Bundesliga

Richters Wünsche: Anruf von Flick, Arschtritt von Svensson

Neuer Mainzer Angreifer mit hohen Ambitionen

Richters Wünsche: Anruf von Flick, Arschtritt von Svensson

Neuzugang Marco Richter will in Mainz Nationalspieler werden.

Neuzugang Marco Richter will in Mainz Nationalspieler werden. picture alliance / nordphoto GmbH / Engler

Von 05-Sportdirektor Martin Schmidt, einst sein Trainer beim FC Augsburg, weiß Marco Richter: "Wegen der hohen Ausstiegsklausel in meinem Berliner Vertrag" (die Rede ist von 23 Mio. Euro, Anm. d. Red.), habe sich Mainz "erst gar nicht so richtig getraut", wegen einer Verpflichtung anzufragen. Als klar wurde, dass die Hertha ihren Offensivmann aber schon für rund drei Mio. Euro ziehen lassen würde, "ging alles ziemlich schnell", berichtet der Profi. Um die persönlichen Ambitionen, die mit seinem Wechsel vom Zweitliga-Schlusslicht nach Rheinhessen verbunden sind, will er ebenfalls nicht lange herumreden. "Nationalspieler zu werden, ist 1000-prozentig ein großes Ziel von mir."

Der 25-Jährige, der acht Mal für die U 21 des DFB im Einsatz war und 2021 zum Olympia-Team zählte, glaubt, dafür nun genau das richtige Umfeld gefunden zu haben: "Mainz 05 ist ein sehr ruhiger und gut geführter Verein, wo man sich voll auf Fußball konzentrieren kann", erklärt Richter. "Hier will ich mit Leistung überzeugen, das ist das alles Entscheidende. Ob er mich vielleicht irgendwann mal anruft, ist dann die Entscheidung von Herrn Flick."

Abwanderungsgedanken nach dem Abstieg "direkt ganz offen kommuniziert"

So wie der Angreifer seinen neuen Arbeitgeber beschreibt, klingt dies wohl kaum zufällig nach einem kompletten Gegenentwurf zur Hertha. Als er 2021 vom FC Augsburg nach Berlin wechselte, habe er noch "gedacht, dass ich mich verbessere" mit der Klubwahl. Jedoch folgten "zwei auch vom Kopf her sehr schwere Jahre" mit etlichen Turbulenzen, einer erfolgreichen Relegation und schließlich dem Abstieg. Missen möchte Richter die Zeit im Nachhinein dennoch nicht: "Ich bin da als Mensch gewachsen, habe echte Freunde gefunden und hatte auch den einen oder anderen guten Trainer wie Pal Dardai." Zudem sei er der Hertha "sehr dankbar" für alle Unterstützung während seiner inzwischen vollständig überstandenen Hodenkrebs-Erkrankung. Dass er im Fall eines entsprechend attraktiven Angebots dennoch gerne gehen würde, habe er nach dem Abstieg "direkt ganz offen kommuniziert", sagt Richter. Im Wissen darum ernannte ihn Dardai dennoch zum Kapitän, was Richter "stolz" machte, aber keinen generellen Sinneswandel auslöste.

"Bo fordert sehr viel und schreit auch mal rum. Das ist geil"

Für Mainz sprachen aus der Perspektive des Profis neben dem Verein an sich auch der nie abgerissene Kontakt zu Ex-Trainer Schmidt sowie ein Telefonat mit seinem aktuellen Chefcoach Bo Svensson. Danach "war ich direkt Feuer und Flamme und konnte mir auch nichts anderes mehr vorstellen" als eben den Wechsel zu den Rheinhessen. Zum "sehr, sehr intensiven Spiel" der 05er passe er mit seiner Mentalität und seinen Qualitäten bestens, ist Richter überzeugt. "Es war immer eklig, gegen Mainz zu spielen. Und ich bin mir auch nicht zu schade für einen Sprint mehr nach hinten." Bestätigung zieht Richter direkt aus der allerersten Trainingseinheit: "Eine sehr intensive und läuferisch starke Mannschaft" habe er vorgefunden. Und einen Trainer, der "sehr viel fordert". Genau das findet Richter ausdrücklich "geil". Konkret: "Bo pusht sehr viel im Training, schreit auch mal rum. Und ab und zu brauche ich auch mal einen Arschtritt."

Video-Doping als Vorbereitung auf Lieblingsgegner Frankfurt

Mit Blick auf die mögliche Premiere am Sonntag dürfte das freilich noch nicht der Fall sein. In Rhein-Main-Rivale Eintracht Frankfurt kommt ausgerechnet Richters Lieblingsgegner in die MEWA-Arena. Gegen die SGE traf er mit fünf Toren in zehn Partien häufiger als gegen jeden anderen Bundesligisten. Dazu zählten sein erster Treffer im Oberhaus überhaupt beim 3:0 mit Augsburg im Februar 2018, später "hatte ich auch einen Doppelpack und einmal einen Seitfallzieher gegen die Eintracht". Inzwischen verschaffe ihm die Erwartung dieses Gegners einfach "ein gutes Gefühl". Bis Sonntag, kündigt Richter an, "werde ich mir die Tore nochmal anschauen. Und dann alles geben, damit weitere hinzukommen".

Für einen Einsatz von Anfang an sei er "sehr bereit", würde "aber auch verstehen", wenn Svensson ihn nach nur wenigen Trainingseinheiten in neuer Umgebung erstmal auf der Bank beginnen ließe. Auf dem Feld wäre dann im Mainzer 3-4-3-System eine der beiden Halbpositionen im Dreier-Angriff sein natürliches Betätigungsgebiet: "Ob links oder rechts ist egal, ich bin einigermaßen beidfüßig." Und gegen die Eintracht schießt Richter traditionell sowieso aus allen Rohren.

Thiemo Müller

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