Bundesliga

Wiedersehen mit Hertha - Schulz' Aufwärtstrend zur rechten Zeit

Wiedersehen mit "seiner" Hertha

Schulz' Aufwärtstrend zur rechten Zeit

Dürfte gegen "seine" Hertha in der Startelf stehen: Nico Schulz.

Dürfte gegen "seine" Hertha in der Startelf stehen: Nico Schulz. imago images

Wenn man im Alter von sieben Jahren zu einem Fußballverein gekommen ist und ihn erst 14 Jahre später wieder verlässt, dann darf man mit Fug und Recht von "seinem" Klub sprechen. So macht es auch Nico Schulz, der aktuell zwar das BVB-Trikot trägt, aber noch immer mit viel positiven Gedanken an seine Hertha zurückdenkt: Bei der Alten Dame aus der Hauptstadt lernte der gebürtige Berliner das Kicken, dort entwickelte er sich vom Nachwuchs-Talent zum Profi, dort kennt und schätzt er auch heute noch zahlreiche Klubmitglieder, Hertha-Trainer Pal Dardai eingeschlossen.

Am Samstag allerdings ruht die Freundschaft, denn Schulz hat mit dem BVB in dieser Saison noch etwas vor. Nach den jüngsten Erfolgen in den Pokalwettbewerben will der Linksverteidiger mit der Borussia in der Liga weiter Kurs auf das Saisonziel Champions-League-Qualifikation nehmen. Ein Sieg gegen seinen Ex-Klub ist Pflicht, um den Abstand auf die ersten vier Plätze im besten Falle zu verkürzen. "Es ist immer etwas Besonderes, gegen meine Hertha zu spielen", sagt der Nationalspieler daher vor dem Spiel im BVB-TV, "aber schenken will ich ihnen natürlich nichts."

Positive Bilanz gegen den Ex-Klub

Dass er das mit seinen Teams in der Regel auch nicht tut, zeigt ein Blick in seine persönliche Bilanz gegen die Berliner: Seit er die Hertha im Sommer 2015 in Richtung Mönchengladbach verließ, hat er noch kein einziges Mal gegen seinen Ex-Klub verloren, wenn er selbst auf dem Platz stand. Weder mit Gladbach noch später mit Hoffenheim und Dortmund. Drei Siege und drei Remis aus sechs Spielen stehen auf der Habenseite von Schulz, der zwar noch nie gegen Hertha BSC traf, aber zu Hoffenheimer Zeiten zwei Tore vorbereiten konnte.

Seit Schulz 2019 zum BVB gekommen ist, feierten die Borussen drei Siege gegen die Berliner. Nur einmal allerdings, beim Hinspiel in der laufenden Saison, kam Schulz dabei zum Einsatz. Beim 5:2-Erfolg im Olympiastadion wurde er fünf Minuten vor dem Ende eingewechselt. Wie in seinem ersten Jahr in Dortmund hatte er es auch damals, im November 2020, schwer, überhaupt auf Einsatzzeiten zu kommen.

Jahrelang in Diensten der Hertha: Nico Schulz.

Jahrelang in Diensten der Hertha: Nico Schulz. imago images

Das hat sich inzwischen geändert. Zwar auch deshalb, weil sein Positionskonkurrent Raphael Guerreiro zuletzt verletzt ausfiel. Aber auch dadurch, dass er in seinen eigenen Leistungen einen Sprung nach vorne machte und zuletzt im Offensivspiel andeuten konnte, warum der BVB einst 25 Millionen Euro für ihn an Hoffenheim überwiesen hatte und er in der Nationalmannschaft Ansprüche auf einen Stammplatz anmelden durfte. Beim Pokalerfolg gegen seinen Ex-Klub Mönchengladbach war er entscheidend am Siegtreffer beteiligt. Auch bei der Niederlage in München, wo er beim 1:2 nicht gut aussah, war er an der Entstehung eines Tores beteiligt. Ebenso beim 2:2 gegen Sevilla, als er gemeinsam mit Thomas Delaney eine Pressingsituation vor dem überraschenden 1:0 seines Klubs zu seinen Gunsten lösen konnte.

Guerreiro wird auch gegen Berlin eher nicht in die Startelf zurückkehren. Wenn überhaupt dürfte es für den Portugiesen nur zu einem Platz auf der Bank reichen, am Donnerstag fehlte er noch im Training. Vieles spricht daher dafür, dass Schulz auch am Samstag wieder in der Startelf stehen wird. Es wäre sein dritter Einsatz von Beginn an hintereinander. Das gelang ihm zuletzt Ende 2019, als noch Lucien Favre, den Schulz bereits aus der kurzen gemeinsamen Zeit in Gladbach kannte, beim BVB in der Verantwortung stand.

Kampf um einen Platz in der Nationalmannschaft

Schulz' Aufschwung könnte noch gerade rechtzeitig kommen. Im Sommer möchte er zur Europameisterschaft, doch dafür benötigt er Einsatzzeiten und ansprechende Leistungen im Klub. Der nach der EM aus dem Amt scheidende Bundestrainer Joachim Löw nominierte den zwölfmaligen Nationalspieler zuletzt zwar immer, wenn Schulz fit war. Anders als noch zu Beginn der EM-Qualifikation 2019 ist er allerdings längst nicht mehr gesetzt. Im Länderspieljahr 2020 kam er - auch verletzungsbedingt - nur in 91 von 720 möglichen Spielminuten zum Einsatz.

Ende März kommt das DFB-Team wieder zusammen, um gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien in die WM-Qualifikation zu starten und sich für die EM weiter einzuspielen. Da träfe es sich aus Schulz' Sicht durchaus gut, könnte er den jüngsten Aufwärtstrend am Samstag gegen seine Hertha fortsetzen - und seine Chancen auf eine weitere Nominierung dadurch weiter zu erhöhen.

Matthias Dersch