Bundesliga

"Rangnick-Gruppe" outet sich: Auch Ingo Anderbrügge will S04 helfen

14-köpfige Initiative stellt sich vor

"Rangnick-Gruppe" outet sich: Auch Anderbrügge will S04 helfen

Er will Schalke 04 zukunftssicher machen: Ingo Anderbrügge.

Er will Schalke 04 zukunftssicher machen: Ingo Anderbrügge.

Ingo Anderbrügge trat 1997 im Rückspiel des UEFA-Cup-Finals bei Inter Mailand als erster Schalker beim Elfmeterschießen an und knallte den Ball mit derartiger Wucht in den Winkel, dass das Netz zu reißen schien. "Ich bin damals nicht vor diesem Elfmeter weggerannt und werde auch jetzt nicht wegrennen", sagt der "Eurofighter". Er ist eines der Mitglieder jener Gruppe, die auf Schalke mit ihrem Vorstoß, Ralf Rangnick als neuen Sportvorstand zu verpflichten, ziemlichen Wirbel verursacht hat (der kicker berichtete).

Am Mittwoch trat die zunächst anonyme Gruppe nun an die Öffentlichkeit, Anderbrügge saß als Vertreter ebenso mit am Tisch wie die beiden Gruppensprecher Ulrich Paetzel, früherer Bürgermeister der Stadt Herten, sowie Frank Haberzettel, Geschäftsführer der Deutschen Beamtenwirtschaftsverbund GmbH. Besonders gewichtige Aspekte in dieser Pressekonferenz: die Causa Rangnick und das Thema Ausgliederung.

Paetzel erklärte in Richtung S04-Führung: "Mit der Idee Rangnick haben wir die Lethargie der letzten Monate durchbrochen." Bei der Idee ist es bekanntlich nicht geblieben - es kam aufgrund des "privaten Kontakts" zum direkten Austausch zwischen Vertretern der Gruppe und Rangnick. Man habe mit ihm jedoch "keine Vertragsverhandlungen geführt, sondern Punkte fixiert", sagte Paetzel.

Konkrete Gespräche mit dem Wunschkandidaten sind nun Schalkes Aufsichtsratsvorsitzendem Jens Buchta vorbehalten. Eine erste Kontaktaufnahme hat es bereits gegeben. "Ich denke, dass eine schnelle Entscheidung für alle Beteiligten das Beste wäre", sagte Haberzettel. Falls der Plan mit Rangnick, der gerne Bundestrainer werden möchte, scheitert, werde die Gruppe nicht automatisch in der Versenkung verschwinden. "Unsere Arbeit bezieht sich nicht nur auf diese Personalie, sondern ist viel weitreichender", betonte Haberzettel. "Wir sind als Initiative zusammengekommen, um viele Zukunftsfragen anzugehen."

Von der Forderung "sofortige Ausgliederung" könne keine Rede sein

Hinsichtlich der Finanzierung eines Rangnick-Engagements versichert die Gruppe, dass diese Hürde zu überspringen sei. Dass ein Visionär wie Rangnick auf lange Sicht (im Raum steht ein Vertrag über fünf Jahre) entsprechende Vereinsstrukturen benötigt, um seine Vorstellungen umsetzen zu können, ist indes kein Geheimnis. Von der Forderung einer "sofortigen Ausgliederung" seitens der Gruppe könne keine Rede sein, erklärte Haberzettel, eine "schnellstmögliche" Ausgliederung, die vor 2023 ohnehin kaum zu realisieren ist, sei aber durchaus ein Punkt, über den man reden müsse.

Wenn am Ende eines transparenten Prozesses herauskommt, dass Schalke keine Ausgliederung will, dann ist das halt so.

Frank Haberzettel, Geschäftsführer der Deutschen Beamtenwirtschaftsverbund GmbH

Man wolle "mit den Mitgliedern einen Prozess gestalten", betonte Haberzettel auf kicker-Nachfrage. "Wenn am Ende eines transparenten Prozesses herauskommt, dass Schalke keine Ausgliederung will, dann ist das halt so. Der Souverän sind die 160.000 Mitglieder." Paetzel, der Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft ist, ergänzte: "Wir müssen verschiedene Konzepte offen diskutieren."

Auch Sandrock und Ex-Mannschaftsarzt Langhorst dabei

Die 14-köpfige Gruppe mit dem Namen "Tradition und Zukunft" besteht aus "Eurofighter" Ingo Anderbrügge, Ex-Arena-Manager Rüdiger Mengede, Ex-Aufsichtsrat Uwe Kemmer, Ex-Teamarzt Armin Langhorst, Ex-Knappenschmiede-Chef Bodo Menze, Ulrich Paetzel (Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft), Frank Haberzettel (Geschäftsführer des Deutschen Beamtenwirtschaftsbundes), Medienunternehmer Jörg Grabosch, Bauprojektentwickler Ludger Inholte, Michael Bücker (Vorstandsmitglied der BayernLB) und Karl-Werner Schulte (Kuratorium der "Stiftung Schalker Markt").

Auch dabei: Ramon Proske und Harfid Hadrovic sowie Hans Mosbacher von den S04-Sponsoren "Harfid" und "Stölting". "In unserer Gruppe gibt es keine Scheichs, Heuschrecken oder Finanzinvestoren", sagte Paetzel.

Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie der Verein vor die Hunde geht.

Ulrich Paetzel, früherer Bürgermeister der Stadt Herten

Grund für den Zusammenschluss der Gruppe sei die besorgniserregende Entwicklung beim FC Schalke 04 in den vergangenen Monaten gewesen. "Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie der Verein vor die Hunde geht", sagte Paetzel. Im Verlauf der Pressekonferenz reichten er und Haberzettel der aktuellen Schalker Führung im übertragenen Sinne mehrmals die Hand, einen persönlichen Austausch wird es geben. "Wir verstehen uns nicht als Opposition, sondern wollen mit den handelnden Personen zusammenarbeiten", sagte Haberzettel: "Zum Wohle des Vereins."

Toni Lieto