Bundesliga

Rode fordert Robustheit: "Die Jungen müssen noch dazulernen"

Frankfurts glücklicher Punkt in Freiburg nach lascher Zweikampfführung

Rode fordert Robustheit: "Die Jungen müssen noch dazulernen"

Frankfurts Sebastian Rode bemängelt das Defensivverhalten.

Frankfurts Sebastian Rode bemängelt das Defensivverhalten. IMAGO/Laci Perenyi

Die Eindrücke der Anfangsphase am Mittwochabend beim 1:1 in Freiburg waren sehr deutlich. Die Statistikwerte belegten die Defizite schwarz auf weiß. Nach einer halben Stunde lag die Frankfurter Zweikampfquote bei 22 Prozent, zur Pause bei nicht viel besseren 27 Prozent. Die SGE war mit dem Freiburger Pressing über weite Strecken heillos überfordert, im Mittelfeld fehlte oft der Zugriff. In der Abwehrreihe hatte Hrvoje Smolcic immer wieder seine Probleme gegen den wuchtigen Stoßstürmer Michael Gregoritsch. Die Freiburger erinnerten nicht im Entferntesten an die Mannschaft, die vor wenigen Tagen mit 0:6 in Wolfsburg baden ging. Hätte der Sport-Club seine Möglichkeiten konsequenter ausgespielt, wäre für die Eintracht nichts zu holen gewesen.

Trainer Oliver Glasner schaute sich das Geschehen lange an. Wie schon am vergangenen Samstag gegen Schalke, als seine Joker die Partie belebten und entschieden, musste ein Wechsel her. Erst als Kapitän Sebastian Rode nach etwas mehr als einer Stunde für Daichi Kamada, den die Freiburger völlig abgemeldet hatten, ins Spiel kam, bekam die Eintracht mehr Zugriff. Müsste man die Einsatzzeiten des verletzungsanfälligen 32-jährigen Routiniers nicht so bewusst dosieren, wäre seine Einwechslung schon im Laufe der ersten Hälfte angebracht gewesen.

Die Probleme des eigenen Teams benannte Rode nach dem Spiel konkret: "Es ist immer noch so, dass wir viele junge Spieler haben. Wenn dann auch der Gegner, eine erfahrene Mannschaft wie Freiburg, sehr körperbetont spielt -  da hatten wir in Mainz unsere Probleme, auch Schalke hat uns da teilweise den Schneid abgekauft. Da gilt es dagegenzuhalten. Auch die Jungen müssen da dazulernen, dass man den Körper mehr reinstellt."

Sow offenbarte Defizite

Im Bezug aufs zentrale Mittelfeld treffen Rodes Anmerkungen aber nur eingeschränkt zu. Djibril Sow zählt mit seinen 25 Jahren, über 100 Bundesligaspielen, 36 Länderspielen inklusive einer WM- und EM-Teilnahme für die Schweiz zur erfahreneren Garde. Von ihm darf man in diesem Fall etwas mehr Gegenwehr erwarten. Sow bereinigte zwar einige Situationen im eigenen Strafraum, in seiner Kernaufgabe im Zentrum offenbarte er im Zweikampfverhalten und Stellungsspiel aber Defizite.

Rode erinnert an Hinteregger

Die größeren Schwierigkeiten hatten aber die Verteidiger. Weil der zuletzt verletzte Tuta für Kristijan Jakic zurück in die Dreierkette rückte, stand mal wieder eine neu formierte Defensive auf dem Rasen - was man allen Beteiligten deutlich anmerkte, speziell Smolcic im Zentrum. Schon gegen Schalke war der 22-Jährige in einigen Situationen zu unaufmerksam, im Breisgau offenbarte er noch größere Probleme. "Es gilt, dazuzulernen. Smole hat auch noch nicht so viele Bundesligaspiele gemacht. Es ist eben eine robuste Spielart in der Bundesliga. Letztes Jahr hatten wir noch einen Hinti (Martin Hinteregger, Anm. d. Redaktion), der dagegengehalten hat", so Rode.

"Wir bekommen sehr viele Gegentore nach Standardsituationen"

Während Randal Kolo Muani nach einer starken Einzelleistung die einzige nennenswerte Chance der Hessen verwandelte, war nach der Pause eine bekannte Schwäche dafür verantwortlich, dass die glückliche Führung wieder dahin war. Nach einem Eckball brachte Christian Günter den Ball erneut ins Zentrum, wo die Zuordnung überhaupt nicht passte. Warum ausgerechnet der feingliedrige Daichi Kamada beim bulligen Ginter stand und zuschaute, ist rätselhaft. "Es war im Grunde das, was wir in der Vorbereitung angesprochen haben. Wir bekommen sehr viele Gegentore nach Standardsituationen, gerade nach zweiten Bällen. Das war wieder so eine Aktion. Ginter geht mit voller Entschlossenheit rein, während wir nur zuschauen", bemängelte Rode.

Lob für Ramaj

Bei allen Problemen gab es zumindest eine positive Nachricht aus der Frankfurter Hintermannschaft. Weil Kevin Trapp kurzfristig erkrankt ausfiel und sich nach dem Flug in den Breisgau wieder auf den Heimweg machte, kam Diant Ramaj zu seinem zweiten Bundesligaeinsatz. Der 21-Jährige ließ sich von den Unsicherheiten seiner Vorderleute nicht anstecken. "Er hat ein fantastisches Spiel gemacht und enorme Ruhe ausgestrahlt, gerade mit dem Ball am Fuß hat er eine enorme Qualität. Man sieht: Wenn der Trappo ausfällt, muss uns nicht angst und bange werden", betonte Rode.

Ob der Nationalkeeper am Samstag beim Rückrundenauftakt in München wieder mit dabei sein kann, ist noch offen. Doch mit oder ohne Trapp, die Sorgen der Frankfurter liegen anderweitig. Eine Defensivleistung der jüngsten Art käme für den FC Bayern einem Feiertag gleich. Es scheint unumgänglich, dass Glasner Routinier Makoto Hasebe als zentrales Glied der Dreierkette installiert. Im Oktober hatte sich der 39-Jährige in Tottenham einen Innenbandanriss im Knie zugezogen und seither kein Pflichtspiel mehr bestritten. "Wenn du so lange raus bist, schafft es nicht mal ein so großartiger Spieler wie Makoto, innerhalb von knapp drei Wochen Vorbereitung in Top-Form zu kommen", begründet Glasner den Verzicht. Noch größer erscheint allerdings das Risiko mit dem unerfahrenen Smolcic.

Moritz Kreilinger