Bundesliga

Schießbude oder stabil? Bochums Kampf gegen die 72

Auch in der aktuellen Saison kassiert keiner mehr Gegentore

Schießbude oder stabil? Bochums Kampf gegen die 72

Bochum Torhüter Manuel Riemann hat einen schweren Job.

Bochum Torhüter Manuel Riemann hat einen schweren Job. IMAGO/Christian Schroedter

Nach 72 Gegentreffern in der vorigen Saison stand für Thomas Letsch in der Vorbereitung vor allem auf der Agenda, Bochums Defensive zu stabilisieren. Mit neuem Personal, neuem System, neuer Herangehensweise.

Der Erfolg bisher? Kaum der Rede wert, schaut man auf die aktuelle Tabelle, die Bochum erneut als eines der Teams mit den meisten Einschlägen ausweist. 19 sind es nach sieben Spielen, genau so viele wie Darmstadt 98 und der FSV Mainz; mehr Gegentreffer hat bisher kein Bundesligaklub schlucken müssen.

Allerdings hat der VfL auch schon Spiele gegen vier der Top-Sechs hinter sich, kassierte allein in den beiden Parteien in Stuttgart und München ein sattes Dutzend Gegentore.

0:0 in Leipzig macht Mut

Mit mehr als zwei Gegentreffern pro Spiel die Klasse zu halten, das gelang dem VfL in der vorigen Saison, doch alltäglich ist ein solches Kunststück natürlich nicht. Und die aktuelle Einschätzung? Ziemlich naiv und oft etwas übermütig gestaltete der VfL die ersten Partien; Mut macht Trainer Letsch aber der neue Ansatz zuletzt beim 0:0 in Leipzig.

Da hatte der Gegner erwartungsgemäß und wie so oft deutlich mehr Spielanteile, Bochum staffelte sich tief, machte die Räume geschickt sehr eng und zog sich überaus achtbar aus der Affäre. Offensiv trat der VfL zwar überhaupt nicht in Erscheinung, erlaubte dem hochkarätigen Gegner allerdings lediglich fünf Torchancen, darunter zwei Strafstöße.

Zwei Dauerbrenner beim VfL 

Der neue Ansatz also, sich tiefer zu postieren und abwartend zu spielen, dürfte auch am achten Spieltag in Freiburg die Basis der Überlegungen sein. Dann werden auch zwei alte Bekannte wieder mithelfen, die Defensive abzudichten. Cristian Gamboa und Danilo Soares machten eine schwierige Phase durch, zwei Dauerbrenner beim VfL Bochum, in der Rückrunde allerdings außer Form.

Beide blieben im bisherigen Verlauf der Saison überwiegend draußen, in Leipzig waren sie von Beginn an mit am Start und erledigten ihren Job zur Zufriedenheit von Letsch. Erste Wahl dürften Gamboa und Danilo Soares demnach auch in Freiburg sein, danach werden die Karten neu gemischt.

Offensiverer Ansatz?

Denn anschließend folgen die Spiele, in denen der VfL gegen andere Kellerkinder auch mal einen Sieg oder mehrere einfahren muss, um seine Chancen auf den Klassenerhalt im dritten Bundesliga-Jahr zu wahren. Und dann ist gegen Mainz, in Darmstadt und gegen Köln sicher auch ein offensiver Ansatz gefragt.

Dann wird sich zeigen, wie die Tiefe im Kader einzuschätzen ist. Denn auf der rechten Seite könnte zum Beispiel wieder Felix Passlack ins Spiel kommen, auch wenn der Ex-Dortmunder bisher überhaupt nicht überzeugt hat. Und links wäre Maxi Wittek, in den ersten Spielen stets gesetzt und zuletzt in Leipzig außen vor, eine offensivere Variante im Vergleich zu Danilo Soares.

Kleines Zahlenspiel am Rande: Auch nach dem siebten Spieltag der Saison 2022/23 wies der VfL, wie jetzt, 19 Gegentore auf. Damals hatte Bochum nach sechs Niederlagen zum Start gerade den ersten Punkt eingefahren, lag allerdings auf Platz 18.

Erster Sieg?

Diesmal hat der VfL immerhin schon vier Punkte auf seinem Konto, unter anderem gegen Dortmund und Frankfurt nicht verloren. Aber auf den ersten Sieg der Saison wartet die Mannschaft von Thomas Letsch vor dem achten Spieltag eben auch noch.

Oliver Bitter

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