Bundesliga

Lars Ricken: "Geht extrem auf Kosten aller Jugendspieler"

Dortmunds NLZ-Direktor kritisiert Spielpläne

Ricken: "Das geht extrem auf Kosten aller Jugendspieler"

Im stetigen Austausch: Michael Zorc (li.) und Lars Ricken.

Im stetigen Austausch: Michael Zorc (li.) und Lars Ricken. imago images

Am Dienstag tritt die U 19 von Borussia Dortmund zum Youth-League-Achtelfinale bei Manchester United an. Für Lars Ricken, den Direktor Nachwuchsleistungszentrum beim BVB, ein Grund zur Vorfreude. Dennoch richtet der 44-Jährige im kicker-Interview den Blick auch auf strukturelle Missstände.

"Das Problem ist aktuell, dass in den Junioren-Bundesligen zu wenige Spiele auf dem hohen Niveau stattfinden, für das die Klubs ausbilden", sagt Ricken: "Da bereiten wir unsere Top-Talente nicht mehr auf die höchsten Bereiche des Profifußballs vor." Doch nicht nur das: "Wir bereiten unsere Spieler allgemein zurzeit nicht mehr auf den Herrenfußball vor."

Ich befürchte, dass uns ganz viele Spieler verloren gehen werden.

Lars Ricken

Denn "der Großteil der jetzigen U-19-Mannschaften wird später in der 2., 3. oder 4. Liga spielen", weiß Ricken und rechnet: "In der Saison 2020/21 haben die Teams in der Regionalliga West aber 40 Spiele absolviert, in der laufenden sind es 38 Spiele und in der kommenden werden es auch 38 sein. In der A-Junioren-Bundesliga hatten wir 2020/21 vier Spiele, diese und kommende Spielzeit sind es jeweils 16. Also sind es in diesen drei Jahren 116 Spiele zu 36."

Eben viel zu wenig: "Da sieht man, wie schwierig es sein wird, Jugendspieler in die Regionalliga oder in höhere Ligen zu bekommen und sie auf die Intensität vorzubereiten, in der in diesen Ligen gespielt wird." Rickens Prognose: "Ich befürchte, dass uns ganz viele Spieler verloren gehen werden."

"Bis Sommer 2023 noch im Notfallmodus"

Beim Blick auf den Rahmenterminkalender der kommenden Saison habe er "das Gefühl, dass wir vom wettkampforientierten Leistungssport abkommen. Da kann man nicht mehr von professioneller Förderung sprechen." Ricken kritisiert: "Im März werden die Corona-Maßnahmen in Deutschland gelockert, aber wir sind in den Bundesligen der Junioren bis Sommer 2023 noch im Notfallmodus. Das geht alles extrem auf Kosten aller Jugendspieler."

Ideen der Klubs, das zu ändern, würden nicht angenommen. "Köln und wir haben zum Beispiel für die laufende Saison Vorschläge gemacht, wie bei uns im Westen mit einem Play-off-System mehr Spiele auf hohem Niveau in den Spielplan passen", berichtet Ricken: "Darauf hieß es, dass die Regularien das nicht hergeben, alle drei Staffeln müssten gleich spielen. Da benötigen wir im Sinne aller Jugendspieler viel flexiblere Lösungen."

Im Interview in der Printausgabe des kicker am Montag (oder ab Sonntagabend im eMagazine) spricht Ricken außerdem über die Qualität des Jahrgangs, die Durchlässigkeit zu den eigenen Profis, die Bedeutung der Youth League und die möglichen Einsätze von Anthony Elanga und Youssoufa Moukoko.

Patrick Kleinmann