Bundesliga

Riccardo Basile von "Sky - meine Geschichte" im Interview

Sky-Moderator über seine Sendung

Riccardo Basile im Interview: "Es gibt einen Sportler, der mich besonders überrascht hat"

Trifft sich bei "meine Geschichte" mit zahlreichen Top-Sportlern: Riccardo Basile.

Trifft sich bei "meine Geschichte" mit zahlreichen Top-Sportlern: Riccardo Basile. imago images

Endlich ist er mal in seiner Wohnung in München und nimmt sich Zeit für ein Video-Interview mit dem kicker. Riccardo Basile ist ständig unterwegs - und auf zahlreichen Kanälen präsent. Herr Basile, 2008 waren Sie 17 Jahre alt, der Hamburger SV entschied sich bei der Trainersuche gegen Jürgen Klopp. Können Sie sich noch an ein Detail erinnern, weswegen der heutige Welttrainer beim Scouting durchs Hamburger Raster gefallen sein soll?

Puh, irgendwas mit seiner Kleidung war es. Trug er Turnschuhe oder in seiner Freizeit eine Jogginghose?

Die Richtung stimmt schon: Die HSV-Verantwortlichen sollen sich damals an seiner zerrissenen Jeans gestört haben.

Ah, ich verstehe. (lacht) Bei Sky stehen die Moderatoren in der Regel im feinen Zwirn vor der Kamera. Und dann kamen Sie.

Als ich vor vier Jahren vor der Kamera angefangen habe, trug ich tatsächlich auch zunächst weinrote und weiße Hemden. Das hat aber zu mir so gar nicht gepasst, schon gar nicht zu einer Jeans. Nach zwei Jahren sollte ich dann meine eigenen Klamotten tragen. Was mich sehr freute, schließlich ist das authentisch. Und mit Lothar Matthäus habe ich auch einen strengen Kritiker - er ist mein Guido Maria Kretschmar.

Ihr Format "Meine Geschichte" läuft bei Sky sehr erfolgreich, Prominente der Fußball- und Sportszene schildern ihre Geschichte. Wie ist Ihre eigene Geschichte?

Ich bin als Sohn einer Italienerin und eines Deutschen in Fulda geboren. Keine Großstadt, streng katholisch, erzkonservativ. Eine Stadt aber, die mir vieles mitgegeben hat.

Zum Beispiel lange Haare, Drei-Tage-Bart, zerrissene Jeans - war das kein Problem bei Sky?

Ich glaube, dass ich unter anderem auch deswegen den Job bekommen habe. Burkhard Weber, der leider verstorben ist, war einer meiner großen Förderer. Er ist andere Wege gegangen, ich war anders. Das hat gepasst.

Sie starteten als Social-Media-Mann in der Bundesliga- und Champions- League-Sendung. Wie kam es dazu?

Durch harte Arbeit, ich glaube aber auch an Glück. Franz Beckenbauer hat mir mal nach einer Sendung gesagt: Auf der Titanic waren sie alle gesund, aber sie hatten kein Glück.

Was war Ihr Glücksmoment?

Im März 2011, ich stand in Fulda kurz vor meinem Abitur, bin ich mit einem Kumpel, der mir kurzfristig noch eine Karte gegeben hat, zu einer Podiumsdiskussion gegangen. Die Gäste: Uli Hoeneß und Marcel Reif. Im Anschluss lief ich Reif, der als Kommentator ein Held meiner Kindheit war, über den Weg und dachte an die Worte meiner Eltern: Du musst Chancen nutzen, wenn es sie gibt. Also habe ich ihn angesprochen und gefragt, was passieren müsste, damit ich ihn eines Tages ablösen kann.

Wie hat er reagiert?

Sehr sympathisch. Wir haben geredet, dann habe ich ihn nach seiner Telefonnummer gefragt. Ich bekam die E-Mail-Adresse und habe ihm am nächsten Tag eine ellenlange Mail geschrieben. Seine Antwort lautete: "Alles gut. Grüße, M. Reif".

Das ist nicht viel.

Es wurde aber noch mehr. Kurze Zeit später meldete sich Sky und fragte, ob ich nicht ein Praktikum in der Fußballredaktion machen möchte. Das habe ich im November nach meinem Abitur gestartet. Aus vier Wochen wurden acht, plötzlich saß ich bei Champions-League-Spielen mit Ottmar Hitzfeld, Stefan Effenberg und Jean-Marie Pfaff zusammen. Ein Traum!

Hatten Sie auch mal selbst den Traum von der eigenen Fußballerkarriere?

In der Jugend war ich ganz gut, mit 15 hätte ich zu Hannover 96 wechseln können. Das wollte ich aber aufgrund der Entfernung zu Fulda nicht. Und so verlief sich das dann.

Im Gegensatz zu der Sache mit Sky.

Ja, ich habe auch während meines Studiums den Kontakt gehalten und wurde redaktioneller Mitarbeiter. Von Montag bis Mittwoch war ich in Bamberg und habe studiert, donnerstags war ich bei meiner Familie in Fulda, und am Freitag bin ich jede Woche in irgendein Bundesliga-Stadion zur Arbeit gefahren. So lief fast jede Woche bis 2017.

2018 wurden Sie Co-Moderator von Jörg Wontorra in dessen Fußball-Talk.

Der nächste wichtige Mann auf meinem Weg. Er wollte mich an seiner Seite haben, das war eine große Ehre. Ich musste mich schon manchmal kneifen: Aus meinen TV-Idolen wurden Kollegen und Freunde.

Im Internet steht als Beschreibung über Sie: Moderator, Filmemacher, Influencer, Podcaster, Besitzer eines Modelabels. Als was fühlen Sie sich?

Das Fernsehen, die Moderation, das ist meine Leidenschaft. Ich bin ein Mensch, der immer beschäftigt sein muss, immer neue Dinge ausprobiert. In den vergangenen acht Monaten war ich nie länger als drei Nächte hintereinander in einem Bett. Es muss immer weitergehen. Ich bin happy, so breit aufgestellt zu sein - die Kombination macht es bei mir aus.

2016 gründeten Sie bereits das Mode- label "BOLZR".

Ich hatte schon immer eine Affinität zur Mode. Es war immer mein Traum, mal ein eigenes Label zu haben. Im Jahr 2016 habe ich mich intensiver mit dem Gedanken beschäftigt, nicht lange überlegt und es in die Hand genommen, habe Fußball und Mode miteinander verknüpft. Inzwischen führe ich das Unternehmen mit meinem guten Freund Patrick Owomoyela. Als ich damals mit BOLZR begonnen habe, war der Gedanke, Mode nur für Sportler zu machen, mittlerweile ist es Mode für jedermann und jedefrau.

Sind Sie lieber der Boss als der Co-Moderator?

Die Zeit als Co-Moderator war für mich wahnsinnig lehrreich. Ich konnte beobachten, mir viele Dinge abschauen. Jörg Wontorra konnte mit seiner charmanten Art die frechsten Dinge fragen, er hat immer eine gute Antwort bekommen. Ich konnte mir vieles abschauen, einiges kann ich jetzt auch bei "Meine Geschichte" einfließen lassen. Sein eigenes Format zu haben macht aber ehrlicherweise natürlich noch mal mehr Spaß.

Haben Sie eine Vorstellung davon, wo Sie in fünf, zehn Jahren sein wollen?

Ich glaube, all diese Dinge, die ich momentan mache, gibt es in dieser Symbiose in Deutschland sonst noch nicht. Deswegen möchte ich das ausbauen, in allen Bereichen. Ich möchte mich ständig weiterentwickeln und neue Dinge ausprobieren, daher freue ich mich sehr, dass ich jetzt schon mit Blick auf die nächste Saison verraten kann, dass ich bei Sky auch als Field-Reporter in der Bundesliga im Einsatz sein werde.

In "Meine Geschichte" konfrontieren Sie Ihre Gesprächspartner mit den ersten fünf Dingen, die bei Google im Zusammenhang mit ihnen gesucht werden. Bei Ihnen sind das: Gehalt, Vermögen, Eltern, Italiener, Kind. Überrascht?

Nein, gar nicht. Viele Menschen sind interessiert daran, was Moderatoren, Schauspieler oder generell Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, verdienen. Und klar habe ich auch einen durchaus extravaganteren Style. Dass die Leute sich bei meinem Namen Gedanken über die Herkunft machen, liegt auch auf der Hand.

Reiner Calmund, Kevin Großkreutz, Lena Goeßling und Stefan Kretzschmar haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle haben in Ihrer Sendung Gefühle gezeigt und geweint. Wie schaffen Sie es da, selbst die Fassung zu bewahren?

Ich bin kein Mensch, der schnell weint, aber natürlich macht es auch was mit mir, da muss ich auch schlucken. "Meine Geschichte" lebt von solchen Emotionen, wir wollen den Menschen hinter meinem Gast sehen, oftmals ergeben sich Themen, die so gar nicht geplant waren.

Sie kennen die wunden Punkte Ihrer Gesprächspartner. Gibt es Tabus?

Grundsätzlich nicht, wenn jemand mich jedoch vorher informiert und über bestimmte Themen nicht sprechen möchte, akzeptiere ich das.

Sie besuchen Ihre Gäste in deren Zuhause. Wie schaffen Sie es, dass die Stars ihre Türen öffnen?

Vertrauen ist der alles entscheidende Punkt. Die Grundidee war, dass wir zeigen wollen, welche Persönlichkeit hinter einer Trikotnummer steckt, wie sie wohnt, wie sie lebt. In seiner eigenen Umgebung fühlt man sich meist auch viel wohler als in einem Fernsehstudio mit 16 Scheinwerfern, vier Kameraleuten und drei Kabelträgern. Vor allem, wenn man eine Studiosituation nicht gewohnt ist.

Wie authentisch ist es tatsächlich? Oder räumen manche erst mal die ganze Bude um, bevor gedreht wird?

Keine Ahnung, wie es vorher bei denen aussieht, ehe ich komme (lacht). Im Ernst: Ich glaube nicht, dass die sich groß verstellen oder Möbel rücken. Ich war teilweise selbst überrascht, als ich in Wohnungen gekommen bin, die nicht perfekt aufgeräumt waren. Aber so ist es doch am schönsten: nah, echt, authentisch.

Wer hat Sie bislang am meisten überrascht, weil er ganz anders war, als Sie es sich vorgestellt hatten?

Ich fand bislang jeden meiner Gäste klasse. Wir machen uns im Vorfeld immer viele Gedanken, wen wir gerne treffen würden. Es gibt einen Sportler, der mich besonders überrascht hat - Dennis Schröder. Wie er zum Beispiel mit dem Tod seines Vaters umgegangen ist, wie er darüber gesprochen hat, das fand ich sehr bemerkenswert.

Haben Sie einen Wunschgast, den Sie mal besuchen möchten?

José Mourinho, er ist "The Special One". Er ist eine der schillerndsten Figuren im Weltfußball.

Um zum Abschluss noch mal ein Werkzeug Ihrer Sendung zu benutzen: Welchen berühmten Kontakt aus Ihrem eigenen Telefonbuch würden Sie per Video anrufen? Was die Berühmtheit betrifft, wäre es natürlich Lothar Matthäus. Aber er ist ein Kollege, das wäre zu einfach. Ich glaube, ich würde Frederick Lau anrufen. Ein überragender Schauspieler und guter Freund von mir.

Interview: Thomas Hiete