Bundesliga

Bayers Standardschwäche: Was Pech und was Problem ist

Leverkusens Geschäftsführer moniert Mängel bei Freistößen

Rolfes über Bayers Standardschwäche - Was Pech und was Problem ist

Geschäftsführer des Spitzenreiters: Simon Rolfes.

Geschäftsführer des Spitzenreiters: Simon Rolfes. IMAGO/Eibner

Wenn 80 Prozent der Gegentreffer - das ist der absolute Höchstwert in der Liga - nach ruhenden Bällen des Gegners fallen, dann ist das ein Problem. Selbst wenn sich die Gesamtzahl der kassierten Tore mit fünf nach vier Spieltagen absolut im Rahmen bewegt.

Doch warum wackelt die Werkself, die aus dem Spiel heraus sehr stabil verteidigt, wenn der Gegner Eckbälle oder Freistöße vor den Kasten von Lukas Hradecky schlägt? War es doch vergangene Saison noch eine Stärke der Elf von Xabi Alonso, gegnerische Standards zu verteidigen. Mit nur sieben Gegentreffern nach Ecken und Freistößen erreichte Bayer den viertbesten Wert in der Liga. Und jetzt hat man mit Granit Xhaka auch noch einen weiteren guten Kopfballspieler hinzugewonnen.

Simon Rolfes analysiert die Leverkusener Schwachstelle und nimmt dabei das Münchner 1:0 beim 2:2 im Spitzenspiel von Bayer 04 beim FC Bayern mehr oder weniger aus der Wertung. "Das Gegentor am Freitag war ein bisschen unglücklich", so der Geschäftsführer, "da stehen wir ja nicht verkehrt."

Dass Harry Kane nach dem von Edmond Tapsoba abgefälschten Eckball am langen Pfosten einnicken konnte, "das ist auch ein bisschen Glück", sagt Rolfes, ohne dies despektierlich zu meinen. Vielmehr kennt der frühere Mittelfeldspieler den Laufweg des englischen Torjägers bestens aus seiner eigenen aktiven Zeit. "Ich bin nicht umsonst mehr als zehn Jahre lang bei Ecken immer auf den zweiten Pfosten gelaufen", so Rolfes.

Der Gegentreffer in München wurmte den 41-Jährigen aufgrund der Entstehung also weniger. Die beiden vorangegangenen Gegentreffer nach Freistößen für Darmstadt 98 beziehungsweise RB Leipzig hingegen ordnet Rolfes deutlich kritischer ein.

Beide Gegentore schluckte Bayer 04 nach demselben Muster. Freistoß aus dem Halbfeld auf den zweiten Pfosten. Von dort aus eine Kopfballablage in die Mitte, wo der Torschütze relativ frei vollstrecken konnte.

Die Gefahr des zweiten Balles

Auch wenn jeweils der Zielspieler des Freistoßschützen von Leverkusens Defensive nicht kontrolliert werden konnte, sieht Rolfes einen anderen Grund als den wichtigeren Ansatz. "Da haben wir die Laufwege für den zweiten Ball nicht aufgenommen. Da müssen wir aufmerksamer sein", erklärt er. So müssen sich die Bayer-Profis nach der Freistoßflanke näher zu ihren Gegenspielern orientieren, auch wenn der erste Ball weit über sie hinweg geflogen ist.

Das Problem ist kein untypisches: Während bei Ecken und Freistößen bei der direkten Hereingabe die Zuordnung meist passt, verlieren die Defensivakteure oft die Orientierung zu ihrem Gegner, wenn der erste Ball abgewehrt ist, aber dann schnell erneut vors Tor gespielt wird.

Das Thema sollte schnell bearbeitet und auch gelöst werden. Damit Bayer wegen gegnerischer Standards nicht irgendwann mal eine wirklich böse Überraschung erlebt. Der nächste Gegner in der Bundesliga jedenfalls gilt als absoluter Standardspezialist.

Der 1. FC Heidenheim, der am Sonntag in Leverkusen gastiert, hat vier (darunter zwei Strafstöße) seiner bislang acht Saisontreffer nach ruhenden Bällen erzielt und war in der vergangenen Zweitligasaison mit 15 Treffer nach Ecken oder Freistößen nach Mitaufsteiger Darmstadt das zweitstärkste Team.

Stephan von Nocks

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