Seit dem 1. Juli 2020 ist Hasan Salihamidzic Sportvorstand des FC Bayern. An diesem Donnerstag wird er auf sein erstes komplettes Jahr in dieser Position zurückblicken können. Zwölf Monate mit sieben Titeln - neben dem Triple 2020 haben die Münchner die Klub-Weltmeisterschaft sowie den europäischen und deutschen Supercup und die neunte deutsche Meisterschaft in Serie gewonnen. Zwölf Monate, über die der 44-Jährige im kicker-Interview sagt: "Ich kann auf ein sehr gutes Jahr zurückblicken." Und: "Ein Glas Wein werde ich mir also genehmigen."
Ich kann auf ein sehr gutes Jahr zurückblicken. Ein Glas Wein werde ich mir also genehmigen.
Hasan Salihamidzic
Auch in den kommenden Jahren würde Salihamidzic diese Sätze am liebsten immer wieder voller Überzeugung wiederholen können. Er versteht "den FC Bayern als einen der besten Klubs der Welt" und sagt: "Wir werden alles daransetzen, den Klub unter den aktuellen Gegebenheiten trotzdem weiterzuentwickeln." Es liegen also viel Arbeit und einige Schwierigkeiten vor dem Sportvorstand, denn es gilt, einen erfolgreichen Spagat hinzulegen: "Wir wollen die jetzige Mannschaft erhalten und in den kommenden Jahren verstärken, aber stets im Rahmen unserer Möglichkeiten. Diese immer gültige FC-Bayern-Maxime der wirtschaftlichen Vernunft werden wir beibehalten. Verrückte Sachen wird es nicht geben."
Was wird mit der Generation Zukunft?
Die Vertragsgespräche mit der Generation Zukunft, Leon Goretzka, Niklas Süle, Joshua Kimmich, Serge Gnabry oder Kingsley Coman, brachten noch keinen Abschluss. Wie soll die Substanz der Mannschaft mit weniger Geld erhalten oder gar gesteigert werden? "Da sind wir alle gefragt", sagt Salihamidzic. Der FC Bayern habe auch in den vergangenen Jahren "die Qualität der Mannschaft erhalten" und "einen Kader mit hohem Teamgedanken aufgebaut". Und "das wollen wir fortführen".
Der FC Bayern wird sich immer bei jedem Profi strecken, aber nie das Gesamtgefüge gefährden.
Hasan Salihamidzic
Wie genau? "Mit einem guten Auge, mit einer klaren Hierarchie und einer ausgewogenen Gehaltsstruktur, auf die wir immer achten werden. Die Spieler, die wir verpflichtet haben, brachten sich selbst und mit unserer Unterstützung auf eine noch höhere Stufe. Das muss uns weiter gelingen." Als Konsequenz wollen die Spieler dann immer mehr Geld verdienen. "Das ist so, ja", stimmt Salihamdzic zu. "Sie alle sind aber jetzt gefragt, nicht nur an sich, sondern an die ganze Mannschaft und den Klub zu denken. Der FC Bayern wird sich immer bei jedem Profi strecken, aber nie das Gesamtgefüge gefährden. Spieler und Führung sind gefordert, Kompromisse zu finden, damit wir alle zusammenbleiben und unsere erfolgreiche Arbeit fortsetzen können."
Ob sich die Doktrin, der FC Bayern sei kein Verkaufsverein, ändern wird, "hängt von den Vertragsverhandlungen ab", sagt Salihamidzic und ergänzt: "Es wäre schön, wenn es mit allen Spielern weiterginge."
Das gilt natürlich auch für die Offensivspieler Leroy Sané, Serge Gnabry und Kingsley Coman. In der vorigen Bundesligasaison kam Coman auf 17, Sané auf 16 und Gnabry auf 15 Scorerpunkte. Salihamidzic richtet einen Appell an das Trio: "Ich wünsche und erwarte, dass sie sich steigern. Und ich bin überzeugt, dass ihnen das gelingt." Robert Lewandowski kann nicht immer 50, Müller nicht immer 32 Scorerpunkte erreichen. "Deshalb müssen die anderen zulegen."
"Sanés Stabilisierung ist vorüber"
Gerade von Sané erhofft sich Salihamidzic im zweiten Jahr beim FC Bayern mehr Leistung und mehr Konstanz: "Leroy hatte nach seinem Kreuzbandriss ein Jahr Verletzungspause. In der ersten Saison bei uns hat er sich wieder herangetastet, sein großes Talent und einige gute Spiele gezeigt. Aber jetzt erwarten wir, dass er Leistungsträger wird und die Mannschaft auch trägt. Das Jahr der Stabilisierung ist vorüber. Ich habe großes Vertrauen in ihn, auch wenn er eine andere Art als andere Spieler hat. Er steht allerdings auch vor einem Jahr der Wahrheit. Und er wird dafür von uns allen jede Unterstützung erfahren."
Das komplette Interview lesen Sie in unserer Montagsprintausgabe - oder ab Sonntagabend im e-paper. Darin spricht Hasan Salihamidzic auch über Hansi Flick und Julian Nagelsmann, über die Zusammenarbeit mit Oliver Kahn und den Abschied von Karl-Heinz Rummenigge sowie über Marc Roca, Tanguy Nianzou, Alexander Nübel und Sven Ulreich.
