Bundesliga

Patrik Schick: "Einer der schwierigsten Momente meiner Karriere"

Leverkusens Torjäger spricht über mentale Belastung

Schick: "Einer der schwierigsten Momente meiner Karriere"

Wird Bayer 04 Leverkusen noch länger fehlen: Patrik Schick.

Wird Bayer 04 Leverkusen noch länger fehlen: Patrik Schick. IMAGO/Sven Simon

Vor fünf Monaten ist es passiert. Seitdem ist für Patrik Schick die Welt nicht mehr in Ordnung. Die Leistenverletzung, die sich der Leverkusener Angreifer in jener Trainingseinheit Mitte Oktober zuzog, legt einen Schatten über die Fußballerseele des tschechischen Nationalspielers.

"Die Verletzung ist unangenehm und gehört zu den schwierigsten Momenten meiner Karriere", gab der 27-Jährige am Montagabend am Rande einer Gala in Prag zu, bei der er wie schon im Vorjahr, zu Tschechiens Fußballer des Jahres gekürt wurde.

Ich sehe fast keine Fortschritte.

Patrik Schick über seine Verletzung

Denn Schick hat nicht nur mit seiner Gesundheit zu kämpfen. "Dass es keine 100-prozentig klare Diagnose gibt, ist schwierig für mich. Und es ist noch schlimmer für mich, weil ich noch nie so lange aus dem Spiel war. Das ist frustrierend, vor allem nach der letzten Saison, nach der ich große Pläne hatte", erklärte der Angreifer.

Für den Nationalspieler stellt seine lange Verletzungspause auch ein psychologisches Problem dar, wie er zugibt. "Ich muss sagen, dass es mental sehr herausfordernd ist. Ich will ehrlich sein: Die Behandlung ist für die Ärzte und Physiotherapeuten nicht einfach mit mir, denn es ist frustrierend, wie lange sie dauert. Ich sehe fast keine Fortschritte. Ja, es ist nicht einfach. Aber ich versuche, mich davon zu befreien", offenbart sich der Profi, der sich mit Themen abseits des Fußballs abzulenken versucht.

So verfolge er die Formal 1 und die MMA (eine Vollkontakt-Kampfsportart) intensiv und verbringe viel Zeit mit seinen zwei Kindern. Trotz der sportlichen Abstinenz vom Spielfeld steht ihm nicht der Sinn nach Fußball aus der Zuschauerperspektive. Im Gegenteil. Um nicht noch tiefer runtergezogen zu werden, spart er das Thema möglichst weit aus. "Die Reha ist oft härter und länger als das normale Training. Wenn ich dann nach Hause komme, nehme ich den Fußball nicht mit dorthin. Und um ehrlich zu sein, möchte ich nicht einmal darüber sprechen, weil es mich selbst frustriert."

Dass sich Schick in einem tiefen Stimmungsloch befindet, ist gut nachvollziehbar. Besonders, wenn er seine im Herbst beginnende Leidensgeschichte skizziert. "Beim Schießen hat es in der Leistengegend gestochen, aber die erste Untersuchung ergab keine Verletzungen, nichts Muskuläres. Zunächst sah es nach nichts Ernstem aus. Es war vor dem Spiel gegen Wolfsburg, also ging ich davon aus, dass ich, wenn ich für dieses Spiel nicht bereit sein würde, dann aber zu 100 Prozent für das nächste Spiel gegen RB Leipzig. Aber leider sind die Schmerzen nicht weggegangen, sie waren immer noch dieselben. Und sie sind praktisch bis heute geblieben."

Zwei Bayern-Bezwinger und drei Dortmunder in der kicker-Elf des 25. Spieltags

In seiner Verzweiflung hat Schick schon Vieles probiert. Nach dem jüngsten Rückschlag, als sich die Leiste nach sechs Kurzeinsätzen Anfang März wieder meldete, ließ er sich in seiner Heimat erneut von dem international angesehenen Spezialisten Dr. Pavel Kolar, einem Sportmediziner und Physiotherapeuten, behandeln. Auf Kolar, bei dem sich nach Schicks Worten sogar einige Physiotherapeuten des Bundesligisten weitergebildet haben, ruhen offenbar die Hoffnungen des Linksfußes.

"Dass ich zwei Wochen lang im Februar gesund war, ist ihm zu verdanken", sagt Schick, den seine neu aufgetauchten Probleme im Schlaf ereilten. "Die Schmerzen verschwanden erst im Februar, als ich zu spielen begann", erzählt er, "ich war zehn bis 14 Tage lang völlig gesund, aber plötzlich bin ich am nächsten Tag aufgewacht und die Schmerzen waren wieder da. Es ist schwierig für mich."

Schick plant Comeback "in drei bis vier Wochen"

Jetzt kämpft er weiter um sein Comeback. "Mein Plan ist es, auch nach Rücksprache mit Spezialisten, vielleicht in drei bis vier Wochen zurück zu sein. Aber natürlich ist das schwer zu sagen", ist sich Schick unsicher, der im Moment auf eine konservative Behandlung setzt, aber auch andere Therapieformen in Erwägung zieht, falls er nun wieder nicht dauerhaft beschwerdefrei wird.

So erklärt er: "Es kann sein, dass sich während der Behandlung etwas ändert und ich woanders behandelt werde. Ich will nicht zu viel vorwegnehmen. Ich bin optimistisch, ich würde gerne in drei bis vier Wochen wieder auf dem Platz stehen. Und wenn nicht, werden wir das auf andere Weise regeln." Eine Operation sei aber Stand jetzt kein Thema.

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