK nach der Partie dachte Simakala einen Augenblick darüber nach, rasch hinüber vor den Osnabrücker Fanblock zu marschieren, letztlich aber klatschte er den alten Unterstützern nur aus der Ferne Beifall. Er wünsche dem Verein "nur das Bestmögliche", betonte Simakala.

Spielersteckbrief Simakala
Simakala

Simakala Ba-Muaka

Spielersteckbrief Ache
Ache

Ache Ragnar

2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC St. Pauli FC St. Pauli
51
2
Holstein Kiel Holstein Kiel
46
3
Hamburger SV Hamburger SV
41

Eine Leistung als Bewerbungsschreiben

Marlon Ritter ist für das Auswärtsspiel am kommenden Samstag bei Hannover 96 aufgrund der fünften Gelben Karte gesperrt. Die Leistung, die Simakala nach seiner Hereinnahme in der 63. Minute bot, darf Trainer Friedhelm Funkel durchaus als Bewerbungsschreiben werten. Vor der Partie gegen den VfL hatte der 27-jährige Simakala dreimal auf der Tribüne gesessen, womöglich verhalfen ihm die Ereignisse des Sonntags zum Durchbruch an neuer Wirkungsstätte.

Ragnar ist ein Spieler, der uns alle besser macht.

Jean Zimmer

Dass Ragnar Ache auch in Hannover das Sturmzentrum besetzen wird, ist in Stein gemeißelt, Gesundheit vorausgesetzt. Gegen Osnabrück erzielte er seine Saisontore 13 und 14, gleichbedeutend mit Rang zwei im Torjäger-Ranking der 2. Liga. "Die Fans haben uns gepusht, und dann kann man so ein Spiel auch noch gewinnen", sagte Ache, "das ist ein geiles Gefühl." Alle im Stadion hätten "gespürt, dass noch etwas geht". Es sei von großer Bedeutung, "dass wir nach Rückschlägen nicht auseinandergefallen sind".

Ache, der Wettbewerbsverzerrer

Tatsächlich entdeckte der 1. FC Kaiserslautern eine seiner Urtugenden wieder. 14 Tage zuvor noch war er gegen den Karlsruher SC infolge eines Rückstands völlig kollabiert und mit 0:4 untergegangen. Diesmal trocknete er sich nach zwei kalten Duschen einfach ab. Ache und Simakala hatten daran einen riesigen Anteil. Der Osnabrücker Cheftrainer Uwe Koschinat rühmte Ache in den höchsten Tönen. Dass dieser "unfassbare Stürmer" überhaupt in einer Mannschaft der 2. Liga spielen dürfe, grenze an Wettbewerbsverzerrung, sagte Koschinat. Auch Kapitän Jean Zimmer stimmte eine Eloge auf seinen Mannschaftskollegen an: "Ragnar ist ein Spieler, der uns alle besser macht. Was er vorne für Bälle festmacht, wie er in der Luft steht, das ist unbeschreiblich. Wenn er nicht bei hundert Prozent ist, dann sind wir alle schlechter."

Mit dem zweiten Sieg in Folge, erneut gegen einen direkten Widersacher im Wettstreit um den Ligaverbleib, verschafften die Roten Teufel sich etwas Luft. Vier Punkte ist die Lücke zu einem direkten Abstiegsrang nun breit, drei Zähler sind es bis zum Relegationsrang. "Man hat gesehen, wie viel Last von uns abgefallen ist", sagte Marlon Ritter, "wir sind überglücklich, dass wir die drei Punkte einfahren konnten." Zum Klassenverbleib fehlen noch ein paar.

Funkel erschöpft, aber glücklich

Friedhelm Funkel war im Anschluss an bisweilen turbulente 95 Minuten nach eigenen Angaben recht erschöpft, aber nicht minder glücklich. Die Leistung der Mannschaft, sagte er, könne man gar nicht hoch genug bewerten. Allerdings bestehe keinerlei Veranlassung, sich zu entspannen: "Wir wissen, dass das bis zum letzten Spieltag gehen wird. Wir werden im Abstiegskampf noch Ausdauer benötigen, um die nötigen Punkte zu holen. Es ist noch viel Arbeit, aber das weiß jeder."

Ba-Muaka Simakala übrigens wird am liebsten "Chance" genannt. Seit Kindertagen werde er so gerufen. Es könnte also sein, dass "Chance" seine Chance in Kaiserslautern genutzt hat - und nun des Öfteren zur Formation zählt.

Andreas Böhm