2. Bundesliga

Schuster: "Wir müssen ganz schnell weg vom Siegestaumel"

Kaiserslauterns Cheftrainer warnt vor zu viel Euphorie

Schuster: "Wir müssen ganz schnell weg vom Siegestaumel"

FCK-Coach Dirk Schuster setzt auf die Selbstreflexion seiner Spieler.

FCK-Coach Dirk Schuster setzt auf die Selbstreflexion seiner Spieler. IMAGO/Eibner

Ausverkauftes Haus beim 3:3 gegen den Hamburger SV. Ein bis auf den letzten Platz besetztes Fritz-Walter-Stadion beim Pokal-3:2 gegen den 1. FC Köln. Der Betzenberg als Pilgerstätte. Ganz so viele Besucher werden an diesem Samstag vermutlich nicht in die Arena strömen, wenn der 1. FC Kaiserslautern die SpVgg Greuther Fürth empfängt. 38.567 der knapp 50.000 zur Verfügung stehenden Tickets waren am Freitagmittag abgesetzt. Nach zwei wahrhaftigen Topspielen, die den geschürten Erwartungen auch gerecht wurden, könnte man annehmen, auf die Roten Teufel warte nun der graue Alltag; oder besser: der grüne, zieht man die Vereinsfarben des Gastes mit ins Kalkül.

FCK-Cheftrainer Dirk Schuster mag dies aber gar nicht erst hören. Vom Namen her habe das Kleeblatt wohl nicht die Strahlkraft wie der HSV oder der FC, und das meine er überhaupt nicht despektierlich. Tabellarisch aber stehe die Spielvereinigung mit nur drei Zählern weniger unwesentlich schlechter als die eigene Mannschaft. Der FCK ist mit 18 Punkten Sechster, Fürth mit 15 Punkten Zehnter. "Wir dürfen uns nicht blenden lassen. Fürth ist eine spielstarke Mannschaft, eine gewachsene Truppe, die jedem Gegner wehtun kann. Das wird ein hartes Brot", sagt Schuster und fügt eindringlich eine Mahnung hintan: "Wir müssen ganz schnell weg vom Siegestaumel und der Euphorie."

Die Müdigkeit steckt in den Knochen

Die beiden kräftezehrenden Auftritte gegen Hamburg und Köln blieben nicht folgenlos. Bis auf die Dauerrekonvaleszenten Ragnar Ache (Bänderrisse im Sprunggelenk) und Afeez Aremu (muskuläre Probleme) sind einerseits alle Profis zwar einsatzbereit, also auch die zuletzt fehlenden Linksverteidiger Tymoteusz Puchacz und Hendrick Zuck. Andererseits machte Schuster bei den Seinen Verschleiß aus. "Die Spieler sind großteils schon sehr müde", sagt er. Es gelte, genau hinzuschauen und hinzuhören, wer möglicherweise eine schöpferische Pause benötige und wer nicht. Schuster vertraut dabei auf die ehrliche Selbstreflexion eines jeden Einzelnen. Bis dato habe er sich darauf stets verlassen können. Dies sei nicht alltäglich. Den Spielern gebühre dafür eine "große Wertschätzung".

Sich leerende Energiespeicher beklagt gewiss auch der Kontrahent aus dem Frankenland. Schließlich war er unter der Woche ebenso im DFB-Pokal gefordert. Das Ergebnis, ein 1:2 bei Regionalligist FC Homburg, produzierte derweil Enttäuschung und dürfte die Regeneration nicht gerade ankurbeln. "Für beide Mannschaften wird es von der ersten Minute an ein Kraftakt", prophezeit Schuster.

Jule wird aus seinem Fehler gegen Hamburg gelernt haben. Er hat das volle Vertrauen verdient.

Dirk Schuster

Seit dem Erstrundenspiel des Cupwettbewerbs bei Rot-Weiß Koblenz (5:0) hütet Julian Krahl das Gehäuse des 1. FC Kaiserslautern. Zum Großteil wusste er zu überzeugen. Im Spiel gegen den Hamburger SV aber unterlief ihm ein böser Schnitzer, das Tor zum 3:3-Endstand musste er auf seine Kappe nehmen. Auch gegen den 1. FC Köln strahlte er nicht immer Sicherheit aus. Beim Anschlusstor zum 3:1 durch Jan Thielmann flutschte der Ball am kurzen Pfosten an ihm vorbei. Schuster jedoch attestiert Krahl nicht mal eine Teilschuld. Vielmehr habe die Zuordnung nach dem von Florian Kainz getretenen Freistoß nicht gepasst. Eine Änderung würde Schuster so oder so nicht vornehmen: "Er ist ein junger Torwart, noch in der Entwicklung, das passiert. Wir fangen jeden auf. Jule wird aus seinem Fehler gegen Hamburg gelernt haben. Er hat das volle Vertrauen verdient."

So unterhaltsam die zurückliegenden drei Begegnungen inklusive des Auswärtsspiels bei Fortuna Düsseldorf (3:4) für das Publikum auch waren: Krahl musste neunmal hinter sich greifen. Entschieden zu oft. In der Liga hat der FCK schon 21 Gegentreffer kassiert, die viertmeisten aller 18 Teams. "Wir müssen die Flut der Gegentore eindämmen und dringend stabiler werden", betont Schuster: "Es ist die Pflicht eines jedes Einzelnen, das auch gegen Fürth auf den Platz zu bringen." An den Defiziten zu arbeiten, ist in einer englischen Woche natürlich diffizil. "Aber es steht auf jeden Fall auf der Agenda."

Am Sonntagnachmittag werden die Achtelfinalpaarungen des DFB-Pokals ausgelost. Schuster wäre nicht Schuster, ließe er sich am Tag vor einem Pflichtspiel dafür einen Wunschgegner entlocken. "Das interessiert mich gerade überhaupt nicht", sagt er. Zuerst muss der Alltag bewältigt werden. Der grüne, nicht der graue.

Andreas Böhm

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