Bundesliga

Vereinsloser Lukas Rupp im Interview: Trainieren mit einem Mönch

Wie sich der vereinslose Ex-Bundesliga-Profi vorbereitet

Rupp im Interview: "Mein Trainer hat in einem Shaolin-Kloster gelebt"

Lukas Rupp spielte zuletzt bei Norwich City und ist derzeit vereinslos.

Lukas Rupp spielte zuletzt bei Norwich City und ist derzeit vereinslos. imago images/PA Images

Zweieinhalb Jahre trug Lukas Rupp das Trikot von Norwich City. Nach Ende seines Vertrags mit dem Premier-League-Absteiger in diesem Sommer ist der Mittelfeldspieler, der einst für Gladbach, Stuttgart und Hoffenheim in der Bundesliga spielte, zurück. Im heimischen Weinheim hält sich der 31-Jährige fit - unter der Anleitung eines früheren Shaolin-Mönchs.

Sommerzeit, Trainingslagerzeit - und was macht Lukas Rupp?

Schwitzen, wie alle Profis …

… allerdings alleine.

Nicht unbedingt. Ich trainiere mit einem Personal-Trainer auf dem Platz der TSG Weinheim, meinem Heimatverein, und im Gym. Und das nicht weniger intensiv als sonst auch. Entsprechend bin ich körperlich absolut im Soll. Das Einzige, was fehlt, sind das Mannschaftstraining und der Wettkampf.

Warum nutzen Sie nicht das Angebot der Spielergewerkschaft VDV, die  vertraglosen Profis ein Trainingslager mit regelmäßigen Einheiten, Testspielen und einer professionellen Leistungsdiagnostik unter der Leitung von Peter Neururer und Karsten Hutwelker anbietet?

Damit habe ich mich gar nicht beschäftigt. Letztlich war ich auf so eine Situation vorbereitet. Zum Ende der vergangenen Saison gab es durchaus Optionen, die ich hätte annehmen können, damit es lückenlos weitergegangen wäre. Ich habe mich aber bewusst entschieden, mir Zeit zu nehmen und etwas Urlaub zu gönnen wie nach jeder Saison. Auch wenn ich mir nicht alles aussuchen kann, so wollte ich wenigstens für mich klar wissen, was ich persönlich will und welche Rolle in einer Mannschaft für mich infrage kommt. Mit meinen 31 Jahren könnte der nächste mein letzter Vertrag werden. Aber alles läuft nach Plan, ich war auf so eine Situation vorbereitet und hoffe, dass ich nur kurz alleine trainieren muss.

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Wie schwer ist es denn, allein zu trainieren, sich selbst anzutreiben und zu motivieren?

Es ist schon etwas anderes, wenn man auf sich allein gestellt ist. Aber ich war schon immer ehrgeizig und konnte mich immer gut motivieren. Deswegen fällt mir das nicht so schwer. Außerdem gibt es noch meinen Personal-Trainer, der die Pläne vorgibt.

Er ist ein unglaublich interessanter und spannender Mensch und Coach, der außergewöhnliche Methoden und Ansätze verfolgt.

Lukas Rupp über seinen Personal-Trainer

Muss man Ihren Personal-Trainer kennen?

Nicht unbedingt, aber ich bin sicher, das sich das noch ändert.

Weil …?

… es ein unglaublich interessanter und spannender Mensch und Coach ist, der außergewöhnliche Methoden und Ansätze verfolgt.

Jetzt machen Sie uns neugierig.

Ich habe Florian Mohr 2018 kennen- und schätzengelernt, als ich mir einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Seit damals arbeiten wir zusammen. Auch während der Saison. Er ist ursprünglich in Heidelberg aufgewachsen, mit 18 nach China ausgewandert, wo er in einem Shaolin-Kloster gelebt hat. Später hat er in Peking Sport studiert.

Ein Shaolin-Mönch trainiert einen Fußballer: Wie muss man sich das vorstellen? Sie werden sicher nicht widersprechen, wenn man klischeehaft als erstes an Meditation, Luftsprünge, zerbrochene Ziegel und Lanzen denkt.

Florian unterrichtet auch Kung Fu oder Qigong. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun (lacht).

Dann klären Sie uns auf.

Alles ist auf den Fußball, individuell und positionsspezifisch auf mich abgestimmt. Auch wenn der chinesische Einfluss unverkennbar ist.

Wie äußert sich das?

Florian hat einen anderen, einen ganzheitlichen Blick auf Körper und Leistungsfähigkeit. Es wird großer Wert darauf gelegt, dass alle Muskeln sich im Einklang befinden und entsprechend zusammenarbeiten. Erst dann geht es um Belastung und Belastungsgrenzen. Und auch die chinesische Medizin spielt eine wichtige Rolle. Ich kann allerdings verstehen, dass es den einen oder anderen Skeptiker gibt.

Können Sie diese Skeptiker überzeugen?

Anfangs haben die Trainer und Physios in Norwich ebenfalls kritisch geschaut und sogar spaßige Kommentare abgegeben, weil schon die eine oder andere seltsame oder lustig wirkende Übung dabei ist. Mit der Zeit haben sie einiges davon in ihr Programm übernommen, weil es sich als durchaus sinnvoll erwiesen hat. Ich kenne auch ein paar Bundesligaspieler, die mittlerweile mit Florian trainieren.

Nach zweieinhalb Jahren in Norwich ging es für Sie dort nicht weiter. Jetzt sind Sie ohne Klub. War der Wechsel in die Premier League mit dem Blick auf heute vielleicht ein Fehler?

Nein, es war der absolut richtige Schritt. In der Premier League zu spielen, ist ein Privileg. Eineinhalb Jahre habe ich gegen  die besten Teams der Welt gespielt. Jeder Spieltag ein Highlight.

Die Premier League ist einmalig und mit keiner anderen Liga vergleichbar.

Lukas Rupp

Was nehmen Sie persönlich aus England mit?

Die Atmosphäre in den Stadien, rund um die Teams, in den Teams, die vielen Weltklassespieler. Die Premier League ist einmalig und mit keiner anderen Liga vergleichbar. Das Niveau ist einfach überragend.

Wer oder was hat Sie am meisten beeindruckt?

Das Spiel von Manchester City, schnell, ballsicher, positionssicher. Man kommt gar nicht hinterher. Oder die individuelle Klasse bei Liverpool mit Mo Salah oder van Dijk und wie sie alle heißen.

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Ihr Trainer bei Norwich, Daniel Farke, hat Gladbach übernommen. Was trauen Sie ihm zu?

Ich freue mich für ihn, dass er sich jetzt in der Bundesliga beweisen kann. Dazu noch bei meinem Ex-Klub, der von der Tradition und von den Erwartungen her allerdings ein anderes Kaliber ist als Norwich.

Wie schneiden Ihre Ex-Klubs Stuttgart und Hoffenheim ab?

Ich bin sehr gespannt, wo beide Teams landen, und verfolge sie natürlich sehr genau. Zu beiden Klubs gibt es noch Verbindungen. Hoffentlich macht es der VfB nicht wieder so spannend. Und der TSG traue ich mit André (Trainer André Breitenreiter, Anm. d. Red.), den ich für einen guten Trainer halte, durchaus zu, wieder um die internationalen Plätze zu spielen.

Wie geht's mit Ihnen weiter? Bundesliga oder Ausland?

Beides ist reizvoll. In jedem Fall bin ich bereit. Aktuell laufen Gespräche. Wir werden sehen, was es am Ende wird.

Interview: George Moissidis