Bundesliga

Bremens Schmidt offenbart mentale Probleme: "Ich bin nicht allein"

Werder-Profi äußert Appell nach Testspiel

Schmidt offenbart mentale Probleme: "Ich bin nicht allein"

Niklas Schmidt traf beim ersten Testspiel 2023 zum zwischenzeitlichen 1:0 gegen Real Murcia - und überraschte danach.

Niklas Schmidt traf beim ersten Testspiel 2023 zum zwischenzeitlichen 1:0 gegen Real Murcia - und überraschte danach. IMAGO/Nordphoto

Aus Bremens Trainingslager in Murcia (Spanien) berichtet Tim Lüddecke

Eigentlich war Niklas Schmidt am Mittwochnachmittag aus einem anderen Grund vor die Diktiergeräte der nach Spanien mitgereisten Journalisten getreten. Als Schütze des Führungstreffers beim 2:0-Testspielsieg gegen den spanischen Drittligisten Real Murcia sollte der Mittelfeldspieler des SV Werder Bremen natürlich erst einmal über seinen gelungenen persönlichen Einstand im Jahr 2023 reden.

Doch als es anschließend unweigerlich auch um eine verbesserte sportliche Perspektive für Schmidt in der Zukunft ging, der in der bisherigen Saison in sechs von sieben Bundesliga-Einsätzen nur eingewechselt wurde, kam der 24-Jährige überraschend zunächst auf die Vergangenheit zu sprechen - und ein "Tabuthema", das es aus seiner Sicht jedoch nicht sein sollte.

Schmidt: "…dann musst du dir helfen lassen"

"Für mich waren die letzten Monate auf dem Fußballfeld nicht so wichtig wie privat", begann Schmidt seine offenen Worte, nur wenige Minuten im Anschluss an das Testspiel: "Ich hatte große mentale Probleme." Werder-intern hatte er diese schon länger kommuniziert, nun wollte er auch öffentlich ein Zeichen setzen: "Es ist ganz wichtig, dass ich das anspreche, weil ich glaube, ich bin nicht allein." Schmidt befindet sich in psychologischer Behandlung und erklärt: "Wenn die Leute um dich herum Angst um dich haben, dann musst du dir helfen lassen."

Der Werder-Profi spürte nicht mehr die Lebensfreude, "die jeder Mensch haben sollte", sagte er: "Das möchte ich auch zu 100 Prozent zurückhaben." Schmidt möchte dazu beitragen, dass, "die Leute - auch im Fußball - wenn sie Probleme haben, diese nicht in sich hineinfressen". Er erinnert dabei an das Beispiel Robert Enke - und daran, dass es "leider immer noch ein Tabuthema ist", von mentalen Problemen zu sprechen, deshalb sollte man offener damit umgehen. Sein Appell laute, "dass es keine Schande ist", sich zu outen.

Schleichender Prozess: "Es gab nicht den einen Moment"

Von einer Depression will Schmidt dabei allerdings nicht unbedingt sprechen, "das ist ein großes Wort", er sei ja aktuell noch dabei, seine eigene Geschichte aufzuarbeiten, um diesen schleichenden Prozess bei ihm zu ergründen. "Es gab nicht den einen Moment, wo alles zusammengekracht ist. Das liegt jahrelang und in der Kindheit zurück." Erstmal geht es für ihn darum, "einfach vom Kopf wieder frei werden". Sportlich werde er versuchen, sich auf sich zu fokussieren und "mein Ding zu machen". Sein Treffer gegen Murcia dürfte dabei Auftrieb geben, auch wenn er sagt: "Was am Ende dabei rauskommt, weiß ich nicht."

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