Bundesliga

Leverkusen: Seoanes Zwickmühle bei der Personalie Andrich

Auch Atalanta spielt im Kopf von Leverkusens Trainer schon eine Rolle

Seoanes Zwickmühle bei der Personalie Andrich

Kann Gerardo Seoane (re.) am Sonntag auf ihn setzen? Robert Andrich stünde bereit.

Kann Gerardo Seoane (re.) am Sonntag auf ihn setzen? Robert Andrich stünde bereit. imago images

Ob in Frankfurt (2:5), in Freiburg (1:2), in Mainz (2:3) oder am Donnerstag in Bergamo - immer wenn Bayer 04 auf einen Gegner trifft, der besonders im Mittelfeld sehr aggressiv zur Sache geht, bekommt die Elf von Gerardo Seoane große Probleme.

Und die Grundvoraussetzungen am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Derby gegen den FC werden ähnlich sein. Legt die Elf von Steffen Baumgart doch ebenfalls eine sehr aktive Spielweise wie Atalanta Bergamo an den Tag. Nicht nur deshalb spricht Leverkusens Trainer mit Respekt von den Kölnern, die sich ihren guten Tabellenplatz sehr wohl verdient hätten. "Der FC steht richtig da", betont Seoane angesichts von Rang acht und sagt: "Von Kölner Seite wissen wir, was kommen wird: viel Energie, viel Power, viel Pressing."

Andere Spielweise, anderes Personal?

In Bergamo hatte Bayer diesen Qualitäten von Atalanta zu wenig entgegenzusetzen. Und so erklärt der Schweizer mit Blick aufs Derby: "Wir müssen diesem physischen Spiel trotzen, es schaffen, unter Druck mit Widerstand Bälle zu behaupten und aus diesen Situationen Profit ziehen. Man muss in den Momenten, in denen es etwas harzig wird, es schaffen, eine andere Spielweise auf den Platz zu bringen."

Dass eine dafür notwendige, körperbetontere Spielweise sowie eine physische Entwicklung einzelner Spieler nicht bis Sonntag greifen kann, weiß Seoane und wird deshalb versuchen, den gewünschten Effekt über Personalwechsel zu erzielen.

Neben dem zweikampfstarken und mental stabilen Piero Hincapie, der Mitchel Bakker als Linksverteidiger ablösen sollte, ist Robert Andrich, der seit über zwei Wochen an einer Kniereizung laboriert, die zweite Option, über die Seoane nachdenken muss.

Die Entwicklung bei Rob und Karim ist sehr gut.

Gerardo Seoane

Für Andrich, dessen in Bergamo gesperrten Sechser-Kollegen Kerem Demirbay sowie den von einem Faserriss im Oberschenkel genesenen Rechtsaußen Karim Bellarabi wurde während des Italien-Trips mit Nachwuchsspielern extra eine richtige Trainingseinheit in Leverkusen organisiert, um die Rückkehr von Andrich und Bellarabi anzubahnen. Offenbar mit Erfolg. "Die Entwicklung bei Rob und Karim ist sehr gut. Es ist gut möglich, dass beide in den Kader reinrutschen", so Seoane.

Andrichs Galligkeit, seine Fähigkeit, sich gegen Widerstände aufzulehnen und trotzdem Impulse zu setzen, wurde in Bergamo schmerzlich vermisst. Könnte der Mentalitätsspieler im Derby also schon in der Startelf stehen?

"Das wird eine 50:50-Entscheidung. Physisch wäre es wahrscheinlich möglich", erklärt sein Trainer, "die Frage ist, ob wir es schon über eine längere Strecke machen wollen." Denn Seoane steckt in einer Zwickmühle: Im Derby benötigt er Andrich als Anführer - und das Gleiche gilt für das Rückspiel in der Europa League am Donnerstag.

Seoane benennt den Zwiespalt: "Fürs Bergamo-Spiel würde ich ihn gerne gegen Köln 60 Minuten laufen lassen. Ein bisschen mehr zu spielen, wäre gut für das Donnerstagsspiel - für die Gesundheit vielleicht nicht." Welches Risiko wählt also Seoane? Das ohne Andrich im Derby anzutreten? Oder den Einsatz des Sechsers gegen Bergamo durch eine Startelf-Nominierung gegen Köln zu gefährden?

Seoane weiß: "Das ist immer eine Gratwanderung"

Seoane wird beide Seiten genau gegeneinander abwägen. Die Tatsache, dass nach Derby und Bergamo-Spiel nur noch eine Partie (in Wolfsburg) ansteht, bevor es in eine Länderspielpause geht, könnte dafürsprechen, mit Andrich ein etwas höheres Risiko einzugehen. "Das ist immer eine Gratwanderung", so der Trainer, "genauso wie bei Karim. Wünschenswert wäre eine Stunde. Das ist eine gute Belastung, ohne in die Übermüdung zu gehen. 30 Minuten ist eher weniger Risiko."

Die Erinnerung an das 2:2 in Köln in der Hinrunde könnte Seoane ebenfalls dahin lenken, auf Andrich und Bellarabi zu setzen. Waren die beiden doch die besten Werkself-Kicker in jener Partie, die Leverkusen 45 Minuten ganz klar beherrschte und in der man höher als 2:0 hätte führen müssen, ehe sich Bayer danach von aggressiven Kölnern noch die Butter vom Brot nehmen ließ.

Stephan von Nocks

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